Flammenzungen
sie nicht mit ihm über ihren pakistanischen Freund reden wollte.
„Hm“, machte er und zuckte mit den Schultern. „Er parkte auch in der Straße, als du mich das erste Mal mit nach Hause genommen hast. Und kaum stiegen wir aus, fuhr er ebenfalls weg.“
„Tatsächlich?“ Amy schaute noch einmal in die Richtung, als könnte sie das Auto noch sehen. Lorcan besaß eine gute Beobachtungsgabe, sie musste vorsichtig sein.
„Wahrscheinlich Zufall“, meinte er und setzte sich auf den Beifahrersitz.
„Vielleicht, ja“, murmelte sie, war sich aber nicht sicher. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass es Nabil gewesen war. Parkte er öfters in der Nähe ihres Hauses ? Hätte er Skyler besucht, wäre er auch kurz bei ihr vorbeigekommen, das machte er immer so. Was hatte sein seltsames Verhalten zu bedeuten?
In dieser Nacht würde sie keine Antwort mehr auf ihre Frage bekommen, daher schob sie den Gedanken beiseite und setzte sich hinters Lenkrad. Mit jedem Meter, den sie dem Treffpunkt näher kamen, wurde sie nervöser. Skyler hatte sie zu seinem ehemaligen Verleih für Wassersportgeräte bestellt.
Vor etwas mehr als acht Jahren hatte er den Laden erstanden und sich selbstständig gemacht. Der Hurrikan Katrina hatte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Lagune war ohnehin schon belastet gewesen. Aber als während der Katastrophe Ende August 2005 einige Deiche brachen, musste New Orleans ausgepumpt werden. Man leitete das Schmutzwasser in den Pontchartrain-See, was nicht nur den 125 Arten von Wasserlebewesen zusetzte, sondern auch Skyler. Mühsam hatte er sein Geschäft renoviert und neu eröffnet. Doch die Kunden waren weggeblieben. Jeder hatte mit seinem eigenen Schicksalsschlag zu kämpfen. Und selbst als es wieder bergauf ging, scheuten die Menschen den direkten Körperkontakt mit dem belasteten Gewässer. Der Verleih ging pleite. Skyler fand keinen Käufer für das Haus, obwohl eine kleine Lagerhalle dazugehörte, in der er früher die Surfboards, Jetskis und andere Gerätschaften aufbewahrt hatte. Die Ausrüstung hatte er verscherbelt» das Gemäuer zerfiel.
Anscheinend hat er inzwischen einen anderen Verwendungszweck dafür gefunden, dachte Amy belustigt.
Aufgeregt lenkte sie ihren Wagen durch das Tor, das er wohl für sie hatte offen stehen lassen. Um sicherzugehen, dass sie nicht gestört wurden, stieg Lorcan aus und schloss es hinter ihnen. „Betreten strengstens verboten!“, las sie auf dem Schild, das an einer Silberweide neben der Einfahrt hing. Früher hatte dort gestanden: „Willkommen im Sea Snake - Watersports ’n’Fun".
Amy stellte das Auto in einiger Entfernung zu dem grau en Betonklotz ab, der nur noch Reste der Farbe aufwies, in der er einst gestrichen worden war. Gemeinsam schli chen sie in der Dunkelheit voran. Je näher sie kamen, des to lauter klang das sanft gegen das Ufer schwappende Was ser. Die Luft roch nach Algen und feuchtem Gras. Zikaden zirpten in der Dunkelheit. Von einem Boot, das in einiger Entfernung ankerte, drang R&B-Musik zu ihnen herüber. Anscheinend feierte eine Handvoll junger Leute dort eine kleine Privatparty, schemenhaft sah man sie an Bord tanzen.
Amy ergriff die Hand ihres Begleiters. Ihr Herz schlug schneller. Lorcan küsste sie und schob sie nah an ein Seiten fenster der Halle heran. Drinnen brannte Licht. Ein einzel ner Strahler war auf eine afroamerikanische Schönheit ge richtet, die wenige Meter seitlich von der Scheibe entfernt auf einer Hundedecke kniete.
Ebony trug eine Zwangsjacke, die ihre Brüste aussparte. Prall hingen sie herab und wirkten durch den weißen Stoff noch dunkler. Ihr Unterleib war nackt. Sie war blank ra siert, wehrlos und offensichtlich erregt. Ihr Mund stand of fen, als bekäme sie nicht genügend Luft. Ihre Beine waren gespreizt. Sie spannte immer wieder kurz die Pomuskeln an und blickte erwartungsvoll zu ihrem Herrn auf.
Vor ihr ging Skyler, nur bekleidet mit einer schwarzen Le derhose, auf und ab. Die Schnallen an seinen Springerstie feln klapperten bei jedem Schritt. Er hatte wohl eine Bewe gung ausgemacht, denn er schaute zu ihnen herüber. Lorcan hob die Hand zum Gruß. Skyler nickte, sah auf Ebony hi nab und lächelte maliziös.
15. KAPITEL
August dieses Jahres
Lake Pontchartrain, Sea Snake — Watersports ’n’Fun
Ebony musste erahnen, dass sie nicht länger mit ihrem Lieb haber allein war, denn ihr Brustkorb hob und senkte sich hektischer, und sie setzte zum Sprechen an, doch Skyler machte
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