Flammenzungen
verstummt.
„Fährt Nabil immer noch mit dem Tretesel?“, fragte Skyler und schüttelte den Kopf.
„Mach dich nicht lustig über ihn.“ Amy stieß seine Hängematte an, aber sie schwang kaum hin und her, da ihr Cousin zu schwer war. „Er ist Sportler, wie ihr.“
„Kinder fahren Fahrrad. Richtige Kerle stemmen Gewichte.“ Er nickte Lorcan zu, doch dieser zuckte kaum mit dem Mundwinkel.
Das konnte sie nicht auf ihrem besten Freund sitzen lassen. Bei einem ihrer letzten Besuche hatte er sich in ihrem Beisein ein frisches T-Shirt angezogen, und sie hatte festgestellt, dass er gar nicht so übel aussah. Er war eben kein Arnold Schwarzenegger, sondern ein Lance Armstrong. „Nabil ist Radsportler. Er hat sogar schon einige Pokale gewonnen.“
„Und sich dabei die Nüsse platt gefahren.“ Skyler lachte als Einziger über seinen derben Witz. Prustend schlug er sich auf den Oberschenkel.
Amy verdrehte die Augen. „Er stand sogar schon mal in einer Fachzeitschrift.“
„Die Werbeanzeige hängt immer noch eingerahmt bei ihm im Wohnzimmer.“ Skyler gluckste wie ein Junge und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
„Er hat tausend Dollar für das Fotoshooting bekommen und musste nur einen Energydrink in die Kamera halten.“ Manchmal brauchte ihr Cousin einen Dämpfer, er konnte ihn gut wegstecken, daher bemerkte sie scharfzüngig: „Dir hat noch niemand Geld angeboten, obwohl du denkst, dass du aussiehst wie ein griechischer Gott.“
„Sei doch nicht immer so ernst.“
Plötzlich ließ er seine Hand vorschnellen, packte sie am Arm und zog sie auf seinen Schoß, bevor sie wusste, wie ihr geschah. Die Scharniere der Hängematte quietschten bedrohlich. Er knabberte so sachte an ihrem Hals wie damals, als sie noch Kinder gewesen waren, dass es kitzelte und sie lachte. Doch mit Lorcan als Zuschauer war ihr das peinlich. Das unschuldige Spiel bekam eine erotische Komponente. Es wirkte mit einem Mal schmutzig und falsch. Heftig kämpfte sie gegen Skyler an. Ihr Cousin musste spüren, dass etwas anders war als früher und dass Amy langsam sauer wurde, denn er hörte auf, sie zu beißen, ließ sie jedoch nicht los, sondern schaute sie irritiert an.
„Entschuldigung, Kumpel.“ Lorcan zerrte sie von ihm herunter und zog sie auf seine Knie. »Aber sie gehört jetzt auf meinen Schoß.“
Glücklich, dass er sie aus dieser unangenehmen Situation, in die Skyler sie mit seiner Unbedarftheit gebracht hatte, gerettet hatte, legte sie ihm einen Arm um seine Schulter. Seine Nähe fühlte sich gut an. Trotz ihrer Zweifel an seiner Aufrichtigkeit tat es gut, von ihm gehalten zu werden und ihn zu spüren. Dennoch durfte sie nicht vergessen, dass er etwas im Schilde führte. Sie musste unauffällig herausfinden, was er von ihr wollte, und dieses Wissen nutzen, um ihn loszuwerden, ohne dass er ihr oder jemandem, der ihr nahestand, schaden konnte. In diesem Moment, wo er sanft ihre Hüften drückte und sie mit einer Wärme im Blick ansah, die seiner Scharade trotzte, nahm sie sich vor, seine Anwesenheit bis zu einer Aussprache mit allen Sinnen zu genießen.
„Ihr seht aus, als würdet ihr gleich übereinander herfallen.“ Schnalzend lehnte sich Skyler zurück.
Amy würde heiß. Sie fragte sich, was er von Lorcan wusste. Er würde einem Stadtstreicher und Exhäftling wohl kaum seine Cousine überlassen. Vermutlich hatte Lorcan die Wahrheit schöngefärbt. Das war ihr recht.
In einem Zug leerte Skyler seine Bierflasche und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Dein Freund und ich haben viel gemeinsam, nicht nur, dass wir unsere Körper schinden, um gut für euch Frauen auszusehen.“ „Eigentlich steht bei mir die Fitness im Vordergrund“, warf Lorcan ein.
„Papperlapapp. Das behauptest du nur, weil Amy dabei ist.“
„Wenn du meinst.“
Skyler murrte. „Wir stehen beide darauf, unsere Liebhaberinnen ein wenig anzuleiten, wenn du verstehst...“
Verwirrt schaute sie von einem zum anderen. Lorcan machte den Eindruck, als wolle er das Thema lieber vermeiden, und schwieg.
Skyler schwang sich herum und setzte sich. Leiser als zuvor erklärte er: „Es macht uns an, ihnen zu sagen, was sie tun sollen, wenn sie vor uns knien und demütig zu uns aufschauen und wir sie dazu bringen, Dinge zu machen, zu denen sie sich von alleine nicht überwinden könnten. Wir mögen unsere Partnerinnen gehorsam.“
Ein starkes Prickeln floss durch sie hindurch. Die Männer hatten sich gerade erst kennengelernt
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