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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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bewachten Anwesen verschwinden, als hätte er sich in Luft aufgelöst? Das Dienstmädchen Sue hatte, als sie am Morgen ein Fenster der Villa zum Lüften öffnete, beobachtet, wie die Hausherrin zum Atelier am Ende des Gartens schlenderte. Danach verlor sich Kimoras Spur. Sue glaubte sich daran zu erinnern, das Rattern eines Dingis gehört zu haben, während sie die Betten frisch bezog. Aber erstens war sie sich nicht sicher, da eine andere Angestellte den Flur gesaugt hatte, und zweitens waren Boote auf dem Lake Pontchartrain, an dem das Grundstück lag, nun wirklich keine Seltenheit.
    Die Polizei ging davon aus, dass Kimora längst tot war, weil keine Lösegeldforderung eingegangen war.
    Sie hatten das Mobiltelefon der Vermissten untersucht. Überraschenderweise hatte Kimora die zunächst schlüpfrigen, dann verzweifelten SMS, die sie von Lorcan erhalten hatte, nicht gelöscht. Die Cops gingen davon aus, dass sie die Nachrichten als Beweismittel aufgehoben hatte, da sie sich von Lorcan bedrängt fühlte. Doch er wusste es besser. Kimora hatte die Zeit mit ihm genossen. Ein Teil von ihr hatte sich zu ihm zurückgesehnt. Womöglich wären sie in einem anderen Leben ein Paar geworden, aber in diesem gehörte sie zu Gavin. Das hatte er begriffen. Er interessierte sich nicht für Malerei, er ging nicht auf Konzerte, und seine Schwärmerei für Kimora war längst abgekühlt. Er schätzte sie, aber begehrte sie nicht mehr. Wie gut, dass sie das eher erkannt hatte als er! Ohne sie hätte er einen schweren Fehler begangen und ausgerechnet seinen besten Freund tod- unglücklich gemacht.
    Nervös wandte sich Lorcan um und lauschte, aber die Polizisten waren immer noch im Konferenzraum. Wann gingen sie denn endlich, damit er Gavin fragen konnte, ob es Neuigkeiten gab ? Zudem konnte er sich wegen ihrer Anwesenheit nicht auf seine Arbeit konzentrieren. Diese Arschlöcher hatten ihm zugesetzt. Es waren wohl zahlreiche Anrufe, die von einem Wegwerfhandy aus getätigt worden waren, auf Kimoras Anschluss eingegangen. Sie konnten nicht zurückverfolgt werden, aber die scheiß Bullen hatten ihm unterstellt, dass sie von ihm stammten. Er hätte offiziell aufgehört, Kimora zu belästigen, und sich eine unauffälligere Art gesucht, ihr nachzustellen, hatten sie behauptet. Sicherlich wollten sie nur versuchen, ihn zu provozieren, in der Hoffnung, er würde sich verraten.
    Sie konnten nicht ernsthaft glauben, er hätte sie umgebracht! Das war zu abwegig.
    Als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingte, erschrak Lorcan. Er flog herum, sein Herz hämmerte. Er legte die Hand auf seinen Brustkorb und atmete tief durch. Verlegen lachte er.
    Seit einer Stunde hatte niemand mehr angerufen. Nachdem der erste Artikel in der Presse erschienen war, dass Gavins Ehefrau vermisst wurde und die Polizei von Mord ausging, war es in der Immobilienfirma schlagartig ruhig geworden. Die Klienten zogen zwar nicht ihre Aufträge zurück, aber sie wussten nicht mit der Situation umzugehen, vermutete Lorcan, und mieden vorerst den Kontakt. Noch verzeichnete Buckley MacConmara keine Verluste, jedoch kamen auch keine neuen Projekte hinzu, was sich über kurz oder lang in den Zahlen niederschlagen würde.
    Es war so wenig los, dass sie Carly ein verlängertes Wochenende genehmigt hatten. Die Teamassistentin hatte gestrahlt und sich und ihren Ehemann spontan in den Alligator Bayou Cajun Cottages in Prairieville eingemietet. Lorcan schaute auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor elf Uhr morgens. Bestimmt befanden sich die beiden zu diesem Zeitpunkt schon auf einer geführten Tour durch das Sumpfgebiet, fuhren Kanu oder spazierten durch die Natur.
    Am Vorabend hatte Carly ihr Telefon auf Gavin umgeleitet, der darauf bestand, nicht geschont zu werden. Doch da er mit den Polizisten sprach, hatte er es so eingerichtet, dass alle eingehenden Gespräche an Lorcans Apparat weitergeleitet wurden.
    Das Klingeln wurde nervtötend. Er eilte zum Schreibtisch, nahm ab und meldete sich.
    „Lorcan?“ Ein zaghaftes Flüstern.
    Er stutzte. Augenblicklich zog sich sein Magen zusammen. „Ja?“
    „Lorcan, ich bin’s.“ Ihre Stimme zitterte. „Hörst du mich?“
    Spielte seine Fantasie ihm einen Streich? „Ja, aber ...“
    »Hilf mir. Hol mich hier raus. Bitte. Schnell.“
    Sein Puls raste. „Kimora?“
    „Ich habe solche Angst.“ Er konnte jeden ihrer Atemzüge hören. „Er tut mir weh. Er will mich besitzen. Er wird mich umbringen. Er ... er ... “
    Hatte sie die Zentrale

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