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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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sogleich, denn sein Freund und Geschäftspartner blinzelte ihn eiskalt an. Demonstrativ drehte Gavin ihm den Rücken zu und schritt hinaus. Was hatte er den Polizisten im Konferenzraum erzählt?
    Hatte er Lorcan ans Messer geliefert?

 
     
21. KAPITEL
    August dieses Jahres
    Metairie, Buckley Real Estate Agency
    Lorcan sah sich als Opfer. Aber war er das auch? Amy glaubte ihm, befürchtete allerdings, dass es daran lag, dass sie nur mit einem Unschuldigen zusammenbleiben konnte.
    Um der Wahrheit einen Schritt näher zu kommen und sich ein eigenes Bild von Gavin Buckley zu machen, hatte sie sich an diesem Vormittag freigenommen. Allerdings hatte sie Lorcan gegenüber nichts von ihrem Vorhaben erwähnt, sonst hätte er sie mit Sicherheit davon abgehalten.
    Zur gewohnten Zeit war sie aus dem Haus gegangen. Nun saß sie im Wartebereich vor der Anmeldung der Buckley Real Estate Agency und blätterte desinteressiert in dem Ordner mit Beschreibungen der zum Verkauf stehenden Häuser in New Orleans und Umgebung, sauer darüber, dass ihr Plan nicht aufging, weil Gavin keine Zeit für sie hatte. Wie hatte sie auch davon ausgehen können, dass sie einfach herkommen und mit ihm reden konnte? Seine neue Firma schien gut zu laufen. Das Telefon stand nicht still, und Carly Portier kam nicht einmal dazu, Amy den versprochenen Kaffee zu bringen. Trotz Klimaanlage standen Schweißperlen auf der Stirn der Afroamerikanerin. Immer wenn sie von der Rezeption in die Kaffeeküche gehen wollte, klingelte es erneut oder Mr. Buckley oder einer seiner Kollegen benötigte ihre Unterstützung.
    Dass Gavin die alten Büroräume in New Orleans aufgegeben hatte und nach Metairie gezogen war, überraschte Amy nicht. Bestimmt suchte er Abstand zu dem, was geschehen war. Vielleicht war auch die Nähe zu seinem Privatwohnsitz ausschlaggebend gewesen. Im Gegensatz zu dem alten Firmengebäude hatte er sein Anwesen am Pontchartrain-See nicht aufgegeben. Das fand Amy seltsam. Behielt er ihr gemeinsames Nest als Zeichen dafür, dass er Kimoras Tod nicht wahrhaben wollte, solange man ihre Leiche nicht fand? Oder hielt er sie auf dem Gelände fest?
    Abwegig war dieser Gedanke nicht, fand Amy und tat so, als lese sie die nächste Immobilienanzeige durch. Das würde auch erklären, wie Kimora das Gelände hatte verlassen können, ohne gesehen zu werden: weil sie es nie verlassen hatte.
    „Guten Morgen, warten Sie auf mich?“
    Eine angenehm warme Männerstimme riss sie aus ihren Überlegungen. Überrascht, weil sie ihn nicht hatte kommen hören, schaute sie auf. Ein Mann mit kupferfarbenem Haar, den sie bisher nur von Fotos aus dem Internet und von den digitalisierten Zeitungen der NO Public Library kannte, lächelte sie an.
    „Mr. Thomas Thibodeaux kommt in fünf Minuten, Mr. Buckley“, rief Carly ihm rasch zu, vermutlich um zu verhindern, dass er Amy mit in sein Büro nahm und damit seinen Terminplan durcheinanderbrachte. Zu mehr kam sie nicht, denn eine Kollegin schritt zielstrebig auf den Empfangstresen zu, um sie darum zu bitten, ihr einige Unterlagen herauszusuchen.
    „Gavin Buckley.“ Er reichte Amy die Hand, und sie schüttelte sie.
    Ihr Puls stieg. „Es tut mir leid. Ich hatte mich nicht angemeldet. Ihre Assistentin gab mir diesen Ordner, damit ich schon mal einige Angebote prüfen kann. Aber ich habe einen Termin für übernächste Woche gemacht.“
    „So ausgebucht sind wir?“ Er lachte verlegen. „Hat man Ihnen nichts zu trinken angeboten?“
    „Doch, nur ist Mrs. Portier sehr beschäftigt. Das ist in Ordnung.“
    „Einen Moment.“
    „Ich gehe eh gleich wieder“, rief Amy ihm hinterher, da sie befürchtete, die Assistentin bekäme nun Ärger. Doch er ging an ihr vorbei und kehrte nach einer Minute mit einem Tablett, auf dem eine Tasse Kaffee und ein Glas Wasser standen, zurück. Beides stellte er vor Amy auf den Tisch.
    „Sie haben die freie Wahl.“ Er zwinkerte. „Oder nehmen gleich beides.“
    „Danke schön“, sagte sie. Er hatte sogar ein Kännchen mit Milch und portionierten Zucker mitgebracht. Warum gab er sich solche Mühe? Sie war nicht gerade gekleidet wie eine Klientin, die ihm viel Geld bringen würde.
       Er streikte den Arm aus, sein Hemdsärmel rutschte hoch und er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ein bisschen Zeit habe ich für Sie. Mr Thibodeaux ist ja bisher noch nicht eingetroffen.“ Er knöpfte sein graues Jackett auf und setzte sich. „Wie war noch gleich Ihr Name?“
      Sie hatte überlegt,

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