Flammenzungen
damit den Atem. Wie schön die junge Frau war! Sommersprossen zierten ihren blassen Teint. Sie hatte eine Stupsnase und die dunkelsten Augen, die Amy je gesehen hatte. Das grau-braun karierte Stoffkleid schmiegte sich eng an ihre schlanke Figur. Offenbar trug sie keinen BH darunter, denn die Knöpfe standen bis knapp unter der Linie, die ihr Busen bildete, offen und gaben reichlich viel preis.
Ihr Blick machte Amy nervös, aber auf eine angenehme Art und Weise. Sie verspürte keine Angst vor ihr oder dem Begehren, das die Fremde ihr signalisierte, sondern es schmeichelte ihr. Dixie drängte sie zu nichts, sondern ließ ihr eindeutig die Wahl. Unausgesprochen lag diese Offerte vor ihr wie ein Geschenk.
Amy wurde es heiß. Sie nahm ihren frisch gemixten Mojito und saugte den bittersüßen Cocktail durch den Strohhalm. Der Rum breitete sich wohltuend in ihr aus und nahm ihr ein wenig von der Aufregung.
Warnend blinzelte Dixie einen Mann an, der sich mit seinem Hintern auf der Rückenlehne einer Couch niedergelassen hatte. Nur der Gang trennte sie von ihm. Er hörte seinen beiden Freunden gar nicht zu, sondern starrte mit unverhohlenem Interesse zu ihnen herüber.
Dixie schnaubte. „Lass uns abhauen. Ich kann diese Typen nicht ausstehen, die denken, zwei Frauen würden sich nur miteinander vergnügen, um sie anzumachen.“
„Ich weiß nicht.“ Um Zeit zu schinden, trank Amy ihren Drink in kleinen Schlucken. Vielleicht war das der Grund, warum der Rum ihr zu Kopf stieg, oder aber ihre Nervosität.
„Was ist gegen ein bisschen Spaß einzuwenden?“, fragte Dixie und lächelte unverschämt anziehend. „Die Chemie zwischen uns stimmt. Ich habe nicht vor, dich davon zu überzeugen, dass das Gras am anderen Ufer grüner ist. Aber wir könnten erst einmal hier verschwinden und uns ein ruhiges Plätzchen ganz für uns alleine suchen. Dann sehen wir weiter. Du kannst gehen, wann immer du möchtest.“ Hitzewellen brandeten über Amy hinweg. Sie konnte kaum fassen, dass vor ihr eine attraktive Frau stand, die ihr anbot, sie in die gleichgeschlechtliche Liebe einzuführen. Ein Abenteuer mit einer Liebhaberin! Wow, dachte sie und war sprachlos.
„Ein Kuss hier.“ Dixie streifte Amys Halsbeuge mit den Lippen.
„Ein Kuss da.“ Sie küsste ihre Wange.
„Und vielleicht auch dort.“ Sachte drückte sie ihren Mund auf Amys Lippen. „Wir lassen uns treiben und warten einfach ab, wohin uns das führt.“
Überrascht nahm Amy das Pochen zwischen ihren Schenkeln wahr. Sie hatte niemals über Sex mit einer Frau nachgedacht, aber nun reagierte ihr Körper heftig auf diese Aussicht.
„Ich bin nicht alleine hier.“ Suchend schaute sie sich nach Skyler um. Auf der Bühne tanzte längst ein anderer Mann und krächzte schräg ins Mikrofon. Ihren Cousin entdeckte sie in einer Ecke. „Oh, wann hat er denn die Rothaarige kennengelernt?“ Amy hatte ihn doch nur kurz aus den Augen gelassen, um sich einen neuen Cocktail zu besorgen. Gerade drückte er eine Unbekannte, die ihr flammend rotes Haar zu einem strengen Zopf nach hinten gebunden hatte, gegen die Wand und knutschte mir ihr herum, als wolle er ihr die Mandeln heraussaugen.
„Der wird dich nicht vermissen.“ Herablassend hob Dixie ihre Brauen.
„Das ist mein Cousin, nicht mein Freund“, stellte Amy klar. Aber Dixie hatte recht. Was machte sie sich Sorgen um ihn! Er konnte selbst auf sich aufpassen. Obwohl sie fand, das Skyler zu schnell vorging, beneidete sie ihn auch ein wenig, er lebte sein Leben, wie es ihm gefiel, scherte sich nicht um die Meinung anderer und genoss jeden Tag. Amy dagegen grübelte in der Regel viel zu lange über etwas nach, bis die Chance schließlich verstrichen war. Diesmal nicht! „Ich sag ihm Bescheid, dann können wir los.“
Keine fünf Minuten später saß sie neben Dixie auf dem Beifahrersitz. „Bist du sicher, dass du noch fahren solltest?“ „Ich habe nur einen einzigen Strawberry Daiquiri getrunken. Das ist doch wie Erdbeersaft.“ Ihre neue Bekanntschaft ließ den Motor an und fuhr los. Das Radio sprang an. Ein funkiges Instrumentalstück plärrte aus den Lautsprechern. „Außerdem sind wir nicht lange unterwegs.“
Aufgeregt hielt sich Amy am Saum ihres Chiffonrocks fest. Ihre Bluse war so eng und sie so erregt, dass sie sogar die sanfte Reibung des Baumwollstoffes an ihren Brustspitzen spürte. „Wohin fahren wir überhaupt?“
„Lass dich überraschen.“ Grinsend lenkte Dixie ihren Wagen über die St. Peters Street in
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