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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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spielte das Thema herunter, natürlich. Amy schnaubte. Tief atmete er ein und aus, dann legte er die Handflächen an ihre Wangen. „Herrgott, Babydoll, nach sieben Monaten weiß ich kaum noch, wie sie aussieht. Manchmal rufe ich mir ihr Gesicht ins Gedächtnis, aber es fällt mir immer Schwerer. Oft ist da nur ein Fleck. Ganz schön beängstigend.“ Sie öffnete den Mund, denn neue Fragen brannten ihr auf der Zunge, doch er legte einen Finger an ihre Lippen. „Genug davon. Sie spielt zwischen uns beiden keine Rolle. Steigere dich nicht in eine Eifersüchtelei hinein, die unnötig ist. Ihr seid keine Konkurrentinnen. So, und nun mache ich Frühstück und will nichts mehr davon hören.“
    Angesäuert schwieg sie. Doch als sie angezogen in die Küche kam, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten: „Warum redest du immer noch im Präsens von ihr?“
    „Lass es gut sein, bitte.“ Lorcan, der nur Shorts übergestreift hatte, setzte sich an den gedeckten Tisch und goss Kaffee in zwei Becher.
    Selbst jetzt, wo sie wütend auf ihn war, wirkte das Spiel seiner Muskeln faszinierend auf sie. Doch sie ließ sich nicht von seiner Attraktivität ablenken. „Als würde sie noch leben.“ Aufgebracht stellte sie sich vor ihn hin, die Hände in die Hüften gestemmt, um deutlich zu machen, dass die Diskussion erst beendet war, wenn er ihr eine zufriedenstellende Antwort gab.
    Seufzend fuhr er sich durch die strubbeligen Haare. „Wieso versuchst du dich krampfhaft an sie zu erinnern, wenn sie dir doch angeblich egal ist?“, polterte sie selbst für ihren Geschmack etwas zu kratzbürstig.
    „Ich habe nie behauptet, dass sie mir nie auch nur das Geringste bedeutet hat.“ Seine Miene wurde hart.
    „Ha!“ Sie klatschte laut. „Also doch.“
    Er stützte sich mit einer Hand auf seinem Oberschenkel ab. „Also doch was?“
    „Sie lebt in dir weiter. Du denkst ständig an sie und hältst sie dadurch am Leben. Sieben Monate ist es her, dass sie einem Verbrechen zum Opfer fiel, das hast du eben selbst gesagt, und du hast immer noch nicht losgelassen. Du kannst sie nicht vergessen, weil du es im Grunde gar nicht willst.“ „Weil ich sie nicht vergessen darf!“ Geräuschvoll schob er den Stuhl zurück und sprang auf. Plötzlich klang er dunkel und gefährlich. „Sie braucht mich. Ich bin ihre einzige Hoffnung.“
    Erschreckt machte Amy einen Schritt zurück. „Was willst du damit sagen?“
    „Wenn ich sie loslasse, sucht niemand mehr nach ihr.“ Ein Beben ging durch seinen Körper. „Dann wird sie für immer an diesem schaurigen, finsteren Ort, an dem man sie gefangen hält, bleiben und leiden.“
    Konnte er sich erst von ihr verabschieden, wenn er sie begraben hatte, meinte er das? Amy runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht.“
        „Sie ist nicht tot“, sagte er mit fester Stimme.
    „Ja, sicher, sie verschwand, und ihr Leichnam wurde nie gefunden.“ Zögerlich fügte sie hinzu: „Aber sei doch realistisch ...“
       „Oh, das bin ich! Ich habe mit ihr telefoniert, nachdem sie entführt worden war. Damals lebte sie noch. Verdammt lange her sein, aber ich glaube erst das sie tot ist, wenn ich ihre Leiche gefunden habe. Bis dahin gehe ich davon aus, dass sie von einem Verrückten in einem Kellerverlies festgehalten wird.“
    „Wie bitte?“, fragte Amy atemlos.
    Als Lorcan von seinem letzten Kontakt zu Kimora berichtete, sprach er die Silben unnatürlich hart aus. Ein Außenstehender hätte ihn für kalt und herzlos gehalten, doch Amy ahnte, dass er dies tat, um nicht zu schluchzen und zusammenzubrechen.
    „Ich habe solche Angst“, hatte Kimora zu ihm gesagt. „Er tut mir weh. Er will mich besitzen. Er wird mich Umbringen.“
    „Wo bist du?“
    „Irgendwo. Weiß nicht. Ich war in seinem Keller. Ketten ... Der Irre steht auf Ketten. Hab sie doppelt genommen, ihm damit ins Gesicht geschlagen.“
    „Wo bist du jetzt?“
    „Oben. Ich hab ein Handy gefunden, eins zum Wegwerfen.“
    „Renn weg, Kimora!“
    „Ich kann nicht. Er hat meine Fußsohlen verbrannt. Mit einem Leuchtstab. Bin die Treppe hochgekrochen. Kann kaum stehen.“
    „Du schaffst das. Lauf!“
    „Komm mich holen. Ohne dich bin ich verloren, Lor- can.“
    „Du musst fliehen, und zwar sofort.“
    Amy bekam eine Gänsehaut. Lorcan erzählte die Wahrheit, das erkannte sie an seinem flackernden Blick. Seine Schilderungen nahmen ihn sehr mit. Trotz seiner imposanten Erscheinung wirkte er verletzlich und hilflos.
    „Sie kreischte hysterisch,

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