Flammenzungen
Sekunde auf die andere erlosch die Hitze der Wollust in ihr, und sie bibberte vor Kälte.
24. KAPITEL
August dieses Jahres Waggaman,
Shotgun House
Glücklicherweise war Amy niemals angeklagt worden. Zum einen wollte man einen Skandal vermeiden, weil sie und ihre Eltern bei der Stadtverwaltung von Waggaman arbeiteten. Wäre ihr Vergehen öffentlich geworden, hätte das Image der Gemeinde einen Kratzer bekommen. Zum anderen war sie zum ersten Mal auffällig geworden, sodass sich Richter Alternate bei der Anhörung mit einer milden Strafe zufriedengab. Sie wurde verwarnt und zu Sozialstunden verpflichtet.
Nachdem Amy ihre Geschichte zu Ende erzählt hatte, setzte Lorcan sie auf die Küchenanrichte und vögelte sie, als wäre das sein erster Sex nach zwanzig Jahre Abstinenz. Ausgiebig duschten sie hinterher, aber das hätten sie sich sparen können. Denn kaum lagen sie im Bett, schliefen sie erneut miteinander. Diesmal ließ Lorcan sich Zeit und stieß Amy genussvoll, bis sie die Lust nicht mehr aushielt und ihn anflehte, endlich kraftvoll in sie hineinzupumpen. Triumphierend lachte er und kam ihrer Bitte nach - allzu gern, so schien es ihr.
Erschöpft fiel Amy in einen tiefen Schlaf. Kurz vor dem Morgengrauen musste sie auf Toilette. Danach schlummerte sie immer wieder kurz ein, ob nun für Minuten oder nur für Sekunden, vermochte sie nicht zu sagen. Sie schreckte aus verstörenden Träumen hoch, in denen sie Kimora Buckley sah. Manchmal stand Lorcan schützend mit gezücktem Revolver - dem Colt, den er aus Amys Handtasche entwendet hatte - vor ihr, dann wiederum trug er die tote Kimora auf Händen und weinte bitterlich.
Amy stand auf, bevor ihr Wecker klingelte. Sie fühlte sich, als ob sie die ganze Nacht wach gelegen hätte, als ob ein Stein in ihrem Brustkorb läge. Ein Blick in den Badezimmerspiegel zeigte ihr, dass heute ein Make-up-Tag war. Sie benutzte selten Schminke, aber sie würde auf keinen Fall das Haus verlassen, ohne die dunklen Ränder unter ihren Augen kaschiert und Rouge aufgetragen zu haben, um wenigstens etwas frischer zu wirken.
Lorcan tauchte im Bad auf und reckte sich gähnend. Von hinten schlang er die Arme um sie und zog sie zu sich heran. Er legte sein Kinn auf ihre Schulter und schloss die Lider.
Hatte er auch letzte Nacht von Kimora geträumt? Beherrschte sie noch seine Fantasien? Trauerte er ihr so sehr nach, dass er sich lieber auf einen Rachefeldzug begab, anstatt seine Energie darauf zu verwenden, sein eigenes Leben wieder in den Griff zu bekommen?
Eifersucht brannte lichterloh in Amy.
Mochte die Malerin auch tot sein, so lebte sie offenbar immer noch in Lorcans Gedanken weiter, sonst wäre er nicht hier. Er, der Boxer, hatte sich von dem Indianer übel zurichten lassen - nicht etwa um Amy nah zu sein, sondern um Vergeltung für den Mord an seiner Geliebten zu. üben. Vielleicht schlief er sogar nur mit ihr, damit er Nabil und Gavin unauffällig ausspähen konnte; sein persönliches Opfer für die Vendetta, für Kimora. Und um versorgt zu sein, weil seine Liebe zu der verheirateten Frau ihn seine Existenz gekostet hatte. Amy konnte den Namen jetzt schon nicht mehr hören! Sie stöhnte gequält.
Lorcan richtete sich auf. „Was ist los?“
„Zu viel Orangensaft. Ich habe Sodbrennen“, log sie, schüttelte seine Arme ab und wusch ihr Gesicht mit eiskaltem Wasser. Gereizt tupfte sie sich trocken.
Er kannte sie wohl schon zu gut, denn er drehte sie herum und nahm ihr das Handtuch ab. „Sei ehrlich, was bedrückt dich?“
Ihr Gefühlsleben war in Aufruhr. Es wäre besser, ihre Zweifel für sich zu behalten, denn sie hatte ihn schon einmal gefragt, ob er noch etwas für die Künstlerin empfand, und er hatte abgewiegelt. Mit bohrenden Fragen vergraulte man Männer bekanntlich. Aber sie schaffte es nicht. Diese seltsamen Träume hatten sie aufgewühlt, sodass sie unter Strom stand. „Liebst du sie noch?“
„Wen?“
Ihr Hals fühlte sich an wie zugeschnürt. „Kimora.“
„Oh Amy!“ Lorcan schüttelte den Kopf. „Ich sagte doch schon, dass es nicht mehr als eine erotische Anziehungskraft gewesen ist. Alkohol, Feierlaune, Tanzen, nenne es einen Partyflirt, wenn du willst. Meine Gefühle sind schon vor mehr als einem halben Jahr erloschen. Es war dumm obendrein. Im Nachhinein komme ich mir vor wie ein trotziger Junge. Zudem war ich vernarrt in die Idee, eine solide Beziehung zu führen und ein Nest-zu bauen. Am Ende ging es mir gar nicht mehr um Kimora.“
Er
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