Flandry 1: Im Dienst der Erde
Ziel bestehe darin, die Landzivilisationen vor dem Untergang zu retten; die Insulaner hängen fast genauso vom Meer ab wie das Fischvolk. Und das Ziel des Imperiums ist es, den merseianischen Expansionismus einzudämmen, wo immer er sich zeigt. Trotzdem frage ich mich immer wieder, warum überhaupt jemand diesen Planeten haben will.«
»Im Vertrauen gesagt«, entgegnete Abrams, »besteht meine Hauptaufgabe genau in der Beantwortung dieser Frage, und bisher hatte ich noch keinen Erfolg.«
Ein livrierter Diener meldete Flandry an. Er trat in eine Suite mit leuchtenden Wänden, bequemen Sofas und einer Animation, die eine Inszenierung von Ondine unter niedriger Schwerkraft zeigte. Hinter einem Büfett wartete ein Dienerduo, drei weitere kreisten durch den Raum. Ein Dutzend Männer standen im Gespräch zusammen: Offiziere der Gesandtschaft im großen Dienstanzug. Hauksbergs Stab trug farbenfrohe Zivilkleidung. Nur ein Mädchen war anwesend. Flandry fühlte sich indes zu befangen, um enttäuscht zu sein. Er war erleichtert, als er Abrams’ breite Gestalt erblickte.
»Aha. Unser tapferer Ensign, hm?« Ein Mann mit gelbem Haar setzte sein Glas ab – ein Kellner mit Tablett kam herbei, bevor er die Bewegung vollendet hatte – und schlenderte weiter. Sein Gewand war in konservativem Purpur und Grau gehalten, doch es lag an seinem Leib wie eine zweite Haut und offenbarte, dass er körperlich weit besser in Form war als die meisten Adligen. »Willkommen. Hauksberg.«
Flandry salutierte. »Mylord.«
»Rühren, rühren.« Hauksberg winkte jovial ab. »Heute Abend gibt es keinen Rang und kein Zeremoniell. Ich hasse das sowieso, wissen Sie?« Er nahm Flandry beim Arm. »Kommen Sie; ich möchte Sie vorstellen.«
Die Vorgesetzten des jungen Mannes begrüßten ihn mit größerem Interesse als je zuvor. Sie waren Männer, die Starkad braungebrannt und schlanker gemacht hatte; auf ihren Uniformjacken saßen polierte Ehrenzeichen, und man sah ihnen an, dass es ihnen ein Dorn im Auge war, wie vertraulich der terranische Diplomat mit einem der ihren umsprang, »… und meine Konkubine, die Sehr Ehrenwerte Persis d’Io.«
»Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Ensign«, sagte sie, als sei es ihr ernst.
Flandry entschied, dass sie ein angemessener Ersatz für L’Etoile sei, zumindest, was das Dekorative anging. Sie war beinahe genauso üppig ausgestattet wie Dragoika, was ihr Kleid aus Shimmerlyn betonte. Davon abgesehen trug sie einen Feuerrubin am Hals und ein Diadem auf hochgetürmtem rabenschwarzen Haarflechten. Ihr Gesicht gehörte entweder ihr selbst oder stammte von einem einfallsreichen Bioskulptor: große grüne Augen, eine zierlich gewölbte Nase, ein großzügiger Mund, eine ungewöhnliche Lebhaftigkeit des Ausdrucks. »Holen Sie sich doch etwas zu trinken und zu rauchen«, sagte sie. »Sie brauchen einen geölten Kehlkopf. Ich plane, von Ihnen heute Abend sehr viel zu hören.«
»Äh … Ähem …« Flandry beherrschte sich gerade noch, bevor er begann, die Stiefelspitzen in den Teppich zu bohren. Die Hand, mit der er das angebotene Glas Wein ergriff, war feucht. »Ich habe nur wenig zu erzählen, Donna. Vielen Männern passieren … äh, sind viel aufregendere Dinge passiert.«
»Aber kaum etwas so Romantisches«, warf Hauksberg ein. »Mit einem Piratenschiff zu segeln und so weiter.«
»Das sind keine Piraten, Mylord«, platzte Flandry heraus, »sondern Händler … Ich bitte um Verzeihung.«
Hauksberg musterte ihn. »Sie mögen sie wohl, hm?«
»Jawohl, Sir«, antwortete Flandry. »Sehr.« Er wog seine Worte sorgfältig ab, doch was er sagte, meinte er aufrichtig. »Bevor ich die Tigerys näher kennen gelernt habe, war mein Einsatz hier nur meine Pflicht. Jetzt möchte ich ihnen helfen.«
»Das ist sehr löblich. Dennoch sind auch die Meeresbewohner intelligente Lebewesen, oder? Und die Merseianer auch, was das angeht. Wie schade, dass jeder mit allen im Clinch liegt.«
Flandrys Ohren brannten. Abrams sprach aus, was er nicht zu sagen wagte: »Mylord, diese Mitintelligenzen des Ensigns taten ihr absolut Bestes, um ihn zu töten.«
»Und zur Vergeltung wurde ein Angriff auf eines ihrer Geschwader eingeleitet, nachdem er Rapport erstattet hatte«, entgegnete Hauksberg mit aller Schärfe. »Drei Merseianer kamen zu Tode, außerdem ein Mensch. Ich wurde gerade von Kommandeur Runei empfangen. Peinlich.«
»Ich hege keine Zweifel daran, dass der Fodaich dem Repräsentanten des Kaisers gegenüber höflich
Weitere Kostenlose Bücher