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Flandry 1: Im Dienst der Erde

Flandry 1: Im Dienst der Erde

Titel: Flandry 1: Im Dienst der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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phosphoreszierenden Mikroorganismen gefüllt war. Als die Stadt näher kam, erblickte Flandry eine Mühle. Sie stand auf einer Erhebung – na los, sag schon Hügel dazu –, und von einem exzentrisch gelagerten Antriebsrad lief senkrecht ein Schaft nach oben. Als Flandry mit der Laserlampe darauf zielte und die Helmscheibenlinse auf Teleskopsicht stellte, entdeckte er am anderen Ende eine Kugel, die auf der Wasserfläche schwamm. Ein Gezeitenmotor also.
    Muschelglanz kam in Sicht. Die Stadt wirkte zerbrechlich, instabil, unwirklich: was für ein Ort, um dieses Ballett aufzuführen! In dieser wetterlosen Welt hatten Wände und Dächer nur den einen Sinn, Abgeschiedenheit herzustellen; sie bestanden aus vielfarbigen Stoffen, lose, damit sie sich mit der Strömung bewegten, und über Pfähle geschlagen, sodass Umrisse entstanden, die sich in phantastischen Bögen aufschwangen. Die höheren Stockwerke waren breiter als die unteren. Laternen leuchteten ständig an den Ecken und vertrieben die Nacht. Da man kaum etwas über den Boden transportieren musste, gab es keine Straßen; doch entweder, um der Schlickablagerung Herr zu werden, oder um sich an dem Anblick zu erfreuen, hatten die Erbauer die Räume zwischen den Häusern mit Kies und Gärten gefüllt.
    Eine Menge sammelte sich. Flandry sah viele Frauen, die ihre Kinder an die Brüste hielten; etwas älterer Nachwuchs hing an der Leine. Nur wenige Personen trugen außer Schmuck irgendwelche Kleidung. Sie murmelten – ein leises Geräusch wie von Brandung. Dennoch waren sie still und benahmen sich besser als Tigerys oder Menschen.
    In der Mitte der Stadt, auf einem anderen Hügel, stand ein Gebäude aus behauenem Naturstein. Es war rechteckig, der Hauptbau unbedacht und mit einem Säulengang versehen; am hinteren Ende ragte ein genauso breiter Turm auf. Knapp unter der Wasseroberfläche trug er ein Dach aus dickem Glas. Wenn, was wahrscheinlich der Fall war, sich das Glas ins Innere fortsetzte, so flutete es die Innenräume wohl mit Licht. Obwohl die Architektur vollkommen anders war, erinnerte diese Weiße Flandry an den Parthenon auf Terra. Er hatte einmal eine Nachbildung davon gesehen … Man führte ihn dorthin.
    Ein Umriss verdeckte die von oben herunterscheinende Helligkeit. Als Flandry aufsah, sah er ein Fischgespann, das ein Unterseeboot zog. Ein Trupp Schwimmer mit Gewehren aus merseianischer Fertigung begleitete es. Plötzlich erinnerte Flandry sich daran, dass er unter Feinden war.

 
VIII
     
     
    Nachdem vor der Stadt eine Glocke errichtet und ausgerüstet worden war, um Menschen auf lange Sicht zu beherbergen, erwartete Flandry rasante Fortschritte bei Professor Abrams’ Intensivkurs in historischer Philosophie. Was sollte er auch machen außer die verschiedenen Varianten des Däumchendrehens zu trainieren, bis die Kommandantur beschloss, sein Prestige habe nun genügend auf Ridenour abgefärbt, und ihn nach Highport zurückbeorderte?
    Stattdessen verbrachte er dort auf dem Meeresboden die schönste Zeit seines Lebens.
    Das Seevolk war ganz genauso neugierig auf die Terraner wie umgekehrt die Terraner auf die Meeresbewohner, und vielleicht sogar noch ein wenig mehr; nach den Schauergeschichten, die ihnen die Merseianer eingetrichtert haben mussten, war es erstaunlich, dass sich das Seevolk solche Mühe gab, die Wahrheit eigenständig an den Tag zu bringen. Doch obwohl sie bei Bedarf großartige Kämpfer sein konnten und ihnen vielleicht in gewisser Weise solche Konzepte wie Erbarmen abgingen, erschienen sie andererseits von Natur aus weniger grausam als Menschen, Tigerys oder Merseianer zu sein.
    Ridenour und seine Kollegen waren im Himmelstempel untergebracht, wo sie endlose Unterredungen mit den Mächtigen des Davidsterns abhielten. Der Xenologe stöhnte, als seine unbeschäftigten Begleiter zu einer Reihe von Führungen eingeladen wurden. »Wenn Sie nur ausgebildet wären, mein Gott, was könnten Sie erfahren … Nun, wir haben schlichtweg keine weiteren Xenologen hier, deshalb müssen die Amateure nach vorn. Und wenn Sie nicht alle Einzelheiten sorgfältig beobachten, weide ich Sie persönlich aus – mit einem Buttermesser.«
    Folglich war Flandry mit dem einen oder anderen Begleiter oft stundenlang unterwegs. Da keiner von ihnen die Sprache der Einheimischen oder das Eriau verstanden, war regelmäßig Isinglas ihr Führer, denn er sprach ein wenig Kursowikisch und war von den Merseianern außerdem in der Bedienung eines Vokalisators geschult

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