Flandry 1: Im Dienst der Erde

und sich mit … Wie hieß der Agent noch, der in der Nachrichtenabteilung wartete? Dwyr der Haken, richtig; und nach der Besprechung mit ihm konnte er den kleinen Rest der Nacht auch hier auf der Koje verbringen.
    Er straffte die Schultern, schluckte eine Stimutab und verließ das Gewölbe.
    Seine Admiralität arbeitete rund um die Uhr. Brechdan hörte ihr Stimmengewirr, Schnalzen, Fußscharren und Murmeln durch die geschlossene Vorzimmertür. Weil er einfach nicht die Zeit hatte, mit jedem Offizier, Techniker und Wachgänger nach Rang und Sippe Ehrenbezeigungen auszutauschen, benutzte er den Gang nur selten. Eine andere Tür führte direkt in seine eigentlichen Amtsräume. Gegenüber öffnete sich eine dritte in einen abgeschirmten Korridor, der türenlos war und geradewegs zur Landeplattform führte.
    Als er auf den Turmkranz hinaustrat, war die Luft kühl und feucht. Das Dach schirmte ihn vom Leuchtfeuer ab, und er hatte einen klaren Blick über Ardaig.
    Die Stadt war nicht terranisch, und deren hektisches, vielfarbiges Strahlen nach der Dunkelheit war ihr unbekannt. Bodenfahrzeuge waren auf wenige Hauptstraßen beschränkt und hatten ansonsten Tunnel zu benutzen; die Straßen gehörten den Fußgängern und Gwydh-Reitern. Entspannung fand hauptsächlich zu Hause statt, in den alten Theatern oder auf Sportplätzen. Geschäfte waren – anders als Handelszentren mit Kommunikator- und Liefersystemen – kleine Unternehmungen, die zu dieser Stunde geschlossen hatten, seit Generationen im gleichen Haus untergebracht und in den Händen der gleichen Familie. Wo Tridaig brüllte, da murmelte Ardaig unter einer salzigen Brise. Beleuchtete Fußwege sponnen ihr Netz über die Hügel und fingen erhellte Fenster ein; Flugmaschinen wirkten wie sich bewegende Laternen am Himmel; Scheinwerfer auf Afon betonten nur die Strenge der Burg. Zwei der vier Monde standen am Himmel: Neihevin und Seith. Die Bucht leuchtete und funkelte unter ihnen.
    Brechdans Fahrer verschränkte die Arme und verbeugte sich. Wie unlogisch, dass er den alten Knaben behielt, obwohl sein Flugwagen einen Robotpilot hatte. Doch seine Familie hatte schon immer den Vach Ynvory gedient. Wächter vollführten klirrend ihre Ehrenbezeigungen und stiegen ebenfalls in die Flugmaschine. Mit einem Schnurren hob sie ab.
    Das Stimulanz begann zu wirken. Brechdan spürte, wie sein Eifer zurückkehrte. Was würde er heute Abend womöglich aufdecken? Entspanne dich, sagte er sich, bleibe geduldig, warte, dass jenes eine Juwel im Dunghaufen der Formalitäten auftaucht … Wenn wir die Terraner ausrotten müssen, haben wir das Universum wenigstens von sehr viel leerem Geschwätz befreit.
    Sein Ziel stellte eine weitere Beleidigung dar, ein Komplex aus Wohn- und Bürogebäuden im überladenen Blasenstil, der vor vierhundert Jahren für das Imperium typisch gewesen war. Damals war Merseia ein aufstrebender Planet gewesen, eine Gesandtschaft wert, aber in keiner Position, bei Architektur oder Standort mitzureden. Die Qgothspitze hatte weit außerhalb Ardaigs gelegen, doch später war die Stadt über sie hinausgewachsen. Die Gesandtschaft wurde zur Botschaft, und Merseia konnte ein Ersuchen um erweiterte Anlagen aus Platzgründen ablehnen.
    Brechdan durchschritt allein den Eingang, der zwischen Rosenbüschen lag. Solch verzweifelten Trotz bewunderte er. Ein Sklave nahm ihm den Mantel ab, und ein Butler, der so groß war wie er, meldete ihn der Gesellschaft: das übliche Zivilistenpack in teurer Kleidung, Militärattaches in Uniform – nein, dort standen die Neuankömmlinge. Lord Oliveira von Ganymed, Kaiserlicher Botschafter am Hofe Seiner Überlegenheit des Roidhuns, huschte ihm entgegen. Er war ein dünner, umständlicher Mann und hatte bei einer Gelegenheit Brechdan in beunruhigendem Maße mit seinen Fähigkeiten überrascht.
    »Willkommen, Ratsherr«, sprach der Botschafter ihn auf Eriau an und vollführte eine Verbeugung terranischen Stils. »Wir freuen uns sehr, dass Sie kommen konnten.« Er führte den Gast über den Parkettfußboden. »Darf ich Ihnen den Bevollmächtigten Seiner Majestät vorstellen, Lord Markus Hauksberg, den Viscount von Ny Kalmar?«
    »Es ist mir eine Ehre, mein Herr.« (Schlaffes Gebaren, das von der körperlichen Form Lügen gestraft wurde, Augen, die ihn unter gesenkten Lidern hinweg genau beobachteten, gutes Sprachverständnis.)
    »… Commander Max Abrams.«
    »Die Hand der Vach Ynvory ist mein Schild.« (Breiter Akzent, aber flüssige Aussprache;