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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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einige Male Dinge gesehen, von denen ich nicht glaube, dass irgendeine Maschine sie bewirken könnte.
    In gewisser Hinsicht wurde ich zum Mystiker, in anderer nicht, denn wo ist die Grenze zwischen ›natürlich‹ und ›transzendental‹? Hypnose, hysterische Kraft und Stigmata, Sinnesverstärkung, Psychosomatik, Telepathie – all dies wird während der wissenschaftlichen Jugend einer Zivilisation verlacht und erst später akzeptiert, wenn die Einsicht größer geworden ist. Ich benutze lediglich Techniken, die vielleicht dort das Begreifen vorantreiben, wo Sonden und Messgeräte es nicht vermögen.
    Einmal erhielt ich die Erlaubnis, Chereion zu besuchen, den unheimlichsten Planet, den ich je gesehen habe. Er untersteht dem Roidhunat, aber nur, so glaube ich, weil dies den Zielen seiner Bewohner dient, was immer diese Ziele sein mögen. Denn die Chereioner sind alt, uralt. Vor einer Million Jahren hatten sie eine Zivilisation, die vielleicht über die Grenzen dieser Galaxis hinausreichte, in der wir gerade begonnen haben, am Ende eines Spiralarms zu scharren. Die Zivilisation verschwand; sie können oder wollen nicht sagen, wieso, und einigen Chereionern gefällt es, Merseia nützlich zu sein, sodass wir nicht riskieren wollen, die anderen zu verärgern. Jawohl, wir hochmütigen Eroberer treten zwischen ihnen sehr leise auf!
    Ich wurde unter die Schüler von Aycharaych aufgenommen, in seiner Burg bei Raal. Er hat tiefer in den Geist geschaut – nicht in den seines oder Ihres oder eines anderen einzelnen Volkes, sondern den pandemischen, alles durchdringenden Geist, dessen schiere Existenz die Wissenschaft abstreitet –, er hat tiefer hineingeblickt als sonst ein Wesen, jedenfalls tiefer als jedes Wesen, das noch lebt. In mir konnte er nicht wecken, was bei mir nicht vorhanden war, um geweckt zu werden – oder vielleicht hat er auch beschlossen, darauf zu verzichten. Er lehrte mich aber, was ich, wie er sagte, nutzen könne; und ohne diese Fertigkeit, diese Art, im Kosmos zu existieren, hätte ich niemals auch nur die Hälfte von dem zuwege bringen können, was ich geleistet habe. Überlegen Sie nur: Binnen einer einzigen Dekade sind wir schon sehr weit gekommen auf dem Weg zu unserem Ziel, umfassend mit beiden intelligenten Spezies auf Talwin kommunizieren zu können.
    Ich möchte nicht Ihre Seele sondieren, Djana, sondern sie mit Ihnen vereint erkunden. Ich möchte im Innersten erfahren, was es heißt, Mensch zu sein … und vielleicht werden Sie dabei lernen, was es heißt, ein Merseianer zu sein.«
    Die Flammen tanzten und wisperten zwischen den unsteten Schatten; die Figuren auf dem Monolithen zeigten einen Pfad auf, dem man beinahe folgen konnte; der Rauch kreiste durch ihre Adern; ringsum und durch sie hindurch summte leise Vaters Wiegenliedstimme.
    »Fürchten Sie nicht, was Sie sehen, Djana. Diese Dinge sind sehr alt, das stimmt, und sie künden von heidnischen Kulten und Hexerei, doch das kommt daher, dass sie aus urzeitlichen Quellen stammen, von dem Besten, was lebte, bevor der Geist darin entfacht ward. Eines Tages benötigt man diese Unterpfande vielleicht nicht mehr. Oder vielleicht doch – vielleicht reicht ihre Bedeutung tiefer, als ich mir vorzustellen vermag. Ich weiß es nicht, aber ich möchte es wissen. Das Wissen wird mir helfen, mein Bewusstsein mit einem Menschen zu verflechten, Djana … keinem verängstigten Gefangenen, keinem speichelleckerischen Renegaten, keiner Heulsuse, die von Frieden und Brüderlichkeit jammert, keinem Pseudomorphen, der getrennt von seiner eigenen Art unter uns aufgewachsen ist … sondern jemand, der aus freien Stücken bei mir ist, aus den Tiefen der Allgemeinheit, die ihn hervorgebracht hat, jemand, der sowohl die Pracht als auch die Tragödie kennt, ein Mensch zu sein.
    Es sind alles nur Symbole, Djana, gewisse Gegenstände, gewisse Rituale, die anders denkende Spezies gefunden haben, um vergrabene Teile der Seele zu heben. Einmal an der Oberfläche können diese Teile begriffen werden, beherrscht und gekräftigt. Denken Sie daran, was die Körperdisziplin auszurichten vermag. Erinnern Sie sich entsprechend an die Disziplin des Geistes; Gelassenheit, Mut, Fähigkeit können erlernt werden, wenn man die Mittel und Wege kennt; sie verlangen nichts als Entschlossenheit. Nun fragen Sie sich selbst: Was bleibt sonst noch übrig?
    Djana, Sie könnten stark werden, wahrhaft stark.«
    »Ja«, sagte sie.
    Und sie blickte in das Wasser und das Feuer und den Kristall

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