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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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gesehen, wohlerzogen, stolz, sauber und hurtig. Nicky ist ein Windhund.) Von meinem Menschsein gibt es kein Entkommen. Und ich sollte es auch gar nicht wollen, oder? »Es ist … ist nichts, Herr. Ich hatte einen leichten Schwächeanfall. Jetzt geht es mir wieder gut.«
    »Kommen Sie.« Ydwyr beugte sich herab und nahm sie beim Arm – eine terranische Geste, von der sie ihm erzählt hatte –, dann geleitete er sie durch den inneren Vorhang in seine Wohnung.
    Das erste Zimmer entsprach Djanas Erwartungen, und gewiss hatten Offiziere der Basis es schon häufiger gesehen: das Emblem der Vach Urdiolch, die Animation einer Szene von der Heimatwelt, wo bewaldete Berge unter vier Monden zu einem aufgewühlten Ozean abfielen, Regale voller Bücher und Erinnerungsstücke, Waffen in Gestellen, dunkel schimmernde Vorhänge; auf dem federnden Fußboden stand ein geschnitzter, mit Einlegearbeiten verzierter Tisch aus schwarzem Holz. Bis auf einen Stein in einer flachen Kristallschüssel voll Wasser und einem Alkoven mit einem Schrein störte nichts die Geräumigkeit. Ein überwölbter Durchgang mit halb geöffnetem Vorhang führte in eine asketisch wirkende Schlafkammer und zu einer Nasszelle.
    Doch sie traten nun durch einen anderen Vorhang. In der Dunkelheit dahinter blieb Djana stehen und stieß einen leisen Ruf aus.
    »Setzen Sie sich, wenn Sie möchten.« Ydwyr half ihr auf eine Couch, die mit Reptilienhaut bezogen war. Die Locken wirbelten Djana über die Schultern, während sie sich umsah.
    Die präparierten Schädel zweier Tiere, eines mit Hörnern und eines mit Reißzähnen, drängten sich neben komplizierten Glasröhren und Kolben auf einer Arbeitsbank im Halbdunkel einer Ecke; ein Monolith, in den Umrisse eingehauen waren, denen ihr Auge nicht komplett zu folgen vermochte, und den man offenbar nur mit einem Gravschlitten bewegen konnte; ein Wesen mit langem Schnabel und ledriger Haut, wobei die Spannweite seiner zerfetzten Flügel Djanas Größe gleichkam, das ohne zu blinzeln auf seiner knorrigen Stange hockte; und noch mehr Dinge, die von den hohen Leuchtern in den fremdartigen, geschmiedeten Wandhaltern kaum erhellt wurden; Leuchter, deren unruhiges blaues Flackern die Schatten sich wie Dämonen bewegen ließ und deren Knistern mit dünner Stimme ein Lied sang, das Djana beinahe an etwas erinnerte, was sie schon vor langer Zeit vergessen hatte. Ihr Rauch brannte ihr in den Augen und stieg ihr zu Kopfe.
    Sie blickte zu den zerfurchten Glanzlichtern auf Ydwyrs Antlitz hoch, das furchtbar weit über ihr hing. »Fürchten Sie sich nicht«, sagte die Löwenstimme. »Es sind keine Instrumente der Finsternis, sondern Bahnbrecher, um sie zu betreten.«
    Er hockte sich auf seinen Schwanz, sodass sich sein kammbewehrtes Haupt auf einer Höhe mit Djanas Kopf befand. Tief in den Höhlen unter den Brauenwülsten bewegte sich reflektiertes Licht wie kleine Flämmchen. Ydwyrs Stimme jedoch blieb sanft, wehmütig gar.
    »Die Vach Urdiolch sind die Landlosen. So will es das Gesetz, damit wir Zeit und Unparteilichkeit gewinnen, mit der wir der Rasse dienen. Unsere Häuser, in denen wir seit Jahrhunderten leben, gehören uns nur durch Pacht. Unser Reichtum entspringt weniger alten Anrechten als vielmehr dem, was wir auf anderen Welten erwirtschaften. Dadurch standen wir beim Auswärtsstreben der Rasse immer in vorderster Linie; so sind wir aber auch am engsten mit dem Unbekannten auf Welten in Berührung gekommen, die uns nie gehören werden.
    Meine Amme war eine Hexe. Sie diente uns schon, als mein Großvater noch ganz klein war. Sie hatte vier Arme und sechs Beine, und was ihr Gesicht war, lag zwischen ihren oberen Schultern, und wenn sie mir vorsang, konnte ich ihre Stimme nicht immer hören. Sie praktizierte die Zauberei aus den Schwarzen Bergen ihrer Heimat, die ihr teuer waren. Obendrein war sie gut und treu; in mir fand sie einen bereitwilligen Zuhörer.
    Ich glaube, sie war der Anstoß, der mich dazu gebracht hat, mich mit dem Leben fremder Wesen zu befassen. Ich helfe Merseia dadurch, jawohl, denn wir müssen sie kennen lernen; ich aber wollte solche Dinge immer um ihrer selbst willen erkunden. Sie müssen wissen, Djana, dass ich nicht immer nur auf primitiven Aberglauben gestoßen bin. Ein Kraut, ein Brauch, eine Geschichte, eine Philosophie – wie kann ich behaupten, dass nichts daran wirklich ist, wenn wir neu auf eine Welt kommen, die jene geboren hat, die danach leben? Bei Wesen, die keine Maschinen besaßen, habe ich

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