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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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lieferten. Djana bedrängte er nicht um Antworten, sondern ließ entspannt das Gespräch seinen Lauf nehmen und öffnete ihr den Schatz seiner Reminiszenzen an Abenteuern auf fernen Welten.
    Sie entnahm seinen Schilderungen, dass die Xenologie ihn schon immer fasziniert hatte und er den Heimatplaneten nur selten besuchte. Fast beiläufig hatte er, aus Pflichtgefühl seinem Vach gegenüber, geheiratet und Kinder gezeugt; von der Zeit an, wo seine Söhne alt genug waren, um den Hort zu verlassen, behielt er sie bei sich, bis sie für ihren Flottendienst bereit waren. Dennoch mangelte es ihm nicht an Wärme. Seine Untergebenen verehrten ihn. Djana entdeckte durchaus Zartheit in seinen Worten, wenn er zufällig von dem Anwesen sprach, wo er geboren und aufgewachsen war, von seinen Eltern und Geschwistern und dem Personal, deren Väter seit Generationen seinen Vätern dienten.
    Eines Abends rief er sie wieder – draußen war es dunkel geworden, doch es herrschte noch die Wärme des Spätsommers, und ein Hitzegewitter blitzte jenseits der Umzäunung und der skelettartigen Bäume –; doch als sie sein Büro betrat, erhob er sich und sagte: »Gehen wir in meine Privaträume.«
    Einen kurzen Augenblick lang keimte erneut Angst in ihr auf. Er ragte so breit und massig auf, wirkte in seiner grauen Robe so hager und leidenschaftslos, und sie waren so allein. Ein Fluoro leuchtete kalt, und die Luft, die Djana wispernd über die Haut strich, war plötzlich genauso frostig geworden.
    Ydwyr lächelte sein Merseianerlächeln, das Djana als freundschaftlich zu deuten gelernt hatte. Von Augen und Mund ausgehend liefen Runzeln zwischen den winzigen Schuppen seiner Haut entlang. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen, das ich vor den meisten meiner Artgenossen verborgen halte«, sagte er. »Vielleicht begreifen Sie, wo jene versagen.«
    Die kleine Stimmbox, die ihm am Hals hing wie das Gegenstück bei ihr, sprach das tonlose Anglisch eines Computers. Die fehlende Betonung glich Djana aus, indem sie zugleich auf sein Eriau horchte. Die Sprache erschien ihr längst nicht mehr rau und guttural; sie war tatsächlich sogar recht weich und besaß eine reiche Nuancierung. Sie konnte mittlerweile einzelne Wörter unterscheiden. In seiner Einladung hörte sie nichts außer …
    … den Vater, den ich nie kannte.
    Augenblicklich warf sie sich die eigenen Befürchtungen vor. Wie musste sie Ydwyr erscheinen? Gesicht: schmal wie bei einer Greisin, bleich wie Wachs bis auf die bizarr dicken, roten Lippen; zwei verwundene Knorpellappen an den Kopfseiten. Körper: zwergenhaft, spindeldürr, mit gebauschter Brust, schmaler Taille, dickem Hintern, ohne Schwanz, absurd verformte Füße. Haut: kein kompliziertes Muster aus zierlich, sich flexibel überlappenden Schuppen, sondern eine gummiartige Masse, die nur durch Falten und grobe Poren Struktur erhielt; und Haar, überall Haar in albernen Büscheln und Locken wie Schimmel auf einer Leiche. Geruch: Hm? Säuerlich? Wie auch immer, für jemanden mit natürlichem Geschmack kein Anreiz.
    Menschen!, dachte sie. O Herr, ich will deine Mühen keineswegs abwerten, doch du hast auch die Hunde erschaffen, die von Menschen gehalten werden, und findest du nicht auch, dass sie einander ähneln, diese beiden Zuchten? Schmutzig, übelriechend, laut, träge, diebisch, immer bereit anzugreifen, wenn man nicht damit rechnet, immer bereit zu fliehen oder sich zu winden, wenn man darauf gefasst ist; sie sind nutzlos, sie erschaffen nichts, man muss auf sie warten und sich ihr prahlerisches Gebell anhören, ihre albernen kleinen Egos stärken, bis sie bereit sind, einen wieder von oben bis unten vollzusabbern …
    Es tut mir leid. Auch Christus kam in Menschengestalt, nicht wahr?
    Aber er trug sie nur aus Mitleid, weil wir ihn brauchten – und was haben wir aus seiner Gabe gemacht?
    Vor ihr blitzte das Bild eines merseianischen Christus auf, bewaffnet und hell schimmernd, weder barmherzig noch grausam, sondern der Messias einer neuen Zeit … Djana hatte allerdings noch nie gehört, dass Merseianer einem solchen Glauben anhingen. Vielleicht brauchten sie nicht erlöst zu werden; vielleicht waren sie Gottes auserwähltes Volk …
    Ydwyr nahm ihre Hände in die seinen, die kühl und trocken waren. »Djana, sind Sie wohlauf?«
    Sie schüttelte die Benommenheit ab. Ich bin zu viel eingesperrt. Ich tauche zu tief in eine Welt ein, die niemals die meine sein kann. Nicky ist schon viel zu lange fort. (Ich habe einmal einen Windhund

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