Flandry 3: Rebellenwelt
Gespräch war erst ihr zweites. Ihre körperliche Genesung war dadurch weit fortgeschritten, und Flandry hoffte, dass ihre seelischen Wunden zumindest begonnen hatten zu heilen. Während der Reisezeit hatte er allerdings ganz üble Manschetten bekommen. Leicht war ihm die Entscheidung nicht gefallen, der Flotte vorauszueilen und den gesamten Weg mit höchster Pseudogeschwindigkeit zurückzulegen, um dem Anführer der Rebellen seine Gefangene zu bringen. Nicht einmal ansatzweise besaß er eine Befugnis zu Verhandlungen. Sein Tun konnte nur gerechtfertigt werden, indem man seine Befehle mit dem denkbar höchsten Maß an Großzügigkeit auslegte: Wäre es nicht wertvoll, den Anführer der Aufständischen auszuhorchen, und bot die Anwesenheit seiner Frau an Bord nicht die unverhoffte Gelegenheit dazu?
Warum stört es mich so, dass ich ihrer Stimme anmerke, wie sehr sie ihn liebt?, fragte sich Flandry.
Er sagte: »Meine besondere Begabung liegt in der Glattzüngigkeit. Trotzdem werde ich mein Heck auch damit nicht aus der Schlinge retten, wenn dieses Manöver nicht irgendeinen Gewinn abwirft.«
Unter dem bernsteinfarbenen Pony richteten sich die Augen aus Chrysokoll auf ihn. »Sie werden Hugh nicht zum Nachgeben bewegen«, warnte sie. »Darum würd ich ihn niemals bitten, ganz gleich, was geschieht. Man würde ihn an die Wand stellen, oder?«
Flandry verlagerte seine Gewicht. Unter dem Armen kitzelte ihn der Schweiß. »Nun … ein Gnadengesuch …«
Er hatte selten ein solch grimmiges Lachen gehört. »Verschonen Sie uns doch bitte beide mit Ihrer Höflichkeit, Commander. Gewiss, ich bin eine Kolonistin, und ich habe vor der Heirat mein Leben mit dem Studium von Wesen verbracht, die sich für die Menschheit kaum mehr interessieren als die Ymiriten … aber ich hab mich auch mit Geschichte und Politik befasst und als Frau eines Fleet Admirals sehr viel gesehen. Das Imperium kann Hugh unmöglich begnadigen.« Kurz versagte ihr die Stimme. »Und mir wär lieber, er wär tot als ein neurokanalisierter Sklave oder lebenslanger Sträfling … ein Felsenbulle wie er.«
Flandry nahm eine Zigarette heraus, obwohl sich sein Gaumen wie ausgetrocknetes Leder anfühlte. »Mylady, mir schwebt eher vor, dass Sie ihm mitteilen, was Sie erfahren haben. Vielleicht verzichtet er dann wenigstens darauf, Snelund in die Hände zu spielen. Er kann sich weigern, sich auf oder in der Nähe derjenigen Planeten zum Gefecht zu stellen, die Snelund gern bombardiert sehen möchte.«
»Aber ohne Basen und Nachschubquellen …« Sie holte zitternd Luft. Dabei wölbte sich ihr Overall dergestalt aus, dass es Flandry arg beunruhigte. »Nun, reden können wir natürlich«, sagte sie elend. Die wiedererlangte Kraft verließ sie. Sie streckte halb die Hand nach ihm aus. »Commander … wenn Sie mich freilassen könnten …«
Flandry wandte den Blick ab und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Mylady. Sie stehen wegen eines Kapitalverbrechens unter Anklage und sind weder freigesprochen noch begnadigt worden. Ich könnte Ihre Freilassung nur dadurch rechtfertigen, dass ich damit die Kapitulation Ihres Gatten erkaufe, und Sie sagen selbst, das sei undenkbar.« Er sog Rauch in die Lungen und erinnerte sich vage daran, dass er allmählich sein Antikrebs auffrischen lassen musste. »Damit wir uns nicht falsch verstehen – ich werde Sie keinesfalls an Snelund zurückgeben. Eher schließe ich mich der Rebellion an. Sie kommen mit mir nach Terra. Was Sie über Ihre Behandlung durch Snelund aussagen können und seine Prahlereien Ihnen gegenüber … Nun, es wird ihm zumindest Schwierigkeiten bereiten, oder wenigstens werden Sie dadurch die Sympathie von Männern erlangen, die genügend Macht besitzen, um Sie zu schützen.«
Als er sie wieder anblickte, sah er zu seinem Entsetzen, dass ihr das Blut aus dem Gesicht gewichen war. Sie starrte ausdruckslos vor sich hin, und auf ihrer Stirn glänzten Schweißperlen. »Mylady!« Flandry schleuderte die Zigarette fort, trat zwei Schritte näher und beugte sich über sie. »Was ist denn?« Er legte ihr die Hand auf die Stirn. Sie war kalt. Ihre Hände ebenfalls, stellte er fest, als seine Hände wie von selbst ihre Schultern und Arme herunterglitten. Er kauerte sich vor sie und rieb ihre Finger. »Mylady …«
Kathryn McCormac rührte sich wieder. »Ein Stimutab?«, wisperte sie.
Flandry überlegte, ob er den Schiffsarzt rufen sollte, entschied sich jedoch dagegen und reichte ihr die Tablette und ein Glas
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