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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Haar, sondern einen hohen blauen Federkamm, und gleichfarbige, nur kleinere Daunen bildeten die Augenbrauen. Diese Augen, groß und leuchtend bronzen gefärbt, waren von einzigartiger Schönheit. Das Wesen trug eine schlichte weiße Tunika, die ihm bis zu den Knien reichte und die krallenbewehrten Füße nackt ließ. Um den Hals jedoch hingen Juwelen, die als Rangabzeichen dienten, und von den Schultern ergoss sich ein Umhang wie ein Blutschwall.
    Die gesamte merseianische Abordnung ist woanders beschäftigt, dachte Flandry bestürzt. Dafür habe ich gesorgt. Glaubte ich wenigstens. Was ist da schiefgegangen?
    Er zwang sich zu einer Art von Lockerheit und zauberte sogar ein ironisches Grinsen auf sein Gesicht. Die große Frage lautete, wie er hier mit heiler Haut wieder herauskommen sollte. Lagebeurteilung … Vor ihm stand kein Merseianer, obwohl er zu ihnen gehörte. Es war Aycharaych von Chereion, der erst vor wenigen Tagen eingetroffen war, vermutlich mit einem Auftrag, der dem Flandrys entsprach.
    »Entschuldigen Sie mein Eindringen«, sagte er. »Eine rein dienstliche Sache. Nichts für ungut.«
    »Aber ich bitte Sie«, entgegnete Aycharaych genauso weltgewandt. Sein Anglisch war makellos; nur ein leichter Akzent verlieh seiner Aussprache einen etwas rauen Unterton.
    Aycharaych hätte den Eindringling ohne weiteres zerstrahlen und später außerordentliches Bedauern bekunden können, dass er einen Top-Agenten des Terranischen Imperiums für einen gewöhnlichen Einbrecher gehalten habe.
    Dennoch wagte Flandry zu hoffen, dass der Chereioner nicht ganz so primitiv vorgehen würde. Über seine Spezies war wenig bekannt – Aycharaych war der erste Chereioner, dem der Terraner begegnete –, aber es hieß, ihre Zivilisation sei sehr alt und ihre Angehörigen gingen allgemein mit großer Finesse vor. Von Aycharaychs besonderen Methoden hatte Flandry schon einmal gehört …
    »Sie haben recht, Captain, ich beabsichtige nicht, Ihnen zu schaden«, sagte das Wesen. Flandry fuhr unwillkürlich zusammen. Konnte der Kerl Gedanken lesen? »Ich will mich damit begnügen, Sie zu schelten. Dieser Versuch, unsere Räume zu durchsuchen, war doch überaus unbeholfen, Ihrer eigentlich nicht würdig. Ich bin sicher, dass Sie uns in Zukunft ein besseres Spiel liefern werden.«
    Flandry maß Abstände und Winkel. Auf einem Tisch unweit von ihm stand eine Vase. Wenn er sie gegen Aycharaychs Waffenhand schleuderte …
    »Auch davon würde ich abraten«, sagte der Chereioner und trat zur Seite. »Sie können jetzt gehen. Gute Nacht, Captain Flandry.«
    Der Terraner näherte sich langsam dem Ausgang. Er konnte sich nicht auf diese Weise die Tür weisen lassen. Der Einsatz hing davon ab, dass er herausfand, was die Merseianer diesmal zum Schaden des Imperiums ausheckten. Jawohl, ein Karatesprung und ein Tritt …
    Behindert durch eine höhere Schwerkraft, als die Bewohner seines kleinen Planeten gewöhnt waren, hätte Aycharaych ihm nicht rasch genug ausweichen dürfen. Dennoch gelang es ihm. Als der Stiefel den Zielpunkt traf, befand er sich nicht mehr dort. Der Schwung riss Flandry weiter. Der Strahlergriff knallte ihm ins Genick. Der Terraner brach zusammen und lag eine Minute lang am Boden, umfangen von brüllender Finsternis.
    »Sie enttäuschen mich wirklich, Captain«, bemerkte Aycharaych leise. »Jemand von Ihrem Ruf sollte über solchen Theaterdonner erhaben sein. Nun muss ich mich aber wirklich von Ihnen verabschieden.«
    Blass rappelte der Terraner sich auf und taumelte in den Korridor. Aycharaych schaute ihm hinterher. Er lächelte noch immer.
     
    Endlose Korridore führten Flandry zu der Suite, in der man die terranische Gesandtschaft einquartiert hatte und die so geräumig war wie ein kleines Hotel. Der Gemeinschaftsraum war leer, die meisten anderen Zimmer ebenfalls. Irgendwo wurde ein Fest gegeben. An der Bar mixte sich Flandry einen starken Drink und nahm irgendwo Platz.
    Leichte Schritte und das vielsagende Wispern eines langen Rocks aus Shimmerlyn zogen seinen Blick auf sich. Aline Chang-Lei, Lady Marr of Syrtis, hatte den Raum betreten. Ihr Anblick besserte seine Laune ein wenig. Sie war groß und schlank, hatte rabenschwarzes Haar, schräge Augen und zierliche Züge; ihr blaues Kleid brachte ihre elfenbeinfarbene Haut zum Leuchten. Außerdem war sie eine terranische Top-Agentin und Flandrys Partnerin bei diesem Einsatz.
    »Was ist los?«, fragte sie sofort.
    »Was machst du schon wieder hier?«, entgegnete er. »Ich

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