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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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sich über die Unterweltgrößen, die er zwangsläufig kennenlernte, ganz allmählich zu den Verschwörern vorgearbeitet.
    Ich kann gar nicht mit Worten beschreiben, wie erleichtert ich war, als der Bericht eintraf und ich wusste, dass sein Verschwinden nicht seinen Tod bedeutete. Gleichzeitig konnte ich nicht anders, ich musste die Scothaner ein wenig bedauern. Sie mussten sich ausgerechnet Captain Flandry fangen!«
     
    Auf den Straßen Juthagaars tobte der Pöbel. Häuser brannten. Es gab keine Regierung mehr, die Übergriffe und Wut hätte im Zaum halten können.
    Die Überreste von Pendas Heer hatten die Stadt geräumt und flohen vor den vorrückenden Rebellen der vormarschierenden Ilrischen Befreiungsarmee nach Norden. Torrics Freischärler würden sie dabei aus dem Hinterhalt bekämpfen, ihrerseits nur noch die Reste der Streitmacht, die Graf Morgaar zerschlagen hatte, nachdem Penda den Meuchelmördern Asdagaars zum Opfer gefallen war. Asdagaar war seinerseits gefallen, als Nartheofs Flotte seine Schiffe vernichtet hatte. Die Sippenkrieger hatten nicht gut gekämpft; ihnen war kurz vor der Schlacht zugetragen geworden, welche Untaten ihr Häuptling auf sich geladen hatte.
    Doch auch Nartheof hatte der Tod ereilt, durch die Hand von Nornagasts rachsüchtiger Sippe. Sein Griff nach dem Thron und sein Versuch, die Ordnung wiederherzustellen, hatten das Chaos nur verstärkt. Nun waren die Royalisten über das Weltall verstreut; Aufständische vertrieben sie von den unterworfenen Planeten; ihre ehemaligen Verbündeten jagten sie, und die vormarschierende terranische Armada vernichtete sie einen nach dem anderen.
    Verzweifelt bekämpften sich die scothanischen Adligen und versuchten, wenigstens etwas vor dem Untergang zu bewahren, aber sie dachten immer nur an sich und nie an die übrigen. Einige gingen unter; andere ergaben sich hastig dem Imperium. Nach wie vor tobte die Schlacht zwischen den Sternen, aber sie verebbte immer mehr; die Mittel, um sie zu führen, gab es nicht mehr.
    Einige Gardisten bewachten nach wie vor den fast menschenleeren Palast; sie warteten auf die Ankunft der Terraner und sagten: »Es sei Friede, Untertanen.« Sie wussten genau, dass ihnen außer warten nichts zu tun blieb.
    Flandry stand an einem hohen Fenster und blickte über die Stadt. Er empfand kein Hochgefühl. Dort unten, vom Rauch verborgen, lagen tote Intelligenzwesen. Weitere würden sterben, ehe die Unruhen vorüber waren. Die Gesamtzahl würde in die Hunderte gehen, schätzte er; die Toten des ganzen Krieges erreichten wahrscheinlich die Millionengrenze nicht. Dennoch hatte jeder dieser Köpfe einen ganzen Kosmos in sich getragen.
    Gunli trat zu ihm. Sie war totenbleich, und sie ging und sprach stockend. Mit Pendas Ermordung hatte sie nicht gerechnet.
    Sie blieb vor Flandry stehen. Die Wandteppiche hinter ihr stellten frühere Triumphe dar. »Das stolze Scotha liegt am Boden, in Ruinen und Elend«, sagte sie.
    »Sei froh darum«, erwiderte Flandry ausdruckslos.
    Mit einer schlanken Hand berührte Gunli sich am Horn. »Wie bitte?«
    Flandry überlegte, ob eine Ansprache sie vielleicht beruhigen würde, denn mit Sicherheit war sie bis an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit erschöpft. »Die Eroberungen von Barbaren halten nie«, sagte er. »Barbaren müssen erst zur Zivilisation gelangen, ehe sie eine solche lenken können.
    Und Scotha ist nie eine Zivilisation gewesen. Ich wusste fast von Anfang an, dass es von der Barbarei geradewegs in die Dekadenz marschiert war. Seine viel gerühmte Ehrenhaftigkeit war sein Untergang. Indem es rundheraus abstritt, dass in seiner Gesellschaft Unehre möglich war, blieb diese Gesellschaft unwissend, ungeimpft und hilflos gegen diese Infektion. Ich habe nie geglaubt, dass der Keim nicht vorhanden wäre. Dafür sind die Scothani zu menschenähnlich. Sie begingen nur den Fehler, ihre eigene Heuchelei für bare Münze zu nehmen.
    Ich brauchte im Grunde nichts weiter zu tun, als euren Schlüsselpersönlichkeiten darzulegen, wie nützlich ein Verrat sein kann. Wären sie wirklich ehrenhaft gewesen, hätte man mich bei der ersten Andeutung getötet. Stattdessen wollte jeder mehr hören. Sie stellten fest, dass sie nichts gegen Bestechung, Erpressung, Verrat oder dergleichen einzuwenden hatten, solange es zu ihrem Vorteil geschah. Die meisten Terraner hätten weiter gedacht und sich gefragt, ob dieser verachtete Sklave sich nicht im gleichen Tenor an andere wende; sie hätten sich an die alte

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