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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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kleiner Stich. »Aber wer lauert im versunkenen Uhunhu?«
    »Der Name, unter dem ich ihn kenne, lautet A’u«, antwortete Flandry. »Er ist kein Mensch. Er kann Wasser genauso gut atmen wie Luft – ich nehme an, sein Heimatplanet ist hübsch feucht, auch wenn ich nicht weiß, wo er liegt. Die Welt befindet sich irgendwo innerhalb des Roidhunats von Merseia, und wie ich gehört er dem Zweitältesten Beruf der Galaxie an. Wir haben schon vorher miteinander zu tun gehabt. Ich habe ihn vor zwei Terrajahren von Conjumar verjagt: Meine Jungs räumten sein Hauptquartier auf, und sein Kleinraumschiff, mit dem er floh, erhielt einen Naheinschlag durch einen Raumtorpedo, durch den es fußlahm wurde – und radioaktiv.
    Aber er entkam. Nicht nach Hause – in solch gutem Zustand war sein Schiff nicht mehr –, aber er entkam.«
    Flandry ließ sinnlich Rauch durch die Nase austreten. Vielleicht war es seine letzte Gelegenheit. »Auf der Grundlage dessen, was ich hier gesehen habe, bin ich sicher, dass Freund A’u es nach Nyanza geschafft hat, untergetaucht ist, Kontakte zu unzufriedenen Elementen knüpfte und eine Revolution einfädelte. Die ganze Geschichte zeigt seine Handschrift, und zwar mit Schnörkeln. Wenn er auch sonst nichts erreicht, kommt er durch einen nyanzanischen Aufstand mit merseianischer Intervention wieder nach Hause; vielleicht aber bringt er Terra dabei noch eine schwerwiegende Niederlage bei.«
    Ein Raunen ging durch die Besatzung – Zorn, der zur Hälfte Entsetzen war. »Sic semper Lokalpatrioten«, fuhr Flandry fort. »Ich möchte verdammt sicher sein, dass wir A’u erwischen, denn wenn er Lunte riecht, hat er den ganzen Meeresgrund, um sich zu verstecken, und wir werden zu beschäftigt sein, die merseianischen Waffenschieber, die nächste Woche kommen, in die Falle zu locken, als dass wir hier lange Fangen spielen könnten. Sonst hätte ich gewiss abgewartet, bis wir mit stärkeren Kräften anrücken können.«
    »Dreißig Mann gegen eine einzige arme, gejagte Kreatur?«, rief Tessa spöttisch.
    »Er ist eine ziemlich große Kreatur«, erwiderte Flandry ruhig.
    Er schaute seine Helfer an, wie sie schwarz und schön im Sonnenlicht standen, eintausend Blautöne auf den Rücken. Ein leiser Wind berührte nackte Haut und die sauberen, männlichen Umrisse von Waffen. Die Welt war viel zu schön, um unten im toten Uhunhu etwas zu riskieren. Flandry wusste genau und mit schiefem Lächeln, weshalb er die Jagd anführte – nicht aus Mut, nicht um des Ruhmes willen, nicht einmal, um noch ein Abenteuer ausschmücken zu können, mit dem er sich irgendeine hochnäsige, gelbhaarige terranische Mieze angeln konnte. Er ging, weil er Imperiumsbürger war und die Kolonialen ihn ausgelacht hätten, wenn er zurückgeblieben wäre.
    Daher zog er noch einmal an der Zigarette, schnippte sie im hohen Bogen über Bord und brummte: »Seien Sie brav, Tessa, dann bringe ich ihnen einen Lutscher mit. Na los, Kinders.«
    Und er klappte seinen Helm zu und sprang elegant über die Bordwand.
    Das Wasser wurde zur Welt. Über Kopf war eine Fläche aus Sonnenschein, zu grell, um hineinzublicken; überall sonst lag kühle Dämmerung, die sich nach unten hin in Nacht verlor. Das Unterseeboot sah aus wie ein Riesenwal … Zu schade, dass Flandry es nicht einfach mit hinunternehmen und A’u torpedieren konnte; aber eine unangenehme Sitzung mit einem in Altla verhafteten Mann hatte ihn eines Besseren belehrt: A’u erwartete, dass Menschen sich ihm nur schwimmend näherten … Das Dach aus Sonnenlicht schrumpfte, während Flandry sich immer tiefer treiben ließ, und schließlich war es nur noch ein winziger blendender Stern und dann nichts mehr. Flandry spürte seidig seine eigenen, ständig spielenden Muskeln und das Meer, das an ihnen vorbeiglitt. Die zunehmende Kälte rührte sein Blut in den Millionen Kanälen auf; ein Blick nach hinten zeigte seine Blasenspur wie eine Kette aus silbrigen Planeten, und seine Leute waren schwarze Blitze in einer völlig stillen, grünen Dämmerung. O Gott, ein Seehund zu sein!
    Schwach sichtbar erhoben sich unter ihm nun die vom Tang überwachsenen Hänge von Uhunhu, monströse graue Dolmen und Menhire, die nicht von Menschenhand errichtet worden waren, versunken schon vor einer Jahrmillion … Ein vor Jahrhunderten gesunkenes Schiff, die Keimzelle eines neuen Riffes, das in zehn Jahrtausenden aufragen würde, mit einigen verstreuten Schädeln, in denen Fische nisteten, wirkte unter den schrägen

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