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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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von den demoralisierten Männern über ihnen nicht beschossen wurden. Bourtai schnellte auf die umgestürzten Maschinen zu, die den Weg blockierten. Ihr Varyak fuhr an dem Haufen hoch, hob ab und setzte über den halben Platz hinweg. Flandry sah, wie sie um das Gleichgewicht kämpfte und obsiegte, präzise wie ein Vogel auf beiden Rädern landete und in einer Gasse auf der anderen Seite des Platzes verschwand. Dann war er an der Reihe. Er fragte sich flüchtig, wie hoch wohl seine Chancen waren, mit einem gebrochenen Hals zu überleben, und er hoffte, dass sie zu gering wären. Nur nicht in einer Verhörzelle enden. Hoppla, peng, los geht’s! Flandry wusste, dass er Bourtais Bravourstück nicht wiederholen konnte. Mitten in der Luft fuhr er das dritte Rad aus. Weniger brutal als angenommen prallte er wieder auf: Das Varyak hatte erstklassige Stoßdämpfer. Einen Augenblick lang schwankte er und wäre fast gestürzt; sein Rad senkte sich auf den Ausleger. Funken stoben hinter ihm von den Steinen. Er zog das Zusatzrad ein und gab Vollgas.
    Mit einem Blick nach Norden, am Turm vorbei zum Raumhafen, sah Flandry, dass dort Flugboote wie ein Hornissenschwarm auf Negagrav in der Luft hingen. Er hatte keine Chance, ein beteigeuzisches Schiff zu entführen. Es hatte auch keinen Sinn, zu Zalat im Yamen zu fliehen. Wohin unter diesen gnadenlosen Herbststernen dann?
    Bourtai war unter dem Mondlicht nur zu erahnen; einen halben Kilometer vor ihm raste sie die schmale nächtliche Straße entlang. Flandry überließ ihr die Führung und konzentrierte sich grimmig auf das Vermeiden von Unfällen. Es schien wie ein Augenblick, und es schien wie eine Ewigkeit, bis sie die Stadt hinter sich ließen und in die offene Steppe hinausfuhren.

 
VI
     
    Der Wind spielte im hohen Gras. Sein Flüstern lief kilometerweit durch das aufgerührte blasse Gelbgrün aus Tausenden leicht unterschiedlicher Farbtöne, bis hinter den Rand der Welt. Hier und da erhob sich rot ein stachliger, vom Frost gezwickter Busch; die Gräser umspülten ihn wie ein See. Hoch und höher über Kopf, unfassbar hoch, erstreckte sich der Himmel, ein unendliches Gewölbe aus Wind und tiefblauer Kälte. Krasna brannte tief im Westen, stumpforange, und bemalte die Steppe mit rosigem Licht und flüchtigen Schatten. Die Ringe waren eine Eisbrücke im Süden; Richtung Norden zeigte der Himmel einen fahlen grünlichen Schimmer, von dem Bourtai sagte, er sei das von früh fallendem Schnee reflektierte Licht.
    Flandry duckte sich ins Gras, das so hoch war wie er selbst. Als er einen Blick riskierte, sah er das Flugboot, das sie jagte. In trägen Spiralen zog es über das Land, doch die Mathematik, von der es und seine Begleiter geleitet wurden, knüpfte ein Netz um den ganzen Planeten. Für Flandry war das Boot selbst durch das Fernglas, das er in einer Satteltasche gefunden hatte, zu weit weg, als dass er mehr sehen konnte denn ein metallisches Funkeln; er wusste jedoch genau, dass das Flugboot mit Teleskopen, Metalldetektoren und Infrarotspürern nach ihm suchte.
    Er hätte nicht geglaubt, dass er sich vor den Hunderten von Suchbooten des Khans so lange verbergen könnte. Zwei Altaitage, nicht wahr? Die Erinnerung war verblasst. Flandry erinnerte sich nur an den Fiebertraum einer Flucht auf wütenden Rädern nach Norden, an Haut, die von der Luft so stark getrocknet wurde, dass sie blutete; an Sekundenschlaf im Sattel, an Dörrfleisch aus den Vorräten des Varyaks, das er im Fahren aß, an einen Stopp an einem Wasserloch, das Bourtai anhand von Zeichen gefunden hatte, die für ihn unsichtbar blieben. Er wusste nur, welche Schmerzen er bis in den Kern seiner innersten Zelle litt und dass sein Hirn vor Erschöpfung knirschte.
    Doch die unglaublich weite Ebene erstreckte sich über ein Gebiet, das fast doppelt so groß war wie alle Landmassen Terras zusammengenommen. Das Gras stand oft so hoch wie Flandry und verbarg die Flüchtigen vor den Augen in der Luft. Sie waren durch mehrere große Viehherden gefahren, um ihre Spuren zu verwischen; unter Bourtais Anleitung hatten sie sich geduckt und Schlangenlinien beschrieben; sie besaß das Wissen eines Jägers, wie man Verfolger abschüttelte.
    Nun aber schien sich die Jagd ihrem Ende zu nähern.
    Flandry blickte die junge Frau an. Sie saß mit untergeschlagenen Beinen reglos da, und ihre eigene Erschöpfung zeigte sich nur an einer Verdüsterung ihrer Augen. In ihrer gestohlenen Lederkleidung und mit dem Sturzhelm über dem

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