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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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geflochtenen Haar hätte man sie für einen Jungen halten können, aber selbst das Lagerfett, das sie sich zum Schutz vor dem Wind ins Gesicht geschmiert hatte, beeinträchtigte ihr hochmütiges gutes Aussehen nicht sonderlich. Flandry wog seinen Strahler in der Hand. »Glaubst du, sie sehen uns?«, fragte er. Er dämpfte seine Stimme nicht, aber die windige Gewaltigkeit ringsum reduzierte allen Menschenklang zu Nichts.
    »Noch nicht«, antwortete sie. »Er ist auf extreme Ortungsreichweite heran, aber er kann nicht bei jeder zweifelhaften Anzeige seiner Instrumente sofort reagieren.«
    »Also … ignorieren wir ihn, und er verschwindet wieder?«
    »Ich fürchte nein.« Bourtai zeigte sich beunruhigt. »Die Soldaten des Khans sind keine Narren. Ich kenne ihr Suchmuster. Dieses Flugboot und seine Genossen werden immer weiter kreisen und immer wieder das gleiche Terrain absuchen, bis die Nacht anbricht. Wenn wir dann weiterfahren wollten, müssten wir, wie du weißt, entweder die Heizung unserer Varyaks einschalten oder erfrieren. Und mit der Heizung zeigen wir uns auf den Infrarotspürern wie eine Flamme.«
    Flandry rieb sich das glatte Kinn. Altaianische Kleider waren ihm bis zur Absurdität zu knapp; also sei allen eleganten Göttern Dank für das Enzym gegen den Bartwuchs! Er wünschte, er dürfte es wagen, eine Zigarette zu rauchen. »Was bleibt uns zu tun?«, fragte er.
    Bourtai zuckte mit den Schultern. »Hierbleiben. Wir haben gut isolierte Schlafsäcke, die uns am Leben erhalten dürften, wenn wir einen zu zweit benutzen. Aber wenn die Temperatur allzu tief unter null sinkt, werden uns unser Atem und unsere Körperwärme verraten.«
    »Wie weit ist es noch bis zu deinen Freunden?«
    Bourtai rieb sich die müden Augen. »Das weiß ich nicht. Sie ziehen am Fuße des Khrebets und am Rande der Kara Gobi umher. Zu dieser Jahreszeit kommen sie eher nach Süden; deshalb werden wir von dem einen oder anderen Ordu nicht so weit entfernt sein. Dennoch, in der Steppe gibt es keine kleinen Entfernungen.« Sie hielt inne. »Wenn wir die Nacht überleben, können wir trotzdem nicht fahren, um sie zu finden. Die Energiezellen der Varyaks sind fast erschöpft. Wir werden marschieren müssen.«
    Flandry blickte die Räder an, die nun bis zur Unkenntlichkeit zerbeult und staubbedeckt waren. Wunderbar haltbare Dinger, dachte er geistesabwesend. Zum Großteil natürlich von Hand montiert, mit kleinen Motorwerkzeugen und der Sorgfalt, wie sie nur in einer vormerkantilistischen Gesellschaft möglich ist. Die Funkgeräte jedoch funktionierten nur über kurze Entfernung … Kein Grund zur Trübsal. Beim ersten Ruf nach tebtengrischer Hilfe hätte sich das Flugboot sowieso wie ein Falke auf sie gestürzt.
    Flandry ließ sich auf den Rücken sinken. Seine Muskeln pochten. Der Boden unter ihm war kalt. Einen Moment später folgte Bourtai seinem Beispiel und kuschelte sich in einer irgendwie kindlich anmutenden Vertrauensseligkeit eng an ihn.
    »Wenn wir nicht entkommen, nun, dann ergibt es sich eben aus dem Gefüge von Raum und Zeit«, sagte sie ruhiger, als es ihm möglich gewesen wäre. »Aber wenn doch, was planst du dann, Orluk?«
    »Dann werde ich wohl versuchen, irgendwie Terra zu benachrichtigen. Frag mich nicht, wie.«
    »Kommen deine Freunde dich denn nicht rächen, wenn du nicht zurückkehrst?«
    »Nein. Der Khan braucht nur den Beteigeuzern mitzuteilen, dass ich leider bei einem Unfall oder einem Anschlag Aufständischer oder was auch immer ums Leben gekommen sei und mit vollen Ehren eingeäschert werde. Es wäre nicht schwierig, die Sache zu fälschen: Ein von einem Strahlerschuss verkohlter Leichnam von etwa meiner Größe würde ausreichen, denn für den ungeübten Nichtmenschen sieht ein Mensch aus wie der andere. Mein Dienst wird davon erfahren, und natürlich wird man misstrauisch sein, aber es gibt dort so viel zu tun, dass der Verdacht nicht als stark genug erscheinen wird, um tätig zu werden. Allenfalls schickt man einen weiteren Agenten wie mich. Und ihn kann der Khan täuschen, weil er ihn erwartet: er wird die neuen Bauten tarnen, dafür sorgen, dass unser Mann nur mit den richtigen Leuten spricht und nur die richtigen Dinge zu sehen bekommt. Was kann ein Mann gegen einen ganzen Planeten ausrichten?«
    »Du hast schon etwas getan.«
    »Aber wie gesagt, habe ich Oleg überrumpelt.«
    »Dir wird noch mehr gelingen«, erwiderte Bourtai gelassen. »Kannst du nicht zum Beispiel über einen Beteigeuzer einen Brief vom

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