Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
Merseianer, der schlimmste Feind, den unsere, Ihre und meine Rasse bisher kennengelernt hat, und …«
    Flandry setzte sich auf eine Couch, wischte sich das Blut vom Schnurrbart und sagte kränklich: »Lass das jetzt einmal. Wie kommen wir hier raus? Ehe die Wache kommt, um uns an die Wand zu stellen, meine ich.«

 
V
     
    Bourtai fiel in Schweigen, und Flandry begriff, dass er Anglisch gesprochen hatte. Er bemerkte außerdem, dass man sie nicht erschießen würde, es sei denn, um eine Flucht zu verhindern. Man würde sie verhören, und zwar schmerzhaft.
    Er wusste nicht, ob es in den Wänden außer Mikrofonen auch noch Kameras gab. Genauso wenig konnte er sagen, ob die Wanzen ihre Erkenntnisse an einen wachsamen Menschen weitergaben oder nur Daten speicherten, die am Morgen ausgewertet wurden. Er musste jedoch von Möglichkeit Numero eins ausgehen.
    Flandry sprang auf und erreichte Bourtai mit einem Sprung. Sie reagierte mit katzenhafter Geschwindigkeit. Eine Hand schoss mit der Kante nach vorn auf seinen Kehlkopf zu. Er hatte bereits den Kopf gesenkt und fing den Stoß mit der harten Schädeldecke ab. Mit seinen Händen packte er die Aufschläge ihres Mantels und kreuzte vor ihrer Kehle die Unterarme. Ehe sie ihm in den Solarplexus schlagen konnte, hatte er sie schon zu dicht an sich herangezogen. Sie hob die Daumen, um ihm die Augen auszudrücken. Er drehte den Kopf weg und trug nur einen Kratzer an der Nase davon. Nach dem letzten Schlag tat es weh. Er jaulte auf, ließ aber nicht los. Eine Sekunde später wurde sie schlaff.
    Flandry wirbelte sie herum, drehte ihr den Arm auf den Rücken und ließ sie gegen ihn sacken. Sie regte sich. Ein so kurzer Sauerstoffentzug konnte nur einen Augenblick der Bewusstlosigkeit verursachen. Flandry vergrub sein Gesicht in ihrem dunklen, welligen Haar, als wäre er ihr Geliebter. Es hatte einen warmen Geruch nach Sommer. Er fand ihr Ohr und hauchte hinein:
    »Du kleiner Knorpelkopf, ist dir nie in den Sinn gekommen, dass der Khan misstrauisch gegen mich sein könnte? Dass es Lauscher geben muss? Nun haben wir nur noch eine einzige verzweifelte Chance: Wir müssen hier raus. Vielleicht können wir ein beteigeuzisches Raumschiff kapern. Zuerst aber muss ich so tun, als würde ich dich verhaften, damit sie nicht zu schnell und zu alarmiert hierherkommen. Verstanden? Kannst du deine Rolle spielen?«
    Bourtai erstarrte. Flandry spürte, wie sie fast unmerklich nickte. Der harte, junge Leib, der an ihm lehnte, entspannte sich mit der Geschmeidigkeit genau beherrschter Nerven und Muskeln. Flandry war selten einer Frau begegnet, die in einem physischen Notfall so kompetent reagierte. Ohne Zweifel hatte Bourtai Iwanskaja eine militärische Ausbildung genossen.
    Sie würde sie brauchen.
    Flandry lachte: »Also, ich habe wirklich nie so was Albernes gehört! Hier gibt es doch keine Merseianer. Ich habe das sehr sorgfältig überprüfen lassen, ehe ich aufbrach. Wollte ihnen schließlich nicht über den Weg laufen – man weiß ja nie, und dann verbringt man ein Jahr in irgendeiner scheußlichen merseianischen Zelle, während mein alter Herr um meine Freilassung feilscht. Wie bitte? Also wirklich, das ist doch völliger Blödsinn, jedes einzelne Wort!« Er räusperte sich ein wenig. »Ich glaube, ich sollte Sie lieber zu den Wachen bringen, Madam. Kommen Sie, und keine Tricks mehr!«
    Flandry führte Bourtai zur Tür hinaus auf einen mit Säulen versehenen Korridor. Das eine Ende lag an einem Fenster, zwanzig Meter über einem Fischteich, der mit Einbruch der Nacht zugefroren war. Das andere verschwand im Halbdunkel, das nur von unregelmäßig in Wandarmen angebrachten Lampen aufgehellt wurde. Flandry schob Bourtai in diese Richtung. Sie kamen schließlich an eine Wendeltreppe nach unten. Zwei Mann mit Helmen, Lederjacken, Strahlern und Messern bewachte sie. Einer richtete die Waffe auf Flandry und bellte: »Halt! Wohin wollen Sie?«
    »Also Sie ahnen es nicht, dieses Mädchen …«, keuchte Flandry. Er stieß Bourtai an, die sich ganz realistisch in seinem Griff wand. »Sie fing an, allen möglichen haarsträubenden Unsinn zu reden. Wer hat hier das Kommando? Sie dachte, ich würde ihr gegen den Kha-Khan helfen. Stellen Sie sich das mal vor!«
    »Was?« Ein Palastwächter kam näher.
    »Die Tebtengri werden mich retten!«, fauchte Bourtai ihn an. »Das Eisvolk wird in den Ruinen dieses Palastes hausen!«
    Flandry fand ihre Vorstellung ein wenig übertrieben, aber beide Palastwächter

Weitere Kostenlose Bücher