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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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erwarten?«, fragte Toghrul.
    »Frühestens in drei oder vier Wochen«, antwortete Flandry. »Die Nachricht muss Catawrayannis erreichen, und der Kommandeur muss einen Kampfverband zusammenstellen, der den Weg hierher zurückzulegen hat. Wir müssen mit einem Monat plus minus eine Woche rechnen. Können wir dem Gegner so lange ausweichen, ihn auf Abstand halten, ohne selbst allzu große Verluste zu erleiden?«
    »Besser wäre es«, entgegnete Toghrul, »sonst sind wir erledigt.«

 
XV
     
    Captain Flandry legte das Gewehr an. Das Plastikmaterial des Kolbens fühlte sich glatt und nicht kalt an, so als spüre seine taube Wange noch etwas. Die Kälte der Metallteile, die jedem Finger, den sie berührten, die Haut abgezogen hätten, biss ihn durch die Handschuhe.
    In dem roten Halbdunkel und durch das heulende Jagen des Schnees waren Entfernungen nur schwierig zu veranschlagen. Der Einfluss des Windes auf die Geschossbahn ließ sich kaum abschätzen; die Geschossbahn selbst verblüffte Flandry immer wieder, auf diesem elenden Planeten mit seinem drei Viertel g … Er entschied, dass die Gegner noch nicht nahe genug waren, und senkte den Lauf.
    Neben ihm, hinter der windabgewandten Seite der gleichen Schneewehe geduckt, richtete der Eisbewohner dunkle Augen auf den Menschen. »Ich gehe jetzt?«, fragte er. Altaianisch sprach er noch schlechter als Flandry; allerdings war selbst Juchi überrascht gewesen, dass überhaupt ein Mitglied des Eisvolkes die Sprache der Menschen beherrschte.
    »Ich sagte doch schon nein.« Flandrys Akzent fiel durch die aufgedunsenen, erfrorenen Lippen noch dicker aus. »Du musst hundert Meter freie Fläche überqueren, um die Bäume zu erreichen. Wenn du rennst, wirst du entdeckt und erschossen, ehe du den halben Weg zurückgelegt hast. Solange uns keine Ablenkung gelingt …«
    Er spähte erneut ins Halbdunkel. Krasna hatte sich für den Winter fast ganz aus dem Polargebiet zurückgezogen, stand aber nicht weit unter dem Horizont. Noch gab es mehrere Stunden am Tag, in denen ein mürrisches Leuchten im Süden einem Menschen genügend Licht spendete, um auf kurze Entfernung etwas zu sehen.
    Der angreifende Zug war mittlerweile so nahe, dass Flandry verschwommen Einzelgestalten ausmachen konnte, die sich gegen den großen, undeutlich erkennbaren See abhoben. Sie ritten auf einer Art modifiziertem Varyak mit Laufrädern und auf niedrige Leistung gestelltem Negagrav, der sie durch das ewige Eis zog. Durch schieres Pech waren Flandry und sein Trupp auf sie gestoßen. Doch der vergangene Monat, oder wie lange es schon ging, war von Pech erfüllt gewesen. Juchi hatte sein ganzes Volk in die Tiefen der Eislande zurückgezogen, um von wenigen geschlachteten Tieren zu leben, die man eingefroren hatte, während die Herden unter leichter Bewachung über die Steppen zogen. Gleichzeitig führte eine Front aus Tebtengri und Eisvolk einen Guerillakrieg, um Oleg Khans Vormarsch zu behindern … Lauern, schießen, fliehen, verstecken, das Essen hinunterschlingen, ein Nickerchen im Schlafsack, der genauso nasskalt ist wie man selbst, dann wieder lauern …
    Jetzt lag der Rest von Flandrys Trupp tot am Tengri Nor, und er selbst war mit einem Gefährten Verfolgern ausgesetzt, die sich auf ihren Maschinen erheblich schneller bewegten als er zu Fuß.
    Flandry schätzte erneut die Entfernung ab. Vielleicht. Er nahm den Mann an der Spitze ins Visier und machte eine Kopfbewegung zu dem Eisbewohner, der von ihm fortschlüpfte. Dann schoss Flandry.
    Der Südländer zuckte im Sattel zusammen, packte seinen Bauch und glitt langsam zu Boden. Selbst unter dem schwachen Licht leuchtete sein Blut auf dem Schnee schreiend rot. Im Heulen des Windes hörte Flandry die anderen brüllen. Sie setzten sich in Bewegung und fächerten aus. Er verfolgte sie mit dem Gewehr, zielte auf einen anderen Mann und drückte wieder den Abzug. Daneben. Es reichte nicht. Er musste sie einige Sekunden lang ablenken, damit der Eisbewohner die Kristallbäume in seinem Rücken erreichen konnte.
    Flandry stellte das Gewehr auf Schnellfeuer. Er sprang auf, schoss und brüllte: »Meine Oma kann eure Oma verdreschen!«
    Während er sich duckte, spürte er mehr den Bleisturm, der die Luft durchschnitt, wo er gestanden hatte, als dass er ihn hörte. Energieblitze krachten über ihn hinweg, peitschten in den Schnee und ließen ihn zischen. Flandry atmete heißen Dampf ein. Bestimmt hatte der verdammte Eisbewohner mittlerweile den Wald erreicht! Flandry

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