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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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die Oberfläche. Und dort erwartete ihn Chives’ schmales Gesicht.
    »Hier, Sir. Setzen Sie sich auf. Wenn ich mir die Freiheit nehmen darf …«
    »Du grüner Mistkerl«, krächzte Flandry im Albtraum, »ich habe dir doch befohlen …«
    »Jawohl, Sir. Ich habe den Datenträger überbracht. Danach erschien es mir jedoch ratsam, mich zurückzuschleichen und mit Mr Bryce in Kontakt zu bleiben. Ganz ruhig, Sir, wenn ich bitten darf. Die Blockade lässt sich mit ein wenig Geschick brechen. Dachten Sie wirklich, Sir, dass Eingeborene Ihrem persönlichen Raumfahrzeug den Weg verlegen könnten? Ich bereite ein Medikament für die junge Dame vor, und für Sie steht in Ihrer Kabine Tee bereit.«

 
XV
     
    Fleet Admiral Sir Thomas Walton war ein großer Mann mit grauen Haaren und düsteren, blassen Augen. Er trug selten seine Auszeichnungen und besuchte Terra nur in Dienstangelegenheiten. Kein Bioskulp hatte sein Gesicht geformt, sondern seine Gene, der Krieg und unvergossene Tränen, wenn er seine Männer sterben sah und dann zusehen musste, wie das Imperium sich das, was durch ihr Opfer gewonnen worden war, zwischen den Fingern zerrinnen ließ. Kit hielt ihn für den am besten aussehenden Mann, dem sie je begegnet war. In ihrer Gegenwart lähmte ihm jedoch die Schüchternheit eines alten Junggesellen die Zunge. Er nannte sie Miss Kittredge, teilte ihr eine eigene Kammer an Bord seines Flaggschiffs zu und fand immer eine Ausflucht, die Offiziersmesse zu meiden, wenn sie dort aß.
    Außer niemandem im Weg zu stehen, erhielt sie keine Aufgabe. Einsame, junge Lieutenants umschwärmten sie und gaben ihr Bestes, um sie mit ihrem Charme zu bezaubern und zu amüsieren. Flandry aber war nur selten an Bord des Schlachtschiffs.
    Die Flotte umkreiste Cerulia auf weiter Bahn zwischen höhnischen Sternen in der Finsternis. Nur wenig konnte aktiv unternommen werden. Man hatte Ogre zu überwachen, doch der Gasriese blieb ein Rätsel. Die Kräfte der Ardazirho suchten nicht die offene Schlacht, sondern hielten sich dicht bei Vixen, wo Bodenunterstützung zur Verfügung stand und eroberte Robotfabriken täglich den Bestand vergrößerten. Hin und wieder unternahmen die Terraner Vorstöße, doch Walton verzichtete auf ein entscheidendes Kräftemessen. Er konnte noch gewinnen – wenn er seinen gesamten Verband in den Kampf warf und wenn Ogre neutral blieb. Doch Vixen, um den es ging, wäre danach ein Grab.
    Ruhelos und unzufrieden murrten in den Schiffen Waltons Männer.
    Nach drei Wochen wurde Captain Flandry zum Admiral beordert. Flandry pfiff erleichtert. »Unser Aufklärer muss sich gemeldet haben«, sagte er zu seinem Adjutanten. »Vielleicht zieht man mich jetzt endlich von diesem verdammten Müllsammeln ab.«
    Denn dummerweise sprach nur er Urdahu. Der Verband hatte etwa hundert ardazirische Gefangene, die von Enterkommandos aus manövrierunfähigen Schiffen gerettet worden waren. Die Offiziere hatten jedoch alle Navigationsmittel vernichtet und starben mit der gräulichen Tapferkeit des Präkonditionierten. Keiner der Überlebenden im Mannschafts- und Unteroffiziersrang sprach Anglisch oder kooperierte mit terranischen Linguisten. Flandry hatte seine Beherrschung der feindlichen Hauptsprache elektronisch weitergegeben, aber in normalem, gemächlichem Tempo, da er seine geistige Gesundheit kein zweites Mal riskieren wollte. Den Rest jedes Tages hatte er mit Verhören verbracht – ein gewisser Prozentsatz der Gefangenen war dafür empfänglich, wenn es in der eigenen Sprache geschah. Nun beherrschten zwei weitere Menschen das Urdahu. Als Kristallisationskeim genügte das. Doch bis zur Rückkehr der ersten Aufklärungsboote, die nach Ardazir entsandt worden waren, hatte Flandry weiter mit den Verhören zu tun. Es war vernünftig, aber anstrengend und todlangweilig.
    Flandry bestieg eilig ein Gravboot und setzte vom Schiff des Nachrichtenkorps zum Dreadnought über. Das Flaggschiff gehörte der Nova- Klasse an; sein gewaltiger Rumpf ragte vor Flandry auf wie ein Berg, und die Geschütze scharrten über die Milchstraße. Davon abgesehen sah er nur Sterne, die ferne Sonne Cerulia und den Dunkelnebel. Es fiel schwer zu glauben, dass Hunderte von Schiffen mit dem ungebändigten Atom in den Magazinen sich über die umgebende Million Kilometer verteilten.
    Flandry betrat das Schlachtschiff durch Luftschleuse Sieben und eilte zum Flaggbüro. Ein scharlachroter Mantel blähte sich hinter ihm; sein Uniformrock war pfauenblau, und seine

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