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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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wenig trinken wie möglich, dehnen wir unsere Überlebenszeit aus. Warum zum Teufel sind diese Stationen nicht klimatisiert und mit Rationen ausgestattet?«
    »Weil es nicht nötig ist. Sie werden routinemäßig inspiziert … in diesen Breiten mitten im Winter.« Kit setzte sich auf die einzige kleine Bank. Flandry nahm neben ihr Platz. Sie lehnte sich in seine Armbeuge. Ein wilder Windstoß donnerte gegen die Wände des Verschlags. Das Fenster wurde kurz vom Flugstaub geschwärzt.
    »Ob Ardazir auch so ist?«, fragte sich Kit. »Dann kämen diese Teufel wirklich aus der Hölle.«
    »O nein«, entgegnete Flandry. »Temulak sagte, dass ihr Planet eine vernünftige Umlaufbahn hat. Sicher ist es dort im Mittel wärmer als auf Terra, aber in den meisten Klimazonen könnten wir die Temperatur ertragen, da bin ich sicher. Ein heißer Stern, der stark im UV-Bereich emittiert, spaltet mit seinem Licht Wassermoleküle. Der freie Wasserstoff entweicht ins All, ehe er rekombinieren kann. Die Ozonschicht würde der Hydrosphäre zwar einigen Schutz bieten, aber er reicht nicht aus. Ardazir muss daher erheblich trockener sein als Terra und hat keine Ozeane, nur Seen. Gleichzeitig dürfte die Welt, nach der Muskelkraft seiner Bewohner und dem Umstand zu urteilen, dass Vixens Luftdruck sie nicht stört, ein wenig größer sein, mit einer Schwerkraft an der Oberfläche von eins Komma fünf g etwa. Damit hätte sie trotz der Sonneneinstrahlung ungefähr die gleiche Atmosphärendichte wie wir.«
    Er schwieg kurz. »Sie sind keine Teufel, Kit. Sie sind Jäger und Kämpfer. Vielleicht ist ihnen etwas weniger natürliche Freundlichkeit angeboren als unserer Spezies, aber selbst da bin ich mir nicht sicher. Auch wir waren vor wenigen Jahrhunderten noch ein lärmender, wilder Haufen. Vielleicht werden wir wieder dazu, wenn die Lange Nacht gekommen ist und es erneut heißt: Friss oder stirb. Tatsächlich sind die Ardazirho nicht einmal ein einzelnes Volk; es ist ein ganzer Planet voller unterschiedlicher Rassen und Kulturen. Die Urdahu haben den Rest erst vor ein paar Jahren unterworfen. Deshalb siehst du all diese unterschiedlichen Kleider an ihnen – eine Konzession an die Herkunft wie in einem alten Highland-Regiment. Und ich wette, dass die Urdahu trotz all ihrer Erfolge auf der Heimatwelt nicht besonders beliebt sind. Ihre Herrschaft ist sehr jung und nur durch überwältigende Macht möglich geworden; sie kann wieder gebrochen werden, wenn wir die richtigen Werkzeuge ansetzen. Mir tun sie fast leid, Kit. Sie sind irgendjemand anderem auf den Leim gegangen – und Gott, was das für ein jemand ist! Welch ein Genie!«
    Er hielt inne, weil die gnadenlose, wasserlose Hitze ihm die Kehle zuschnürte. Kit erwiderte leise und verbittert: »Nur weiter so. Sympathisier’ mit den Ardazirho und bewundere die Kunstfertigkeit von diesem X, der hinter allem steht. Du bist ja auch ’n Profi. Aber Menschen wie ich, wir übernehmen das Sterben.«
    »Es tut mir leid.« Er zerzauste ihr das Haar.
    »Du hast mir immer noch nicht gesagt, ob du glaubst, dass wir lebend gerettet werden.«
    »Ich weiß es nicht.« Flandry musste mit sich kämpfen, ehe er hinzufügen konnte: »Ich bezweifle es allerdings. Ich rechne damit, dass es Tage dauern wird, bis jemand uns findet, und wir halten nur noch Stunden durch. Aber falls das Schiff kommt – nein, verdammt, sobald es kommt! –, liegt hier das Pilotenhandbuch und wird gefunden.«
    »Danke, dass du ehrlich zu mir bist, Dominic«, sagte sie. »Danke für alles.«
    Er küsste sie mit großer Zärtlichkeit.
    Danach warteten sie ab.
    Die Sonne sank. Eine kurze Nacht brach herein. Sie brachte nur wenig Linderung: Der Wind peitschte noch immer um die Hütte, und der Nordhimmel stand nach wie vor in Flammen. Kit warf sich in fiebrigem Dämmer neben einem Flandry hin und her, der nicht mehr sonderlich klar denken konnte. Er erinnerte sich dunkel an eine andere weiße Sommernacht auf hoher Breite … aber das war auf Terra gewesen, in einem kühlen norwegischen Hochlandtal, und er hatte ein anderes blondes Mädchen bei sich gehabt … ihre Lippen waren wie Rosen geformt gewesen …
    Kaum drangen das Pfeifen am Himmel, der erderschütternde Donner einer rücksichtslos eiligen Landung, die Füße, die über brennendheißen Fels eilten, die Fäuste, die gegen die Tür hämmerten, durch die verkohlte Dunkelheit von Flandrys Geist. Doch als die Tür aufbrach und der Wind hineinkam, schwamm er durch Wellen des Schmerzes an

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