Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
landete das Boot mit großer Sorgfalt. Schweigen senkte sich über die Pilotenkanzel. Schwärze herrschte außerhalb des Rumpfes. Sie waren gelandet.
»Warte hier«, sagte Flandry. Chives’ grünes Gesicht nahm einen meuterischen Ausdruck an. »Das ist ein Befehl«, fügte der Terraner hinzu; er wusste, wie sehr er das andere Wesen verletzte, aber ihm blieb diesmal keine Wahl. »Wir brauchen wahrscheinlich ein schnelles Fluchtmittel. Oder ein schnelles Verfolgungsfahrzeug. Oder, wenn alles schiefgeht, jemanden, der Walton Meldung erstattet.«
»Jawohl, Sir.« Chives war kaum zu verstehen. Flandry ließ ihn über das Instrumentenbrett gebeugt zurück.
Seine Crew, abzüglich der beiden Menschen, die er bei Svantozik gelassen hatte, trug bereits Panzeranzüge. Auf den Zentaurenrücken des Donarriers war eine Atomhaubitze lafettiert; dahinter ritt ein Mann, der sie bedienen sollte. Auf den Doppelschultern der beiden Gorzunier ragten schräg die Bauteile eines Raketenwerfers auf. Der Scothaner brüllte ein Kriegslied und ließ seine geliebte Brechstange durch die Luft pfeifen. Die fünf übrigen Menschen stellten sich mit metallischem Scheppern zu einer Gruppe auf.
Flandry stieg in seinen Anzug und führte seine Streitmacht hinaus.
Er stand in sternenloser Nacht. Nur das matte Glühen der Instrumente und der Lichtkreis, den ein Lampenstrahl ins Vakuum warf, bewiesen ihm, dass seine Augen noch sehen konnten. Nachdem er sich an die Verhältnisse gewöhnt hatte, machte er das schwache wolkige Rot über sich aus und die an Blutstropfen erinnernden Funken, wo umkreisende Meteoriten das Sonnenlicht einfingen. Die Schwerkraft war so gering, dass er selbst im Panzeranzug beinahe gewichtslos war. Seine Massenträgheit war jedoch unverändert. Er fühlte sich, als marschiere er am Boden eines unendlichen Ozeans.
Flandry blickte auf den tragbaren Neutrinodetektor. Innerhalb der aufgerührten Nebelmaterie wurden alle Instrumente gestört, denn der Staub emittierte in jedem Spektralbereich den Schrei einer Jahrmillionen andauernden Geburt. Doch eindeutig lag ein kleines Kernkraftwerk vor ihnen. Und das konnte nur zu einer Anlage gehören.
»Nehmen Sie sich bei den Händen«, befahl Flandry. »Wir dürfen uns nicht verlieren. Bewahren Sie Funkstille. Auf geht’s.«
Sie setzten über die unsichtbare Oberfläche. Sie war uneben und oft rutschig von gefrorenem Gas. Einmal bebte der Boden, und ein Grollen wanderte durch ihre Stiefelsohlen. Ein großer Felsblock musste eingeschlagen haben.
Dann ging am schwindelerregend nahen Horizont gewaltig und nur vage umrissen die Sonne auf und goss den Schimmer von Glutasche über Eis und Eisen. Sie stieg mit sichtbarer Geschwindigkeit. Flandrys Leute ließen einander los und gingen in Schützenreihe vor: von Grube zu Felsspitze jede Deckung ausnutzen, warten und beobachten, dann der nächste lange, flache Sprung. In ihren schwarzen Rüstungen waren sie nur einige wandernde Schatten unter vielen.
Die Kuppel der merseianischen Station kam in Sicht, eine blaue Halbkugel, die unter diesem Licht purpurn wirkte und sich in einen weiten, flachen Krater schmiegte. Auf den Erhebungen ringsum hockten Negafeld-Generatoren, die mit ihrem Kraftfeldschild den Steinregen abhielten. Das Feld war kurzzeitig abgeschaltet worden, um Svantozik die Landung zu gestatten. Das gedrungene schwarze Kurierboot stand unter einer steilen Böschung, zwei Kilometer von der Kuppel entfernt. Ein kleines, schnelles Kampfboot – merseianischer Bauart, der letzte Beweis – wartete neben der Kuppel auf die etwa zwanzig Wesen, die darin Platz fanden. Sein Buggeschütz war auf das ardazirische Boot gerichtet. Routinemäßige Vorsicht, andere Abwehrvorrichtungen gab es nicht. Was hatten die Merseianer auch zu fürchten?
Flandry hockte auf der Kante und stimmte sein Funkgerät ab. Svantoziks Richtstrahl zeigte genügend Streuung, dass der Terraner das Gespräch abhören konnte: »… nein, Herren, dieser Besuch erfolgt auf meine Initiative. Die Lage auf Vixen hat sich dramatisch zugespitzt, und ich hatte den Eindruck, es wäre besser, Sie davon sofort in Kenntnis zu setzen, statt mit einem Zwischenhalt auf Ardazir Zeit zu vergeuden …« Es war leeres Gefasel, ein Bluff ins Blaue, um Flandry Zeit für den Angriff zu verschaffen.
Der Terraner musterte seine Leute. Einer nach dem anderen gab ihm das Klarzeichen. Flandry führte die Leute an. Das Kraftfeld reichte nicht bis zum Boden; sie glitten darunter her, kletterten die
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