Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
und Flandry hatte noch nie solch tiefe Seelenmüdigkeit gehört, »schlägt mich nicht ein überlegener Verstand oder eine höhere Gerechtigkeit, sondern die brutale Tatsache, dass Sie von einem größeren Planeten stammen als ich und daher stärkere Muskeln haben. Es wird nicht einfach sein, dies in eine harmonische Sicht der Realität einzupassen.«
Flandry zog den Strahler und schweißte ihre Ärmel zusammen. Ob Aycharaych einen gebrochenen Arm hatte oder nicht, er ging kein Risiko ein. Schlimm genug, dass er diesen großen, aufmerksamen Verstand neben sich hatte, bis sie das Schnellboot erreichten.
Aycharaychs Ton wurde wieder vergnügt. Er klang fast belustigt, als er sagte: »Ich würde mir gern an Ihrer Freude das Herz erfrischen. Da Sie in unseren Dateien ohnehin davon lesen werden, teile ich Ihnen jetzt schon mit, dass die Oberherren von Urdahu in fünf terranischen Tagen zu einer Konferenz hier eintreffen werden.«
Flandry erstarrte. Tiefe Freude leuchtete in ihm auf. Ein einziger Raketentreffer, und Ardazir war enthauptet!
Allmählich fielen Steife und Glück von ihm ab. Er hatte seinen Gefangenen sicher an sich gefesselt. Sie halfen einander hoch. »Kommen Sie«, sagte der Terraner. »Ich habe Arbeit vor mir.«
XVIII
Cerulia lag nicht einmal in der Nähe der Route von Syrax nach Sol. Dennoch reiste Flandry auf diesem Umweg nach Hause. Wieso, das wusste er nicht genau zu sagen. Ganz gewiss aber war ihm nicht danach zumute.
Er landete auf Vixens größtem Raumhafen. »Ich nehme an, in ein paar Stunden bin ich zurück, Chives«, sagte er. »Immer schön den Pizzateig wirbeln.« Mit federnden Schritten stieg er die Gangway hinunter, durchquerte als Wirbel aus Gold und Scharlachrot die Quarantäne und nahm sich ein Lufttaxi nach Garth.
Die Stadt lag friedvoll im Hochsommer. Jetzt, im Aphel, erinnerte die Sonne, durch Vixens Atmosphäre gefiltert, fast an Sol: kleiner und heller, aber sanft an einem blauen Himmel, über den hohe weiße Wolken wanderten. Felder erstreckten sich grün bis an das Wäldchen; ein Fluss funkelte im Sonnenschein, und die Schneekuppen des Kamms schwebten träumerisch über dem Weltenrand.
Flandry suchte sich die Adresse, zu der er wollte, in einer öffentlichen Visifonzelle heraus. Er meldete sich nicht an, sondern ging durch geschäftige Straßen zu dem kleinen Haus, dessen Spitzdach golden über den efeubewachsenen Mauern thronte.
Kit empfing ihn an der Tür. Sie stand lange Zeit reglos vor ihm. Schließlich hauchte sie: »Ich hatt’ schon Angst, du wärst tot.«
»Ein oder zwei Mal war’s knapp«, entgegnete Flandry unbeholfen.
Sie nahm seinen Arm. Ihre Hand zitterte. »Nein«, sagte sie.
»D-d-du kannst nicht sterben. Du hast zu viel Leben in dir. Ach, komm rein, Lieblin’!« Sie schloss hinter ihm die Tür. Flandry folgte ihr ins Wohnzimmer und setzte sich. Das Sonnenlicht strahlte an Rosen in einem Gitterfenster vorbei und warf blaue Schatten über die warme, sparsame Gefälligkeit des Mobiliars. Das Mädchen bewegte sich umher, bestellte beim öffentlichen Pneumoservice zu trinken und plapperte in hektischer Freude. Flandrys Blick fand es angenehm, ihr zu folgen.
»Du hättest mir schreiben können«, sagte sie und lächelte übertrieben, damit er wusste, dass sie ihn nicht tadelte. »Als die Ardazirho von Vixen abgerückt waren, ging hier alles ganz schnell wieder seinen geregelten Gang. Die Postrohre haben schon nach ’n paar Stunden wieder funktioniert.«
»Ich war beschäftigt«, sagte er.
»Und das ist jetzt vorbei?« Sie reichte ihm einen Whisky und setzte sich ihm gegenüber. Ihr Glas ließ sie auf einem bloßen, sonnengebräunten Knie ruhen.
»Ich denke schon.« Flandry nahm eine Zigarette aus dem Etui. »Bis es wieder woanders brennt.«
»Ich weiß überhaupt nicht, was passiert ist«, sagte sie. »Es war alles solch ein großes Durcheinander.«
»Das ist bei derartigen Entwicklungen normal«, erwiderte Flandry, froh über das unpersönliche Thema. »Da das Imperium die Gefahr vor der Öffentlichkeit immer heruntergespielt hatte, konnte es nun schwerlich einen glorreichen Sieg in allen Einzelheiten verkünden. Doch eigentlich war die Sache recht einfach. Nachdem wir die ardazirischen Chefs im Nebel massakriert hatten, brach auf ihrem Planeten alles auseinander. Die Besatzungstruppen wurden von Vixen abgezogen, damit sie bei der Verteidigung der Heimatwelt helfen konnten, denn in dem kleinen Sternenreich brach eine Revolte nach der anderen
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