Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
keine einzige der üblichen Manierismen der Märchenerzähler. Dennoch gab er sich empörend gelassen.
    Das konnte er auch sein, denn er sprach weder von dem Silbervogel noch vom Polesotechnarchen van Rijn oder irgendwelchen anderen alten Themen, die ohnehin jeder auswendig kannte. Der Mann erzählte neue Geschichten, von denen die meisten unanständig und alle unverschämt komisch waren. Die Menge kreischte vor Lachen.
    »… und nach dieser langen, großen Karriere, während der er für sein Land in der Luft gekämpft hatte, wurde Pierre dem Glücklichen erlaubt, nach Hause zurückzukehren und sich auszuruhen. Keine Ehrung und keine Belohnung betrachtete man als zu hoch für diesen Fürsten der Piloten.« Der Märchenerzähler senkte bescheiden den Blick. »Aber ich bin ein armer Mann, o edle, großzügige Zuhörer. Mich übermannt die Müdigkeit.«
    Geld klingelte in seiner Schale. Nachdem er die Münzen in eine wohlgefüllte Börse geschüttet hatte, lehnte sich der Märchenerzähler zurück, entzündete eine Zigarette, nahm einen Schluck aus einem Weinschlauch und fuhr fort: »Die Heimat Pierres des Glücklichen hieß Paris und war die reichste und schönste aller Städte. Hier, und nur hier allein hatte der Mensch die Kunst der Vergnügung voll und ganz gemeistert: kein bloßes Sich-suhlen im Überfluss, sondern die feinsinnigsten Raffinessen, die elegantesten und köstlichsten Beiwerke. So erzählte man sich zum Beispiel die Geschichte eines Fremden aus einem ungehobelten Land namens Texas, der auf Besuch in Paris weilte und …«
    »Halt!«
    Pradjung schob sich durch den innersten Kreis und baute sich vor dem Neuen auf. Hinter sich hörte er wütende Stimmen, und er legte die Hand aufs Messer. Der Lärm verebbte zu ärgerlichem Murren. Einige Personen am Rand der Menge entfernten sich unauffällig.
    »Wie heißt du, Fremder, und woher kommst du?«, fuhr Pradjung ihn an.
    Der Märchenerzähler sah auf. Seine Augen waren von einer unheimlichen grauen Farbe.
    »So knüpft man aber keine Freundschaften«, entgegnete er tadelnd.
    Pradjung lief rot an. »Weißt du, wo du bist? Hier ist Sumus Gebiet – mögen seine Nachkommen das Universum besiedeln. Wer sagte einem erbärmlichen Fremdling wie dir, dass du dich hier niederlassen darfst?«
    »Niemand hat mir gesagt, es zu unterlassen.«
    Die Antwort war unterwürfig genug, dass Pradjung Zugeständnisse machen konnte – schließlich versprach der Verdienst dieses Märchenerzählers einen guten Gewinnanteil. »Neuankömmlinge guten Herzens sind hier nie unwillkommen. Aber mein Herr Sumu muss entscheiden. Er wird dir sicher eine Strafe auferlegen, weil du nicht sofort zu ihm gekommen bist. Aber wenn du höflich zu ihm und – ähem! – seinen treuen Männern bist, dann glaube ich nicht, dass er dich prügeln lassen wird.«
    »Himmel, das will ich hoffen.« Der Märchenerzähler stand auf. »Dann los, bring mich zu deinem Anführer.«
    »Du könntest seinen Männern die Höflichkeit erweisen, die sie verdienen, und dir Freunde machen«, sagte Pradjung mit einem Blick auf die volle Börse.
    »Natürlich.« Der Märchenerzähler hob den Weinschlauch. »Auf dein Wohl, Herr.« Er nahm einen großen Schluck und hängte sich den Schlauch wieder um.
    »Was ist mit unserer Geschichte?«, rief ein Bauer, der zu wütend war, um an Pradjungs Messer zu denken.
    »Ich fürchte, ich wurde unterbrochen«, antwortete der Fremde.
    Die Menge teilte sich widerstrebend. Pradjung war mittlerweile selber ärgerlich, aber er hielt sich im Zaum. Er wollte abwarten, bis sie zu Sumu kamen.
    Der große Mann wohnte in einem Holzhaus, das nach außen hin unscheinbar wirkte, sah man von seinen Maßen und den narbigen Wächtern vor jeder Tür ab. Doch das Innere war so sehr mit Möbeln, Vorhängen, Teppichen, Räuchervasen, Singvogelkäfigen, Aquarien und ausgesuchten Töpferwaren vollgestopft, dass man sich dazwischen verlaufen konnte. Vom Haremsflügel hieß es, es befänden sich hundert Insassinnen dort, doch nicht immer die gleichen. Was jeden Besucher aber am meisten beeindruckte, war die Klimaanlage, die zu einem horrenden Preis im Palastviertel erworben worden war.
    Sumu räkelte sich auf einem Feldstuhl aus Shimmerlyn, blätterte mit der einen Hand verschiedene Papiere durch und kratzte sich mit der anderen den Bauch. In Reichweite standen eine Kanne mit gesüßtem schwarzem Kräutertee und eine Schale mit Plätzchen. Zwei Dolchkämpfer hockten hinter ihm, und er selbst war mit einer

Weitere Kostenlose Bücher