Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
tot?«, rief ein entsetzter Sumu.
»Nein. Er wurde zur Sklaverei verurteilt. Jetzt schuftet er als Feldarbeiter auf einer von Kepuluks Plantagen. Mir wurde mein Hof natürlich abgenommen, und ich muss mich durchschlagen, wie ich kann. Ich fand Unterkunft für die Frauen und die Kinder, dann zog ich alleine los.«
»Warum das?«, wollte Sumu wissen.
»Was gab es denn für mich in Pegunungan Gradjugang, außer lebenslanger Schwerarbeit für kaum genug Lohn, um meine Kapseln zu kaufen? Ich hatte immer ein Talent fürs Märchenerzählen und schlug mich bis ans Meer durch. Auf einem Schiff, das zu diesem Kontinent fuhr, bekam ich Arbeit in der Spülküche. Vom Hafen Tandjung kam ich zu Fuß nach Kompong Timur. Hier, so dachte ich, könnte ich mein Brot verdienen – sogar etwas Geld sparen – und mich vorsichtig erkundigen, bis ich schließlich …«
»Ja? Was? Rede schon!«
Pradjung griff wieder nach dem Stock, doch Sumu winkte ab. Dominic seufzte herzzerreißend. »Meine Geschichte ist zu Ende, Tuan.«
»Aber dein Plan! Worin besteht er?«
»Ach, die Götter hassen mich. Früher schien es so einfach zu sein. Ich wollte einen Schutzherrn suchen, einen freundlichen Mann, der mir für das, was ich ihm sagen konnte, eine gute Bezahlung und eine Stellung in seinem Haus nicht missgönnte. Er musste natürlich reich sein. Reich genug, um George von Kepuluk freizukaufen und unter Georges Leitung eine Expedition auszurüsten. Ach, Herr …« Dominic richtete weinende Augen auf ihn, »… wüsstest du vielleicht einen reichen Mann, der sich meine Geschichte anhören würde? Wenn du mich mit ihm in Verbindung bringst, belohne ich dich mit der Hälfte dessen, was ich selber erhalte.«
»Sei still«, befahl Sumu.
Er lehnte sich in den Stuhl zurück und dachte angestrengt nach. Schließlich beschied er: »Vielleicht hat sich dein Glück gewendet, Dominic. Ich habe einige kleinere Ersparnisse und bin immer bereit, meinen Besitz in der Hoffnung auf einen ehrlichen Gewinn zu riskieren.«
»O mein Herr!«
»Du brauchst mir noch nicht die Füße zu küssen. Ich habe dir noch nichts versprochen. Aber machen wir es uns doch gemütlich und essen zu Mittag. Danach können wir weiterreden.«
Das Gespräch ging weiter. Sumu hatte Vorsicht gelernt, doch Dominic hatte auf alle Fragen eine Antwort. »Ich hatte nun zwei Jahre, größter aller Herren, um zu überlegen.«
Eine Expedition in die Berge käme teuer. Ausgerüstet werden sollte sie nicht in Kompong Timur. Sonst müssten nicht nur die Kosten bezahlt werden, um die Expedition über den Ozean zu transportieren, sondern es wäre auch zu viel Aufmerksamkeit geweckt worden. (Sumu stimmte ihm zu. Irgendein Sarwin aus dem Palastviertel wie Nias Warouw hätte davon gehört, wäre der Sache nachgegangen und hätte einen großen Anteil an der Beute verlangt.) Es wäre auch keine gute Idee gewesen, das primitive Banksystem von Unan Besar zu benutzen: viel zu leicht nachzuverfolgen. Nein, das Bargeld musste aus der Stadt geschmuggelt werden, über den See und den Ukong entlang nach Tandjung, wo Sumus Vertraute es in ihrem Gepäck über den Ozean bringen sollten. Nach der Ankunft in Pegunungan Gradjugang konnten sie sich als Geschäftsleute ausgeben, die einen Hartholzhandel mit den Selatan-Inseln aufbauen wollten, einen Markt, den die dortigen großen Tiere vernachlässigt hatten. Sie würden einige erfahrene Sklaven als Assistenten kaufen, unter denen zufällig Djordju wäre. Insgeheim würde Djordju Sumus Vertreter zum Raumschiffwrack führen.
Die neue Hartholz-Firma sollte dann einige Tausend Hektar des gewaltigen Kepuluk-Besitzes erwerben und auch die Flieger, Raupenfahrzeuge und ähnliche Maschinen kaufen, die man benötigte, um einen Wald zu bewirtschaften. Das wäre teuer, ließ sich aber nicht vermeiden; ginge man es anders an, würde Kepuluk riechen, dass etwas faul ist. Doch dann konnte die Expedition unter dem Deckmantel der Holzfällerei das Raumschiff plündern, wie es ihr beliebte. Ohne Zweifel musste die Fracht sehr langsam verkauft werden, über Jahre hinweg, um jede unerwünschte Aufmerksamkeit zu vermeiden und den Preis für solch exotische Artikel nicht zu verderben.
»Ich verstehe.« Sumu wischte sich Curry vom Doppelkinn, rülpste und rief ein Mädchen herbei, damit es ihm die Zähne säuberte. »Ja. Gut.«
»George ist ein sehr entschlossener Mann«, sagte Dominic. »Er hat immer gehofft, unsere Familie vom Pächterdasein zu erlösen. Er würde eher sterben, als
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