Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
jemandem zu sagen, wo das Schiff liegt, es sei denn, ich überzeuge ihn.« Verschmitzt fügte er hinzu: »Wenn Grundherr Kepuluk sich nicht an sein Gesicht erinnert, könnte allein ich meinen Bruder unter all den Plantagensklaven herausfinden.«
»Ja, ja, ja«, fuhr Sumu ihn an. »Ich bin ein gerechter Mann. Da kannst du jeden fragen. Du und Djordju, ihr sollt gerechte Anteile an der Beute erhalten. Genug, um unter meinem Schutz ein Geschäft zu gründen. Aber nun zu den Kosten …«
Diese Nacht blieb Dominic im Hause Sumus. Er war sogar mehrere Tage lang dort Gast. Sein Zimmer war schön, wenn auch fensterlos, und er hatte genügend Gesellschaft, denn es konnte nur durch einen Schlafsaal betreten werden, in dem die unverheirateten Dolchkämpfer wohnten. Ohne einen Schlüssel zum elektronischen Schloss verließ niemand diesen Schlafsaal, und Dominic fragte nicht danach. Er trank mit den Messerstechern, erzählte sich mit ihnen Witze und Geschichten und spielte. Auf Unan Besar hatten die Spielkarten andere Bilder, aber letzten Endes war es das vertraute Spiel mit zweiundfünfzig Karten. Dominic brachte den Burschen ein Spiel bei, das er ›Poker‹ nannte. Sie erfassten es begeistert, auch wenn er ihnen große Summen abgewann. Nicht dass er betrog – unter so vielen erfahrenen Augen wäre das Selbstmord gewesen. Er kannte einfach das Spiel besser. Die Dolchkämpfer nahmen die Tatsache hin und waren bereit, ihr Lehrgeld zu zahlen. Sie würden Jahre brauchen, um von anderen Neulingen zurückzugewinnen, was Dominic ihnen abnahm, doch im Zentrum der pulaoischen Mentalität stand die Geduld.
Diese Geduld besaß auch Sumu. Er stürzte sich keineswegs auf Dominics Vorhaben, sondern zog Erkundigungen ein. Ein Dornfruchthändler wurde aufgetan, der gelegentlich Ladungen kaufte, die von Kepuluks Besitz in Pegunungan Gradjugang stammten. Hm, tja, dort drüben waren sie vor allem Bergsteiger und Waldbewohner, oder nicht? Durch das Klima waren sie hellhäutig, es sei denn, es handelte sich um einen Gendrift. Sumu hatte nicht die leiseste Ahnung, was ein Gendrift sein sollte; der Begriff beeindruckte ihn jedoch so sehr, dass er sich nicht weiter mit der Frage aufhielt, wie hell genau ein heller Teint denn sein sollte. Er war verschlagen, aber kein intellektuelles Schwergewicht, und er ließ sich gern überzeugen.
Die Investitionen waren beträchtlich, einhunderttausend Silbermünzen für den Anfang. Um die Truhe zu heben, die den Betrag enthielt, waren zwei Männer nötig. Bei ihnen handelte es sich um Pradjung und einen Metzgerburschen namens Mandau, beide zäh und stark und vollkommen verlässlich – zumal Pradjung noch immer ausspuckte, sobald er auch nur Dominics Namen hörte. Sie würden die Truhe und den Märchenerzähler nach Tandjung begleiten, wo mehrere andere, die offener reisten, mit ihnen an Bord eines Schiffes zusammentreffen würden, das Sekaju hieß.
Etwa um diese Zeit, als Dominic erneut befragt wurde, äußerte er eine milde Beschwerde über seinen Arrest und merkte an, dass er bald seine Tablette brauche. Außerdem, fragte er, ob es angemessen sei, dass ein treuer (wenngleich demütiger) Diener des berühmten Sumu in solch schmutzigen alten Kleidern herumlaufen musste? Sumu gestattete Dominic schulterzuckend zu gehen, für alle Fälle begleitet von einem Dolchkämpfen Dominic war in fröhlicher Stimmung. Er verbrachte viel Zeit mit dem Kauf neuer Kleidung, während der Dolchkämpfer gähnte und schwitzte. Dominic machte es wieder gut, indem er für sie beide viel Wein besorgte. Hinterher gab der glücklose Dolchkämpfer zu, dass er zu müde und betrunken gewesen sei, als Dominic seine Tablette holen ging. Er sei in der Taverne geblieben und habe nie wirklich gesehen, wie der Märchenerzähler zur Distriktapotheke ging. Doch bald sei Dominic zurückgekommen, und der Spaß ging weiter.
Für den nächsten Abend war der Aufbruch geplant. Dominic vertrieb sich die Stunden mit einem neuen Spiel. Wenn im Laufe des Tages ein Messerstecher in den Schlafraum kam, um eine Weile zu dösen, wettete Dominic mit einem nach dem anderen, dass er aus beliebigen fünfundzwanzig Karten, ohne eine weitere Karte zu ziehen, fünf brauchbare Pokerblätter zu fünf Karten machen könne. Er ließ seine ungläubigen Freunde das Spiel stellen, mischen und austeilen. Ein oder zwei Mal verlor er, aber der Gesamtgewinn, den er sich in verschiedene bereits dicke Börsen steckte, war recht fantastisch. Am nächsten Tag bemerkte einer der
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