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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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träumte.
    Von hier gab es keinen Ausweg. Keine Brücke, keinen Steg zur anderen Seite. Der Damm hatte nicht einmal eine flache Oberseite. Es gab nur diese Plattform, auf der die Ingenieure stehen und den Fluss aus Stein beobachten konnten. Warum sollte es mehr geben? Flandry lehnte sich auf das Geländer und rang nach Atem.
    Eine Stimme von unten sagte, kaum verständlich durch das rauschende Blut und das Wüten von Gunung Utara, aber kühl und fast belustigt: »Wenn Sie sich in der Lava verbrennen wollen, Kapitän, so hätten Sie noch Zeit. Sie können aber auch hier bleiben und uns aufhalten, bis Sie von den Dämpfen zusammenbrechen. Oder Sie können sich natürlich ergeben. In dem Fall landen die Personen, die Ihnen geholfen haben, nicht im Käfig.«
    Flandry krächzte: »Lassen Sie die beiden laufen?«
    »Na, kommen Sie«, schalt Warouw ihn. »Bleiben wir vernünftig. Ich verspreche nur, sie von der Höchststrafe auszunehmen.«
    Irgendwo in der wummernden Müdigkeit seines Gehirns dachte Flandry, dass er wenigstens eine knappe, treffende Bemerkung schuldig war. Doch das hätte ihn zu sehr an Arbeit erinnert. Er warf seine Waffe in die Lava. »In einer Minute bin ich unten«, seufzte er.

 
X
     
    Sein Erwachen ging langsam, fast genüsslich vonstatten, bis er die Schmerzen und die Taubheit bemerkte. Flandry setzte sich mit einem Stöhnen auf, das sofort in einen obszönen Fluch umschlug.
    Doch das Zimmer war groß und kühl. Sein Blick auf Gärten, Teiche und kleine, überdachte Brücken wurde nur wenig von dem schmiedeeisernen Gitter beeinträchtigt, das in den Fensterrahmen eingelassen war. Neben der niedrigen Bettstatt lag eine saubere Garnitur aus Kilt und Sandalen. Hinter einem Vorhang verbarg sich eine Nische mit Baderaum einschließlich Dusche.
    »Nun«, murmelte Flandry, während er sich von heißen Wassernadeln ein wenig die Steifheit aus den Gliedern spülen ließ, »es ist das Mindeste, was sie für mich tun können … nach gestern Abend.« Die Erinnerung ließ ihn schaudern, und eilig setzte er sein Pfeifen auf dem Friedhof fort: »Hoffen wir also, dass sie sich Mühe geben werden. Frühstück, Tanzmädchen und ein einfaches Ticket erster Klasse nach Terra.«
    Nicht dass man ihn gefoltert hätte. So primitiv war Warouw nicht. Hoffte Flandry. Sein körperliches Leid rührte von seiner Erschöpfung her. Sie ließen ihn nicht schlafen, sondern stopften ihn geradewegs in einen schnellen Flugwagen und verhörten ihn den ganzen Weg nach Wo-immer-sie-jetzt-auch-waren. Nach der Ankunft quetschten sie ihn weiter aus, vergewisserten sich, dass er tatsächlich gegenüber jedem Wirkstoff im Pharmakopöe ihrer Inquisition immun war, und taten ihr Bestes, um seinen Willen mithilfe seiner völligen Erschöpfung zu brechen. Flandry sprang auch darauf nicht an; er war in der Lage gewesen, das Schlimmste durch Entspannungstechniken abzufedern.
    Dennoch war es kein Spaß gewesen. Er erinnerte sich nicht einmal daran, wie man ihn in dieses Zimmer gebracht hatte.
    Flandry betrachtete sich im Spiegel. An den Wurzeln zeigte sein gefärbtes Haar die natürliche Farbe; sein Schnurrbart war wieder zu sehen, und unter gespannter Haut standen die hohen Jochbeine hervor. Ohne Kontaktlinsen hatten seine Augen wieder die eigene Farbe, wirkten aber verwaschener als üblich. Ich bin lange verhört worden, dachte er. Und danach habe ich natürlich gut zwanzig Stunden geschlafen.
    Als die Tür sich öffnete, war er kaum angezogen. Zwei Schutzleute funkelten ihn warnend an. Beide hielten einen Schlagstock in der Hand. »Mitkommen«, fuhr einer ihn an. Flandry kam mit. Er spürte Lepidopteren in sich. Und wieso auch nicht? Verlangte das Imperium für den lausigen Sold eines Captains vielleicht auch noch Mut?
    Er schien sich in einem Wohntrakt zu befinden – einem recht luxuriösen Wohntrakt mit geschmackvollen verzierten Korridoren, in denen unaufdringliche Diener umherhuschten, und der zu einem wesentlich größeren Gebäude gehörte. Allerdings – Wohntrakt traf es nicht ganz: die Apartments, in die er einen Blick werfen konnte, wirkten nicht sonderlich bewohnt. Ein Trakt für Durchreisende musste es sein – ein Wohnheim für Personal der Bioaufsicht, das sich geschäftlich hier aufhielt. Flandry dämmerte allmählich, wo genau er war, und seine Kopfhaut prickelte.
    Am Ende des Marsches wurde er in eine Suite geführt, die größer war als die meisten. Sie war mit strengem Geschmack eingerichtet: schwarze Säulen vor silbrigen

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