Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
aufgebrochen sei. Ich ordnete an, ihre Antitoxin-Datei unter Beobachtung zu halten. Als sie in Gunung Utara Antitoxin bezog, wurde ich informiert. Binnen einer Stunde war ich dorthin unterwegs.
Der Apotheker vor Ort erinnerte sich lebhaft an sie und an einen hochgewachsenen Mann, der sie begleitet hatte. Sie hatte ihm gesagt, wo sie wohnte; also überprüften wir die Herberge, und tatsächlich, sie war so unvorsichtig gewesen, die Wahrheit zu sagen. Der Wirt beschrieb ihre Gefährten, von denen einer fast mit Sicherheit Sie waren. Wir verhafteten die Kurtisane und den anderen Mann in ihren Zimmern und warteten auf Sie.«
Flandry seufzte. Er hätte es ahnen müssen. Wie oft hatte er den grünen Jungen im Nachrichtenkorps gesagt, sie dürften ihren Gegner niemals unterschätzen?
»Beinahe wären Sie uns erneut entkommen, Kapitän«, sagte Warouw. »Ein beeindruckendes Schauspiel, von dem ich Ihnen allerdings raten würde, es nicht zu wiederholen. Selbst wenn Sie sich, erneut von uns lösen könnten, sind alle Flugwagen hier abgeschlossen. Die einzige andere Möglichkeit fortzukommen wäre zu Fuß, und zum nächsten Dorf hätten Sie vierhundert Kilometer dichten Regenwald zu durchqueren. Sie würden niemals dort ankommen, ehe Ihr Antitoxin die Wirkung verliert.«
Flandrys Zigarillo war zu Ende, und er zerdrückte den Stumpf voll Bedauern. »Diese Isolation kann nur einen einzigen Grund haben«, sagte er, »Sie stellen die Pillen hier her.«
Warouw nickte. »Hier ist die Zentrale der Bioaufsicht. Wenn Sie glauben, Sie könnten sich für Ihren Ausflug durch den Dschungel einige Kapseln stehlen, so kann ich dazu nur sagen: Versuchen Sie es ruhig. Vor der Verteilung werden sie in einer unterirdischen Stahlkammer aufbewahrt, die von Robottüren, Selbstschussanlagen und – als erste Barriere – einhundert besonders vertrauenswürdigen Schutzleuten abgesichert wird.«
»Ich plane keinen solchen Versuch«, erwiderte Flandry.
Warouw reckte sich. Muskeln bewegten sich unter seiner haarlosen braunen Haut. »Es kann allerdings nicht schaden, wenn ich Ihnen einige andere Abteilungen zeige«, sagte er. »Falls es Sie interessiert.«
Ich bin an allem interessiert, was die nächste unfreundliche Runde hinauszögert, dachte Flandry und erwiderte: »Aber selbstverständlich. Vielleicht kann ich Ihnen ja sogar Ihre isolationistische Politik ausreden.«
Warouws Lächeln verdüsterte sich. »Ganz im Gegenteil, Kapitän. Ich hoffe Ihnen zu beweisen, dass keinerlei Chance auf eine solche Aufhebung besteht und jeder, der versucht, auf solch eine Entscheidung hinzuarbeiten, offenen Auges einen Selbstmord begeht, der sich unnötig lange hinzieht. Kommen Sie bitte.«
XI
Zwei Schutzleute watschelten stumm hinter ihnen her, doch Flandry beachtete sie nicht mehr als Warouws Strahler. Der Kommandeur des Korps nahm Flandry mit einer zierlichen, beinahe femininen Geste am Arm und führte ihn über einen Korridor und eine gewundene Rampe in den Garten hinunter. Dort war es kühl und voller frischer Gerüche. Gewaltige purpurne Blüten hingen über ihren Köpfen; Blumenbeete säumten die Kieswege wie ein Feuerwerk, und Wasser sprudelte aus gehauenen Becken hoch und plätscherte über eine verzierte Brücke. Ketjils schossen als kleine goldene Liederfunken in die Weidenhaine hinein und wieder hinaus. Flandry schenkte dem Gebäude die größte Aufmerksamkeit. Man führte ihn von einem Flügel ins Zentrum. Es ragte hoch auf, und die im Laufe der Jahrhunderte wechselnden Stile waren in den unterschiedlichen Teilen gut auseinanderzuhalten. Warouws Ziel war offensichtlich der älteste Teil: ein steiler schwarzer Berg aus verschmolzenem Stein, vor dessen Türen Schutzleute Wache hielten und auf dessen Brustwehren Robotergeschütze standen.
In einem Vorraum verbeugte sich eine Garderobenfrau tief und teilte vier Anzüge aus: bequeme Overalls aus einem durchsichtigen Flexiplast mit Gesichtsschutz und Kapuze. Allerdings musste Warouw die Robe ablegen. Handschuhe, Stiefel und rüsselförmige Atemgeräte komplettierten die Ausstattung.
»Gefährliche Keime?«, fragte Flandry.
»An uns.« Einen Augenblick lang stand Warouw der Albtraum eines Dutzends Generationen ins Gesicht geschrieben. Er machte ein Schutzzeichen gegen das Böse. »Wir dürfen es nicht riskieren, die Fermenter zu kontaminieren.«
»Natürlich«, schlug Flandry vor, »könnten Sie einen entsprechend großen Reservevorrat an Antitoxin anlegen, um einen solchen Notfall zu
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