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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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unserem Volk kann man ebenso sehr trauen. Ängstlichkeit, Heimtücke oder Unbedachtheit machen einige vielleicht gefährlich, aber sie sind sehr wenige.«
    »Es braucht nur einen«, unkte Kemul.
    »Wie sollte ein Verräter die Außenwelt benachrichtigen?«, erwiderte Tembesi. »Die nächste regelmäßige Händlerkarawane trifft erst in vielen Wochen hier ein. Ich habe dafür gesorgt, dass bis dahin niemand unser Land verlässt. Unsere wenigen Flugmaschinen werden alle bewacht. Ein Fußmarsch bis zum nächsten Kommunikationszentrum dauert mehr als dreißig Tage – und ist folglich ein Ding der Unmöglichkeit.«
    »Es sei denn, der hiesige Apotheker schießt ein paar Pillen vor, wenn man ihm einen einleuchtenden Vorwand nennt«, erwiderte Flandry. »Oder … Moment mal, der Apotheker steht doch die ganze Zeit über mit der Bioaufsicht in Funkkontakt!«
    Tembesi lachte grimmig. »Hier bei uns«, sagte er, »fallen unbeliebte Apotheker immer wieder Unfällen zum Opfer. Sie stürzen von hohen Ästen; eine Baumviper beißt sie, oder sie machen einen Spaziergang und werden nie wieder gesehen. Der augenblickliche Amtsinhaber ist mein Neffe, und er gehört dem inneren Kreis der Verschwörung an.«
    Flandry nickte wenig überrascht. Selbst unter den schurkischsten Regierungen gibt es immer einen gewissen Prozentsatz von anständigen Menschen – die oft zu den effektivsten Regimegegnern werden, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet.
    »Wir sind hier wohl für eine Weile sicher«, beschloss er. »Ohne Zweifel sucht Warouw den gesamten Planeten ab und hofft, meine Witterung aufzunehmen. Aber wahrscheinlich wird er nicht daran denken, hier zu suchen, ehe er bei einer ganzen Menge anderer Möglichkeiten Schiffbruch erlitten hat.«
    Djuandas Enthusiasmus brach sich wieder Bahn: »Und Sie werden unser Volk befreien!«
    Flandry hätte zwar eine etwas weniger melodramatische Formulierung bevorzugt, brachte es aber nicht übers Herz, das auszusprechen. Er wandte sich an Tembesi: »Wenn ich recht verstanden habe, geht es Ihnen hier gar nicht so schlecht. Und Sie sind konservativ. Wenn Unan Besar dem freien Handel geöffnet wird, wird sich über Nacht einiges ändern, darunter auch Ihre eigene Lebensart. Ist es Ihnen das wert, die Bioaufsicht loszuwerden?«
    »Ich habe ihm die gleiche Frage gestellt«, sagte Luang. »Vergebens. Er hatte sie sich bereits beantwortet.«
    »Das ist es uns wert«, antwortete Tembesi. »Wir haben uns ein gewisses Maß an Unabhängigkeit bewahrt, aber zu dem grausamen Preis, unser Leben einzuengen. Denn wir haben, wenn überhaupt, nur selten Geld, um Neues zu unternehmen oder auch nur über die Grenzen unseres Landes hinaus zu reisen. Ein Baum ernährt nicht viele hundert Menschen; deshalb müssen wir die Zahl der Kinder begrenzen, die eine Familie haben darf. Jeder Mensch hat die Freiheit, sich seine Lebensaufgabe auszusuchen – aber die Auswahl ist sehr gering. Er besitzt die Freiheit, seine Meinung zu sagen – aber es gibt nur wenig, worüber er reden könnte. Und mit unserem schwerverdienten Silber müssen wir Kapseln kaufen, deren Herstellung vielleicht eine halbe Kupfermünze kostet; stets leben wir in Furcht, dass uns vielleicht doch irgendein Oberherr das Land neidet und Mittel und Wege findet, es uns abzunehmen; und immer müssen unsere Söhne zu den Sternen aufblicken und sich fragen, was es dort wohl gibt, aber alt werden und sterben, ohne es je erfahren zu haben.«
    Flandry nickte erneut. Das war ein weiteres verbreitetes Phänomen: Revolutionen nehmen nicht unter Sklaven oder verhungernden Proletariern ihren Anfang, sondern bei Menschen, die genügend Freiheit und materiellen Wohlstand genießen, um zu erkennen, wie viel mehr von allem ihnen eigentlich zustehen müsste.
    »Das Problem ist nur«, sagte er, »dass ein einfacher Aufstand nicht genügt. Selbst wenn der ganze Planet sich gegen die Bioaufsicht erhebt, bedeutete es seinen Tod. Was wir brauchen, ist Raffinesse.«
    Die braunen Gesichter um ihn wurden hart, und Tembesi sprach für alle: »Wir möchten nicht sinnlos sterben. Aber wir haben es jahrelang besprochen; es war ein Traum unserer Vorväter, und wir kennen unseren Willen. Das Volk der Bäume wird den Tod riskieren, wenn es sein muss. Sollten wir scheitern, warten wir nicht, bis die Krankheit uns vernichtet, sondern nehmen unsere Kinder in die Arme und springen von den höchsten Ästen. Dann können die Bäume uns wieder in ihre Substanz aufnehmen, und wir werden Blätter sein im

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