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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Reste die Rohstoffe für die gesamte Holz- und Kunststoffindustrie. Borkenwürmer und andere Insekten seien eine gute Quelle für Proteine, versicherte man Flandry – obwohl man zugab, dass Jagd und Fischfang am Boden beliebter war.
    Es war offensichtlich, wieso es auf dem ganzen fruchtbaren Planeten nur diesen einen Wald von Riesenbäumen gab. Die Spezies war zum Aussterben verurteilt, litt unter Hunderten von Parasiten, die sich schneller entwickelten als die Abwehrkräfte der Bäume. Nun hatte der Mensch eine Art Symbiose aufgebaut und bewahrte die letzten von ihnen: einer der wenigen Fälle, wo er tatsächlich etwas für die Natur tat. Und daher, dachte Flandry, habe ich, auch wenn mir die ländliche Idylle nicht gar so sehr liegt, noch einen Grund mehr, das Volk von Ranau zu mögen.
    In der Nähe des Wipfels, wo die Äste seltener wurden und sogar der Stamm leicht schwankte, blieb Tembesi stehen. Eine Plankenplattform umgab eine Riedhütte, die von Kletterpflanzen mit purpurnen Blüten überwuchert war. »Diese Hütte ist für die jungverheirateten Paare, die einige Tage allein sein wollen«, sagte er. »Aber ich würde mich freuen, wenn Sie und Ihre Ehefrau sie als Ihr Eigen betrachten würden, solange Sie unsere Sippe mit Ihrer Anwesenheit ehren, Kapitän.«
    Flandry stutzte. »Ehefrau?« Luang unterdrückte ein Grinsen. Nun … solide Bürger wie diese hatten gewiss ein gleichfalls wohlgezimmertes Familienleben. Kein Grund, ihnen die Illusion zu rauben. »Ich danke Ihnen«, sagte er mit einer Verbeugung. »Wollen Sie nicht mit hereinkommen?«
    Tembesi lächelte und schüttelte den Kopf. »Sie sind müde und wollen sich ausruhen, Kapitän. In Ihrer Hütte finden Sie zu essen und zu trinken. Mit offiziellen Einladungen peinigen wir Sie später. Sagen wir heute Abend, eine Stunde nach Sonnenuntergang? Möchten Sie in meinem Haus speisen? Jeder kann Sie dorthin führen.«
    »Und dann hören wir uns Ihren Plan an!«, rief Djuanda.
    Tembesi blieb ruhig, aber seine Augen blitzten auf. »Wenn der Kapitän es wünscht.«
    Er verbeugte sich. »Gute Nacht also. Ach … Freund Kemul … ich lade Sie ein, bei mir zu wohnen.«
    Der Straßenräuber blickte sich um. »Warum nicht hier?«, fragte er feindselig.
    »Die Hütte hat nur ein Zimmer.«
    Kemul stand geduckt und breitbeinig da. Er bewegte sein hässliches Gesicht vor und zurück, als rechne er mit einem Angriff. »Luang«, sagte er, »warum haben wir uns den Terraner je geschnappt?«
    Das Mädchen zündete sich eine Zigarette an. »Ich dachte, es könnte interessant sein«, erwiderte sie schulterzuckend. »Und jetzt geh schon.«
    Einen Augenblick lang stand Kemul noch da, dann schlurfte er zum Rand der Plattform und stieg die Leiter hinunter.
    Flandry betrat mit Luang die Kabine. Die Einrichtung machte einen heiteren Eindruck. Die Bodenbretter wiegten sich und schwangen durch, und die Blätter erfüllten den Raum mit Ozeanrauschen. »Kosmos, wie soll ich hier schlafen!«, rief er.
    »Hast du keinen Hunger?«, fragte Luang. Sie trat zu dem elektrischen Kohlenbecken an der Küchenzeile. »Ich könnte dir Abendessen machen.« Und mit einem eigentümlich scheuen Lächeln fügte sie hinzu: »Wir Ehefrauen müssen schließlich das Kochen lernen.«
    »Ich vermute, dass ich ein besserer Koch bin als du«, lachte Flandry und ging sich waschen. Fließendes Wasser stand zur Verfügung, musste jedoch von einer dreißig Meter tiefer gelegeneren Zisterne hinaufgepumpt worden sein. Es gab sogar einen Hahn für heißes Wasser. Djuanda hatte erwähnt, dass die Gemeinschaft ihren Energiebedarf durch die umfassende Nutzung von Solarzellen deckte. Der Terraner legte die zerdrückten Kleider ab, warf sich aufs Bett und schlief ein.
    Stunden später rüttelte Luang ihn wach. »Steh auf, wir kommen zu spät zum Essen.« Flandry gähnte und zog sich den Kilt an, der für ihn bereitlag. Zum Teufel mit allem anderen. Luang war genauso lässig gekleidet, nur trug sie eine Blüte im Haar. Sie gingen auf die Plattform hinaus.
    Einen Augenblick lang hielten sie inne, um sich umzusehen. Über ihnen waren nicht mehr besonders viele Äste. Durch die nur noch schwach leuchtenden Blätter blickten sie in einen tief blauschwarzen Himmel mit den ersten Sternen. Im Baum wogte auf allen Seiten und unter ihnen das Laub. Es war, als stünden sie über einem See und hörten, wie sich das Wasser bewegte. Hin und wieder erhaschte Flandry einen Blick auf Phosphorkugeln, die viel tiefer an Zweigen hingen.

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