Flandry 7: Am Ende des Weges
und herrscht über einen Kader von Offizieren, die nur ihm verantwortlich sind. Er hat zwar nie Befehle verweigert, aber manchmal kam er der Insubordination sehr nahe.«
»Nachdem ich mit ihm zu tun hatte, Sir, weiß ich, wovon Sie sprechen.«
»Was ist geschehen?«
»Sir, ich möchte mich in Ihrer kaiserlichen Gegenwart nicht allzu sehr darüber auslassen. Trotzdem, ich bin ein hochrangiger, regierender Adliger des Imperiums. Das Wohlergehen des Reiches erfordert, dass seine Anführer den Respekt erhalten, der ihnen zusteht. Flandry hat meinen Auftrag zwar nicht direkt zurückgewiesen, aber er sagte mir, er habe darüber nachzudenken, ob er sich herablässt oder nicht, ihn anzunehmen. Danach verschwand er prompt in einer nicht näher spezifizierten Angelegenheit und wird nicht vor nächster Woche zurückerwartet. In der Zwischenzeit stehe ich mir die Beine in den Bauch.«
Gerhart strich sich das Kinn. »Ein direkter Befehl – der ihn Ihrem Kommando unterstellt …«
»Euer Majestät sind genauso vorausschauend wie großzügig.«
Sie tauschten einen Blick, von dem Cairncross hoffte, Gerhart fasse ihn als gegenseitiges Einverständnis auf.
Die Tür des Gästezimmers flötete. Banner riss den Kopf herum. Sie hatte es fast völlig geschafft, sich in einem Starball-Spiel zu verlieren, das von Luna übertragen wurde. Zuerst hatte sie sich angezogen gefühlt, weil sie Fan vieler Sportarten war und sich betätigte, wann immer sie konnte; doch bald schlug sie die balletthafte, traumartige Schönheit der Bewegungen in den Bann. Abrupt erschien es nun irreal, als ihr Puls anstieg und ihr Mund trocken wurde.
Verärgert mahnte sie sich, sich wie eine Erwachsene zu benehmen. Laut fragte sie: »Wer ist da, bitte?«
Gefahr sollte nicht bestehen. Flandry hatte entschieden, dass sein Haus gleich in Archopolis vermutlich das beste Versteck für sie war. Er konnte sie hineinschmuggeln, und Chives, der in ständigem Kontakt zu seinen direkten Untergebenen stand, konnte alle Besucher abweisen, solange der Admiral unterwegs war.
Zwei schmerzlich untätige Tage lang war er nun fort. Banner empfand mehr Erleichterung, als der Vernunft entsprach, als sie seine Stimme hörte: »Der Gentleman von Basingstoke. Kommen Sie heraus, wenn Sie möchten. Ich bringe Nachricht.«
»Äh, einen Augenblick, bitte.« Sie hatte sich nach längerem Schwimmen unter einer Sonnenlampe geaalt, während sie das Spiel sah. Flandry hatte zwar nicht die Andeutung eines Annäherungsversuchs gemacht. Bei den wenigen persönlichen Worten, die zwischen ihnen gefallen waren, hatte er sie an ihren Vater erinnert und ihre Erinnerungen an seinen alten Mentor beschworen. Außerdem war man auf Terra ungezwungener. Dennoch wollte sie ihn nicht unbekleidet empfangen. Rasch streifte sie eine weite Hose, eine Bluse und Sandalen über. Erst als sie zur Tür heraus war, fiel ihr ein, dass sie nicht ihr Haar gebürstet hatte und es ausschauen musste wie zwei kollidierte Kometen.
Er schien es nicht zu sehen, doch Banner vermutete sehr, dass er es sich nur nicht anmerken ließ. Er zeigte eine finstere Miene. »Was machen Sie so?«, fragte er.
»Angespannt sein«, gab sie zu. »Und Sie?«
»Verkrieche mich, bin aber beschäftigt. Ich musste mich unsichtbar machen, verstehen Sie, um den Anschein aufrechtzuerhalten, ich wäre gar nicht erst hierher zurückgekehrt. Gleichzeitig musste ich in Erfahrung bringen, was so vor sich geht; meine Leute sind so wachsam, wie man es sich nur wünschen kann, aber ich wagte es nicht, sie einfach anzurufen und mich zu erkundigen.« Er zuckte mit den Schultern. »Einzelheiten. Ich kam schon zurecht. Trinken wir etwas, während ich Sie au courant bringe.«
Den Ausdruck kannte sie nicht. Ihre Kenntnisse nichtanglischer Sprachen waren begrenzt, und sie frischte sie nur für orientalische Klassiker auf, die in Übersetzung zu ihrer Lieblingslektüre gehörten. Sie verstand ihn jedoch aus dem Zusammenhang heraus und folgte ihm beflissen. Grundsätzlich trank sie weder stark noch viel, der Tabak war ihr Laster, aber in dieser Stunde sehnte sie sich nach einem großen Cognac.
Der Regen rann silbrig an der Außenseite des Wohnzimmers herab, dessen Wände transparent geschaltet waren. Oft zuckten Blitze. Wegen der Schalldämmung hörte sie keinen Donner, und dadurch wirkte die gesamte Szene auf gespenstische Art unwirklich. Sie nahmen auf Liegen Platz, die einander zwischen pastellfarbenen Vorhängen, deren Textur einfach berührt werden
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