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Flandry 7: Am Ende des Weges

Flandry 7: Am Ende des Weges

Titel: Flandry 7: Am Ende des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Politische Räte, die Makler der Macht im Reiche. Ihre Blicke folgten dem Großherzog von Hermes. Später würden ihm verschiedene dieser Persönlichkeiten einladen, mit ihnen zu konferieren.
    Ein Gravschacht trug Gerhart und Cairncross in eine Suite an der Spitze des höchsten Turmes, dessen sich der Korallenpalast rühmen konnte. Die Gardisten, die dort Wache hielten, waren längst nicht so verspielt uniformiert wie jene im Erdgeschoss; sie hatten entschlossene Gesichter und harte Hände, und ihre Waffen kannten den Gebrauch. Gerhart bedeutete ihnen, nicht zu folgen, und ließ hinter sich und seinem Begleiter die Tür zufallen.
    Eine durchsichtige Kuppel gab den Blick über niedrigere Dächer, kleinere Türme, Gärten, Trianons, Schwimmbecken, Lauben und schließlich dem Strand, nahen Wohnflößen und dem Pazifischen Ozean frei. Unter einer vollen Luna schimmernd und wogend vermittelte die See ein Gefühl für die uralten Gewalten, die auf einem Planeten, den der Mensch sich so ödipal Untertan gemacht hatte, noch immer wirkten und auf ihre Zeit warteten. Dieses Gefühl wurde durch die spärlich eingerichtete Kammer verstärkt. Auf dem Boden lag ein Vorleger aus dem Fell eines germanianischen Dolchzahns, auf dem Schreibtisch stand das Modell einer Korvette – Dinge, die Kaiser Hans gehört hatten. Sein Bild hing an der Wand. Vor sieben Jahren war es aufgenommen worden, kurz vor seinem Tod, und Cairncross sah, wie verbraucht das große hässliche Gesicht zu dieser Zeit gewirkt hatte; doch die Augen in den knochigen Höhlen hatten gebrannt.
    »Setzen Sie sich«, sagte Gerhart. »Sie dürfen rauchen.«
    »Ich rauche nicht, aber Euer Majestät sind zu freundlich.«
    Gerhart seufzte. »Ersparen Sie mir das salbungsvolle Getue, bis wir wieder zurückmüssen. Wenn der Herrscher einer recht bedeutenden Provinz unangekündigt auf Terra erscheint, sehe ich mir naturgemäß an, was wir über ihn haben. Sie kommen mir nicht wie jemand vor, der hier Urlaub machen will.«
    »Nein, das war nur mein Vorwand … Sir.« Nachdem der Kaiser auf einem Sessel Platz genommen hatte, setzte sich auch der Großherzog.
    »Ja-a«, murmelte Gerhart, »es ist interessant, dass Sie den Kopf ins Maul des Löwen stecken. Wieso?«
    Cairncross musterte ihn eingehend. Löwenhaft erschien der Kaiser ihm nicht; er war mittelgroß und hatte ein stumpfes, hängebackiges Gesicht und graumeliertes sandfarbenes Haar. Die schillernde, sorgsam drapierte Robe, die er trug, vermochte nicht ganz zu verdecken, dass er in mittleren Jahren füllig wurde. Doch er hatte die Augen seines Vaters, klein, dunkel, forschend, die Augen eines wilden Keilers.
    Lächelnd öffnete der Kaiser ein Kästchen und nahm eine Zigarre heraus. »So interessant«, fuhr er fort, »dass ich einverstanden war, Sie auf diese Weise zu empfangen. Normalerweise, müssen Sie wissen, würden Sie eine Sonderaudienz nur bei solchen Leuten wie Geheimdienstoffizieren erhalten.«
    »Offen gesagt, Sir«, antwortete Cairncross, kühner geworden, »habe ich damit begonnen, aber ich wurde nicht zufriedengestellt. So scheint es jedenfalls. Vielleicht tue ich dem Mann unrecht. Sie können es mir vielleicht sagen – obwohl Admiral Flandry schon ein hinterlistiger Teufel ist, oder?«
    »Flandry also? Hm-hm.« Gerhart zündete die Zigarre. Beißender Rauch stieg in blauen Kringeln auf. »Fahren Sie fort.«
    »Sir«, begann Cairncross, »da Sie meine Akte kennen, wissen Sie von den gegen mich gerichteten Vorwürfen und Verleumdungen. Ich bin teils hier, um sie zu entkräften, indem ich mich zum Zeichen meiner Loyalität persönlich in Ihre Hand begebe. Sie werden mir jedoch zustimmen, dass mehr erforderlich ist, ein solider Beweis – nicht nur, um mich zu entlasten, sondern auch, um die eigentliche Verschwörung aufzudecken.«
    »Es ist mit Sicherheit ein Zeitalter der Verschwörungen«, entgegnete Gerhart mit gleichbleibend kaltem Lächeln.
    Und der Mörder, Revolutionen, Treuebrüche und Aufstände, antwortete Cairncross still. Bruder gegen Bruder … Als das Raumschiff abstürzte, in dem Kaiser Dietrich den Tod fand, war das wirklich ein Unfall, lieber Gerhart? Unfasslich, dass die Sicherheitsmaßnahmen so lax gehandhabt worden sein sollen – bei einem Schiff, mit dem der Kaiser reisen würde. Unerheblich, zu welchem Ergebnis der Untersuchungsausschuss kam; der neue Kaiser hat seine Arbeit sehr genau beobachtet.
    Man hält dich weithin für einen Brudermörder, Gerhart. (Und einen Vatermörder? Nein;

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