Flandry 7: Am Ende des Weges
vertrauen.
Das Einssein würde trösten, inneren Frieden bringen und die Kraft weiterzumachen. Skogda hatte begonnen, die Trommel zu schlagen, Kuzhinn spielte eine Melodie auf der Flöte. Füße begannen sich in den frühesten Rhythmen des Tanzes zu regen. Zh warf duftende Kräuter ins Feuer.
Es wäre ein herkömmliches Einssein, bei dem jeder nicht vollends vertraut mit allen anderen war. Sie würden sich im Tanz verlieren, in der Musik, den gesungenen Worten, den Winden und Entfernungen, bis sie keine Namen mehr hätten; am Ende wäre auch die Welt ohne Namen. Danach würden sie schlafen und erneuert aufwachen. Ähnelte es entfernt dem, was Banner in ihrer Sprache »Anbetung« genannt hatte? Nein, Anbetung setzte voraus, dass man annahm, eine Wesenheit lebte jenseits der Sterne …
Yewwl schob diese Frage von sich. Sie erinnerte sie zu sehr an die Fremdheit, in die sie bald eintreten würde, nicht als Gesandte – die zu sein sie vorgab –, sondern als Spionin. Sie beschleunigte ihren Schritt und gesellte sich zu den anderen.
IX
Wolken machten die Dämmerung zur Nacht, die aufbrach, wenn Blitze sie durchzuckten. Dann war es, als stände jeder gewaltige Regentropfen still, während der Donner in der dichten Luft den Eindruck erweckte, man läge unter Trommelfeuer. Obwohl der Wind stürmisch wirkte, ging er langsam und grollte eher, als dass er kreischte. Der Regen fiel beinahe senkrecht, aber er traf mit explosiver Gewalt auf. Mitten durch das Wetter schlugen sich die kleinen Teufelsgestalten, die von den Menschen Sturmfledermäuse genannt wurden.
Die Hooligan senkte sich herab. Selbst mit ihren Ortungsgeräten war es bei diesem Wetter nicht leicht gewesen, Yewwls Kommunikator zu erfassen. Es wäre vielleicht sogar unmöglich geworden, hätte Banner nicht Markierungspunkte für Radar und Infraskop genannt, nach denen man suchen konnte. Die Landung gestaltete sich ebenfalls nicht einfach; Flandry und die Systeme des Schnellboots mussten zusammenarbeiten, und nachdem er aufgesetzt hatte, spürte er, wie ihm am ganzen Leib der Schweiß klebte.
Doch selbst für einen erleichterten Seufzer und eine Zigarette war die Zeit vermutlich zu knapp. Er sandte einen Suchstrahl aus und fand das Lager. Die Ramnuaner schlugen eilig ein Zelt ab, das sie als Unterschlupf aufgestellt hatten, ein robustes Gebilde aus Fellen, die über Stangen gespannt waren. Er fluchte ob der Verzögerung. Wohin sie wollten, brauchten sie dergleichen nicht – außer natürlich, um ihre Geschichte plausibel zu machen, dass sie über Land angereist wären. Flandry sagte sich, dass er doch noch zum Rauchen komme.
Und mit Banner reden könnte. Er wählte ihren speziell ausgestatteten Anschluss. »Hallo. Ich bin’s. Wir sind da«, sagte er und hörte, wie jedes Wort auf kleinen Plattitüdenfüßen davonmarschierte.
»Ja, ich sehe es«, kam ihre Stimme von Wainwright Station zurück. Eine größere Distanz als die Hunderte von Kilometern, die zwischen ihnen lagen, machte sie undeutlich. Banner war mit ihren Rapportschaltkreisen verbunden, sie war bei Yewwl, und Yewwl war bei ihr. Flandrys Verbindung zu ihr übertrug nur Ton, weil es keinen Sinn gehabt hätte, ihr Gesicht zu erfassen; sie blickte nie vom Schirm weg. Dennoch hätte er viel darum gegeben, einen Blick auf sie werfen zu können.
»Etwas passiert, nachdem ich aufbrach?«, fragte der Terraner, hauptsächlich, um ein Schweigen zu brechen, das vom Tosen des Sturmes vertieft wurde.
»In den paar Minuten?« Was klang sie gereizt. »Bestimmt nicht.«
»Nun, du wolltest deinen Leuten eine halbwegs plausible Erklärung für die plötzliche Hast liefern.«
»Ich habe Huang gesagt, worauf wir uns geeinigt hatten. Er war vielleicht ein bisschen skeptisch, aber ich bin mir nicht sicher. Jetzt sei still. Ich muss Yewwl helfen, die übrigen an Bord zu führen; sie wissen nichts von Raumschiffen. Und wir haben Angst, dass die Onsaren sich sträuben.«
Der Terraner brach die Verbindung ab, zündete die versprochene Zigarette an und sog sich den Rauch in die Lungen. Huang skeptisch? Das konnte Ärger bedeuten, falls und sobald Banners Stellvertreter von großherzoglichen Agenten verhört wurde. Aber wieso sollte er nicht skeptisch sein? Ich wäre auch skeptisch, dachte Flandry. Gewiss, ein fieser, misstrauischer Geist gehört zu meinem Handwerkszeug, während er ein weltfremder Wissenschaftler zu sein hat. Aber trotzdem …
Er betrachtete die Situation noch einmal. Im Augenblick blieb ihm
Weitere Kostenlose Bücher
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Online Lesen
von
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt