Flandry 7: Am Ende des Weges
Schwierigkeiten erwartete, habe ich mir erlaubt, vorsorglich meinen Raumanzug anzulegen, und ich brauche nun nur den Helm zu schließen und mich auszuschleusen. Sollte mir etwas zustoßen, rate ich Ihnen, dass Sie sich zum Abendessen den Inhalt des Behälters mit der Nummer ›drei‹ aufwärmen, den Sie im Kühlschrank finden. Dazu passt gut der ostmärkische Gamay Beaujolais ’53. Aber ich vertraue fest darauf, dass Sie nicht zu solch einem Extrem getrieben werden, Sir.«
»Mach nur, Chives«, sagte Flandry hilflos.
Der Wind grollte unablässig über den Rumpf, der unter seiner Gewalt zitterte. Der Regen schlug wie mit Hämmern. Blitze flogen, der Donner ließ die Zähne im Mund klappern. Ganz gleich, wie gut der magere alte Shalmuaner ausgerüstet war, er konnte, wenn er in diesem Inferno, im Griff dieser Schwerkraft umherflog, sehr wohl die Kontrolle verlieren und erschlagen werden. Und er spielt dennoch seine Partie. Nun, es ist die einzige Partie, die er spielen kann, allein unter Fremdwesen; deshalb muss ich meine Rolle durchhalten, ohne je zu zaudern. Wir können nicht im Sinne des Wortes kommunizieren, aber mit diesem Reigen, den wir tanzen, sagen wir uns: »Du bist mir wichtig.«
Flandry hätte sich indessen keine Sorgen zu machen brauchen. Schon bald war es eine Freude anzusehen, wie elegant Chives durch die Luft schoss. Er hatte seinen Strahler auf niedrigste Leistung gestellt, und die Haut der Onsaren war dick. Dennoch genügten die Energieblitze, die der Shalmuaner abfeuerte, um sie erst zusammenzutreiben und dann in die gewünschte Richtung zu lenken. Folgsam wie die Steuerzahler schlurften sie an Bord.
Flandry lachte jubelnd. »Wie fandest du das, Banner?«, rief er.
Ihre Stimme klang angespannt. »Der Rumpf schirmt Yewwls Signal ab. Wir sind getrennt. Kannst du es weiterleiten?«
»Für ein derart komplexes Signal fehlt mir die Bandbreite, fürchte ich.«
»Nun, dann beeil dich, zu eurem Ziel zu kommen!«, versetzte sie schrill.
Chives kam wieder an Bord. Flandry machte klar zum Abheben.
Banner sagte in gedämpftem Ton: »Es tut mir leid, Dominic. Ich hätte dich nicht anschreien dürfen. Überreizte Nerven.«
»Sicher, das verstehe ich ja, Liebes«, sagte er. Inwärts fragte er sich: Wirklich? Wie tief reicht dieser Rapport in ihre Seele? Sie kann ihn für eine Weile unterbrechen, ohne Schmerz zu empfinden, aber was, wenn er für immer erlischt?
Die Hooligan stieg auf, ging in den Horizontalflug und strebte nach Ostnordost. Flandry musste niedrig fliegen, damit nicht durch einen unglücklichen Zufall ein Schiff, das von Port Asmundsen startete oder dort landete, das Schnellboot bemerkte. Trotz seiner reichen Möglichkeiten gefiel Flandry das Manöver gar nicht. Er fühlte sich eingeengt.
Dennoch verstrich die Reise ohne Zwischenfall – für ihn und Chives, aber gewiss nicht für die Ramnuaner, die in ihrem metallischen Käfig furchtbare Ängste ausstehen mussten, nur ein Siebtel dessen wiegend, was sie wiegen sollten, und unter einem Licht, das sie als grelles Blauweiß empfanden. Banner hätte Yewwl beruhigen können, doch im Augenblick konnten sich Yewwl und ihre Gefolgsleute an nichts außer dem eigenen Mut festhalten. Eine Überwachungskamera zeigte, dass sie felsenfest standen. Flandry bewunderte sie.
Der Sturm blieb hinter ihnen zurück. Die Hooligan glitt ganz in die lange, lange Nacht dieses Planeten. Die Ebenen wurden silbrig vom Frost; Firn weißte die Hügelkuppen, und nicht aller Schnee, der im Dunkeln fiel, schmolz wieder, wenn der Tag zurückkehrte. Hätte Flandry keine Restlichtverstärkung besessen, er wäre so gut wie blind gewesen. Diris bildete eine Sichel, die halb so groß war wie Luna, aber heller; Tiglaia zeigte sich winzig; Elaveli stand nicht am Himmel und wäre noch kleiner erschienen. Die sichtbaren Sterne waren außer dem roten Funken von Antares spärlich und trüb, und die Milchstraße drang gar nicht durch die Wolken.
Fünftausend Kilometer zogen unter dem Raumboot vorüber, und Flandry näherte sich einer Küste. Voraus funkelte das Chromagebirge, wo Dukeston stand, zwischen seinen Minen und Erzhütten und … was es sonst noch gab. Jenseits der Basis rauschte der Sankt-Carls-Strom in brackiges Marschland, das einmal üppiges Leben getragen hatte und, so hatte der Terraner gehört, das Abernten noch immer lohnte. Dahinter lag ein Meer, träge, bis die Winde monströse Wellen schlugen. In den letzten Jahren hatte die Brandung Eisberge herangetragen, die
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