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Flandry 7: Am Ende des Weges

Flandry 7: Am Ende des Weges

Titel: Flandry 7: Am Ende des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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das erkennt, was du wahrhaft bist.«
    Er beherrschte seinen Zorn, ließ seine Harfe auflachen und erwiderte: »Du? Welche Poesie willst du denn studiert haben?«
    »Ich beginne«, entgegnete sie und blieb dicht bei ihm stehen. Und sie deklamierte Banners Worte, wie sie ihr gesagt worden waren:
    »Wind, sei Zeuge dieser Rufvernichtung!
    Trag umher in Schrei und in Ruf
    Den Namen, den ich nenne. Lass niemanden
    Je vergessen, wer der Narr war, oder nicht
    Wissen, wie der Unweise in Zeiten der Not
    Nie achtenswerten Rat raunte -«
    »Aufhören!«, brüllte er. Als er zurücksprang, fiel seine Harfe auf den Lehmfußboden.
    Er hätte eine Nacht oder länger gebraucht, um sein Spottgedicht zu schmieden. Sie warf ihres aus dem Augenblick heraus in perfekter Form über ihn.
    – »Sei nicht rachedurstig«, mahnte Banner. »Lass ihm einen Ausweg.«
    – »Aber ja«, stimmte Yewwl zu. Sie war überrascht über das Mitleid, das sie empfand.
    Erannda richtete sich auf und sammelte, was von seiner Würde übrig war. Er sagte fast unhörbar: »Herr des Vulkans, Kollegen, Klansvolk … Ich war gegen den Vorschlag. Vielleicht habe ich mich geirrt. Es ist nicht zu übersehen, dass Zwist … wie dieser … zwischen uns schlimmer ist als alles andere, was geschehen könnte. Lieber sollen wir von Fremden vernichtet werden als von uns selbst … Ich ziehe meinen Widerstand zurück.«
    Er wandte sich ab und taumelte zu seiner Bank. Aus dem Impuls heraus hob Yewwl seine Harfe auf und gab sie ihm.
    Nach kurzem Schweigen sagte Wion mit nicht ganz gleichmäßiger Stimme: »Wenn niemand mehr etwas zu sagen hat, lasst es uns tun.«
     
    Das beschriftete Pergament fühlte sich steif und irgendwie kalt an.
    Yewwl schob es vorsichtig in ihre Reisetasche, die neben ihrem Sattel lag. Nicht allzu weit entfernt weidete ihr angeleinter Onsar. Seine Geräusche wirkten laut in der Stille ringsum. Yewwl hatte eine Weile allein sein wollen, um ihre umherwirbelnden Gedanken wieder auf den Boden zurückzuholen. Nun ging sie zum Lager, denn sie würden Einssein wecken.
    Sie waren auf der Ebene. Das kurze, steife Feuertod, das hier wuchs, leuchtete im letzten Sonnenlicht, eine rote Stufenpyramide, gewaltig im Horizontnebel. Rotbraune Farben im Westen wichen einem Blaugrau, das sich nach Osten zu Purpur vertiefte. Im Norden ragte schwarz drohend der Gungnor auf; Flammen tönten seinen Rauch, der einen Mond verschwimmen ließ. Im Nordwesten türmte sich der aufkommende Sturm, es blitzte und donnerte. Die Luft war kalt und kühlte weiter ab. Seufzend umwehte sie Yewwl und zerzauste ihr den Pelz.
    Voraus verzehrte ein Feuer das Gestrüpp, das die Gruppe gesammelt und immer höher aufgehäuft hatte. Yewwl hörte, wie es prasselte, und allmählich spürte sie die Wärme, die es verbreitete. Sie waren sechs, die ihre Schwingen ausbreiteten, um diese Wärme einzufangen. Die anderen befanden sich schon auf dem Heimweg. Skogda, sein Gefolgsmann und Gefährte Ych (ach, die Erinnerung) und Zh von Arachan waren männlich; Yewwls Gefolgsleute Iyaai und Kuzhinn sowie Ngaru von Raava waren weiblich; Yewwl machte die siebte aus. Mehr wurden nicht gebraucht. Vielleicht waren sieben schon zu viele. Aber sie hatten gehen wollen, aus Treue zu ihr oder für die Ehre des Klans, und Yewwl konnte sie nicht abweisen.
    Daher sollten sie eins werden und danach eine Weile ausruhen; später wollte Yewwl Banner rufen, die etwa zu der Zeit bereitstände, zu der der Vatermond aufging. Und das Schiff würde kommen – das neue Schiff, von dem ein Teil atembare Luft halten konnte – und sie zaubergeschwind nach Osten tragen.
    Yewwl verzog gequält das Gesicht. Gern hatte sie nicht gelogen vor der Versammlung. Dennoch war es nötig gewesen. Sonst hätte Wion nie verstanden, wozu sie ein Beglaubigungsschreiben brauchte, das wie üblich undatiert war und auch die Zusammenarbeit mit dem Sternenvolk mit keinem Wort erwähnte. War in – ? – denn nicht auch Sternenvolk, hätte er gefragt, aber er hätte sich nicht erinnert, dass der Ort Dukeston genannt wurde. Yewwl hatte damit schon ihre Schwierigkeiten, denn der Laut war für sie so gut wie unmöglich auszusprechen.
    In ähnlicher Weise fiel es ihr schwer zu begreifen, dass das Sternenvolk in Zwietracht leben könnte, und dann noch auf eine solch tödliche Art, wie Banner es ihr anvertraut hatte. Warum? Und wie? Worauf deutete das hin? Die Idee war genauso unverständlich wie beängstigend. Doch dem Wort ihrer Eidesschwester konnte sie stets

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