Flandry 7: Am Ende des Weges
sondern auf kleinen Flecken Landes, die jeweils einer einzigen Familie gehörten, welche ihren Kindern einen gemeinsamen Nachnamen schenkte. Ayon genoss offenbar das Vertrauen des Häuptlings von Dukeston, denn ihm war die Betreuung der Besucher übertragen worden. Dazu führte er über den Weitseher in seinem Haus eine lange Diskussion, während sie draußen warteten. Als er zurückkam, wirkte er recht selbstgefällig.
»Wir werden euch in meinem und den benachbarten Häusern unterbringen«, verkündete er. Mit Gesten schloss er drei Gebäude mit runden Mauern und spitzen Dächern ein. Durch ihre Gleichartigkeit wirkten sie noch eigentümlicher als durch ihren fremdartigen Stil und das unbekannte Baumaterial. Die Bewohner starrten die Fremden an, gingen aber in keinerlei Hinsicht auf sie zu. Ihre Körperhaltung verriet, dass sie daran gewöhnt waren, alle Fremden als ihnen unterlegen anzusehen, ungeachtet dessen, ob jemand von ihnen die Sprache des Sternenvolks verstand. »Ihr werdet ohne Begleitung nirgendwohin gehen und immer zusammen bleiben.«
Yewwl spürte, wie Banner den Atem anhielt. Ihr wurde dadurch erneut bewusst, wie abgeschnitten ihre Gruppe war und wie wenig sie die Ereignisse im Griff hatte. Ihre natürliche Reaktion auf Ayons Worte war Zorn, der Impuls, mit der Klinge zuzustoßen. Sie bezwang ihn. Damit hätte sie nicht nur ihr Ziel in Gefahr gebracht, sondern auch sich und ihre Begleiter einem tödlichen Risiko ausgesetzt. Sie war bereit zu sterben, wenn sie dadurch der Rache für Robreng und ihre Kinder am Eis näher käme; aber nachdem sie die schlimmste Trauer abgearbeitet hatte, fand sie wieder zu viele Freuden auf der Welt, als dass sie wünschte, sie schon zu verlassen.
Sie entspannte ihre Haltung und fragte höflich: »Wieso? Wir wollen nichts Böses, wir bitten nur um Hilfe.«
»Aber ihr selbst könntet zu Schaden kommen«, entgegnete Ayon. »Oder durch Unwissenheit etwas beschädigen. Hier sind fremdartige und mächtige Dinge am Werk.«
Yewwl stürzte sich auf die Gelegenheit. »Wir möchten sie gern sehen. Von der Befriedigung unserer Neugierde abgesehen erhalten wir vielleicht eine Vorstellung, wie unser Land gerettet werden kann. Ich bitte dich!«
»Nun … nun, das wäre wohl nicht gefährlich.«
»Sofort, ich bitte dich.«
»Was, wollt ihr nicht zuerst ruhen und essen?«
»Unser Bedürfnis nach beidem ist nicht zu drängend. Außerdem fürchten wir, dass die Menschen jeden Augenblick entscheiden könnten, uns mit unserer Bitte abzuweisen. Dann würde man uns wieder fortschicken, richtig? Es sei denn, wir können mittlerweile einen konkreteren Vorschlag machen. Ich bitte dich, freundlicher Herr.«
(Das Gespräch verlief tatsächlich nicht so geradlinig. Yewwl und Ayon hatten ihren Wortschatz auf dem Weg zur Stadt zwar vertieft und redeten immer fließender miteinander, aber umständlich blieb es dennoch. Yewwl erkannte darin Vorteile – so brauchte sie nicht genau – und unwahr – erklären, was sie mit Wainwright Station zu tun hatte.)
Ayon gab nach. Er war stolz auf die Gemeinschaft, der er diente, und würde es genießen, sie umfassend vorzuführen. »Man verlangt von mir, dass ich bestimmte Dinge mitnehme, wenn ich euch führe«, sagte er und ging ins Haus zurück. Als er wiederkam, trug er einen kleinen Kasten an das linke Handgelenk geschnallt, den Banner als Funkgerät erkannte, und ein größeres Objekt steckte in einer Tasche an seinem rechten Oberschenkel. Yewwl wusste selbst, dass es sich dabei um einen Strahler handelte. »Bleibt dicht bei mir und fasst ohne Erlaubnis nichts an«, befahl er.
– »Das ist weniger, als wir erhofft hatten«, sagte Yewwl zu ihrer Eidesschwester. »Ich wollte frei umhergehen.«
– »Sie legen normale Vorsicht an den Tag«, entschied die Menschenfrau. »Wenn sie deine wahre Absicht auch nur ahnten, wäret ihr Gefangene. Vielleicht können wir die Lage tatsächlich zu unseren Gunsten wenden. Der Führer beantwortet vielleicht Schlüsselfragen – solange er dich weiter für eine unwissende Barbarin hält.«
»Was geht vor, Mutter?«, fragte Skogda. Er strahlte Ungeduld aus. »Was will er von uns?«
Yewwl erläuterte es ihm. Ihr Sohn breitete die Schwingen aus und fletschte die Zähne. »Das ist eine Beleidigung«, schnarrte er.
»Ruhig, ruhig«, drängte sie. »Wir müssen hier unseren Stolz herunterschlucken. Später, wenn wir nach Hause reisen, werden wir viele Tiere jagen und sie erlegen.«
Ayon musterte sie starr. Banner
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