Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)
hatte er noch nie in seinem Leben so einen süßen, knackigen Hintern in den Händen gehalten. War er bescheuert? Alles zerfiel, und er schaute ihr auf den Hintern. Dieser Urlaub brachte ihn noch um den Verstand.
Sie hatte ihm wieder den Rücken zugedreht, fast so als wollte sie, dass er ihren perfekten schlanken Körper von oben bis unten begutachtete.
»Und du?«, fragte sie weiter. »Hat’s dir nicht gefallen?«
Carlos Puls beschleunigte sich. Er konnte regelrecht spüren, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Er steckte seine Hände in die Hosentaschen, weil er plötzlich nicht mehr wusste, wohin mit ihnen.
»Na sag schon!« Sie ließ nicht locker.
»Ja«, druckste er herum, »sicher war das Wahnsinn. Vor allem mit dir. So was hab ich lange nicht, also noch nie, erlebt. Aber du bist doch gar nicht meine Liga. Das ganze Chaos. Versteh mich nicht falsch, aber ich hab meine Anna. Also, wir sind seit Jahren. Waren so viele Jahre. Sorry, ich kann das einfach nicht beantworten. Ich hab keine Antwort. Auf nix.«
Carlo war derart ermattet, als hätte er versucht, einen Berg zu erklimmen, einen viel zu hohen Berg, ohne die geringste Aussicht auf das Gipfelkreuz. Solche Situationen war er nicht gewohnt. Sein Leben war immer geradlinig verlaufen, vorhersehbar.
Der Duft des heißen Kräutertees zog durch die Küche. Sandra richtete ein Tablett her, doch dann stellte sie sich vor Carlo, der die ganze Zeit an dem kleinen Fenster gestanden hatte.
Manchmal wussten Frauen viel mehr über das Leben, manchmal hatten Frauen ein viel besseres Gespür dafür, die verwobenen Fäden, die vom Schicksal gesponnen wurden, aufzugreifen. Mit ihrem angeborenen Instinkt konnten sie den Knäuel in ihre filigranen Hände nehmen und dem undurchsichtigen Chaos, das sich den Männern unablässig darbot, einen Sinn geben. Und dann sagten sie Sätze wie nun Sandra. »Mein lieber, großer, starker Carlo, das ist nur dieser Moment. Du spürst nur den unvermeidlichen Schmerz der Gegenwart. Ich versteh dich. Aber wenn wir bald darauf zurückblicken, wird es alles einen Sinn ergeben. Und wir werden glücklich sein. Vertrau mir.«
Sie gab ihm einen unbeschreiblich liebevollen Kuss, dann nahm sie das Tablett mit dem Tee, um es zu Saalfeld zu bringen.
Carlo, der Bär, fühlte sich wie ein kleiner Junge. Er verstand nicht, wovon diese kleine, wunderschöne Frau sprach.
Während Elli sich auf ihr Bett gelegt hatte, um zu lesen, endlich, in Ruhe, und dann doch schon nach der dritten Seite eingeschlafen war, versuchte auch Anna im Wohnzimmer zur Ruhe zu kommen. Doch offensichtlich wollte Tina sie ihr nicht gönnen. Ausgerechnet Tina. Als wäre Anna Luft oder unwichtig, breitete Tina ihre Yogamatte aus und begann, mit Kopfhörern im Ohr, ihre spastischen fernöstlichen Dehnungsübungen. Als hätte sie sich letzte Nacht nicht schon genug gedehnt. Anna fühlte sich absichtlich provoziert, jeder hätte das. Konnte man noch taktloser, noch unverschämter sein? Sie schob ihre Wolldecke zur Seite und sprang auf. In der nächsten Sekunde stand sie hinter Tina und zog ihr die Stöpsel aus den Ohren.
»Könntest du mich bitte alleine lassen?«
Als hätte Tina nur darauf gewartet, spielte sie dennoch die Überraschte. »Wieso?«
»Tu nicht so unschuldig. Lass mich einfach allein, ja. Wärest du so freundlich?«
»Entschuldige bitte, aber icke mach hier doch nur mein Yoga? Was stört dich daran?«
»Du bist echt die Höhe! Ich wollte hier ungestört entspannen. Das bitte ich dich zu respektieren. Ist das denn zu viel verlangt?«
»Vielleicht bist du nur sauer, weil ich deinen süßen Carlo verführt hab? Vielleicht bist du so egoistisch, dass du damit nicht klarkommst? Hm, was meinst du? Obwohl du selber ja auch nichts anbrennen lässt.« Tina blieb betont lässig. »Dabei hat er’s verdient, dass sich mal jemand um ihn kümmert.«
»Sag mal, hast du sie noch alle?« Ohne zu zögern, holte Anna aus und knallte Tina eine.
Man hätte nun eigentlich erwarten können, dass Tina ausflippte, die Beherrschung verlor und wie eine Kratzbürste über Anna herfiel. Aber da täuschte man sich, denn sie blieb absolut ruhig, ihre Überlegenheit, ihren Sieg genießend. Mochte ihre Wange auch noch so glühen, Tina schenkte der Ohrfeige einfach keine Beachtung. Sie blieb dabei, ihre Worte als Waffe zu nutzen.
Aber warum war Anna jetzt so ausgeflippt? Auch wenn Anna wirklich Grund genug gehabt hätte, sich Tina vorzuknöpfen, hatte sie die Berlinerin den ganzen Morgen
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