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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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sie heran, bis sich plötzlich Sandras blumig wohliger Körpergeruch in seine vertrocknete Nase schlich und Heiko ein für alle Mal begriff, dass es zwischen ihm und Sandra tatsächlich und unwiderruflich aus war.
    Sein Interesse an dem Geld hatte sich ebenso in Luft aufgelöst wie die Hoffnung auf eine zweite Chance für den Tag. Nicht nur heute, oder morgen, oder übermorgen, nein, da warteten noch einige üble Tage auf ihn. Und das Beste, das Schlauste, was er jetzt machen konnte, war, dem so schnell wie möglich ins Auge zu sehen. Wenn er jetzt auch noch anfing, seine Wunden zu lecken, dann konnte das seinen Todesstoß bedeuten.
    Auf dem schweren Weg zurück zu seinem Zimmer bleute er sich das wieder und wieder ein, hämmerte es sich regelrecht ins Gehirn. An dem Eingang zu seinem Herzen würde er eine große Tafel aufstellen, die jeder Frau schon von weitem in großen Buchstaben klarmachen würde, dass hier für lange, lange Zeit geschlossen war. Und noch einen Entschluss fasste Heiko: Beim ersten Anzeichen von Wetterberuhigung war er weg. Er würde das Gaspedal voll durchtreten, ohne Sandra, ohne Hörbücher, Rätselhefte und Kaugummis.
    Er kam an Annas Zimmertür vorbei und blieb, ohne nachzudenken, stehen. Seine Hand war jetzt nur wenige Zentimeter vom Türgriff entfernt. Er könnte hineingehen und Anna zeigen, wie es aussah, wie es sich anfühlte, wenn er zur Abwechslung die Führung übernahm. Sein Körper hatte den Befehl, die Klinke herunterzudrücken, bereits gegeben, doch sein Kopf kam zur Besinnung, und er drehte sich reflexartig weg. Noch völlig unter Spannung schritt er weiter zu seinem Zimmer. Doch in der nächsten Sekunde wirbelte er erneut herum, stand wieder vor Annas Zimmer. Heiko klopfte mit der Fingerkuppe auf die braunlasierte Kassettentür. Schneller als erwartet, öffnete sich die Tür, und Heiko zuckte zusammen.
    »Ja?« Anna stand genauso halbnackt vor ihm wie noch eben in der Küche.
    Heiko wollte über sie herfallen, doch er brauchte all seinen Mut, um überhaupt ein Wort herauszubringen. »Können wir, also, na ja, können wir ein bisschen reden? Ginge das?« Heiko traute seinen Ohren nicht. Wie kam er aus diesem Schlamassel wieder heraus? Er ruderte zurück. »Also, wenn du lieber alleine, also deine …«
    »Komm schon rein!«, unterbrach ihn Anna.
    Als sie die Tür hinter ihm geschlossen hatte, standen sie leicht hilflos im Raum. Heiko war überrascht, dass ihr Zimmer anders eingerichtet war als seines. Es war heller, die Möbel schienen etwas jünger, dafür teurer, der gleiche Stil, aber eine edlere Ausführung. Und an den Wänden hingen nicht wie bei ihm Landschaftsbilder, sondern lauter Aufnahmen von Bäumen. Außerdem waren Annas Sachen überall verstreut, nicht schlampig, aber sie schien nicht wirklich an das Konzept Kleiderschrank zu glauben. Heiko wollte sich gerne setzen, aber der einzige Stuhl stand hinten am Fenster, und auch über ihn waren fein säuberlich gleich mehrere Hosen gelegt worden.
    Anna hatte sich auf ihr Bett gesetzt, neben ihr ruhten wie in Heikos Zimmer unberührt ein Kissen und eine Decke. Sie schob Carlos Bettzeug zur Seite und sagte: »Bitte! Worüber willst du denn reden?«
    Immer noch verunsichert, näherte sich Heiko dem Bett und setzte sich in Zeitlupentempo neben sie. Gab es einen noch verführerischeren Draufgänger?
    »Was liegt dir denn auf dem Herzen?«, fragte sie ihn schon beinahe mütterlich. Um ehrlich zu sein, es lag vieles in der Luft, aber keine Spur von Sex.
    Unnötig ernst fragte Heiko: »Was machen wir hier eigentlich?«
    »Na, wir sitzen im Bett.«
    »Du weißt, was ich meine. Wir alle, was passiert mit uns, hier in diesem Mausoleum?«
    »Mausoleum ist übertrieben, findest du nicht?« Dann wurde sie nachdenklich. Sie zog ihre Beine an und stützte den Kopf auf ihre Knie. Beide starrten vor sich hin.
    Schließlich sagte sie: »Ich weiß es nicht, ich kann es dir auch nicht genau erklären. Wie soll ich sagen? Lag wohl so einiges im Argen, bei uns allen. Und jetzt ist es herausgekommen. Tut mir leid für dich und Sandra, wirklich. Aber was möchtest du hören? Dass es so besser ist?«
    »Besser?« Heiko war nicht wirklich begeistert, aber er wusste oder spürte, dass sie nicht ganz falschlag.
    »Hält doch nichts mehr ewig. Ein paar gemeinsame Jahre, je nachdem. Mehr zu erwarten ist doch naiv.«
    »Wir hatten da mal so einen Vortrag von einem Mathematiker. Es ging um Wahrscheinlichkeiten, darum dreht sich bei Versicherungen fast

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