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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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gehörte eindeutig nicht dazu. Carlo konnte sich schon seit Jahren nicht mehr von seinem netten Biergartenbauch trennen. Und sie selbst hatte der Ehrgeiz verlassen, den Kampf gegen die knapp zehn Kilo, die sie von der Idealfigur trennten, aufzunehmen. Elli würde immer »fraulich« sein. Und mittlerweile gefiel sie sich auch so.
    Tina nahm Platz und stürzte sich sofort auf die größten Kalorienbomben. Croissants, Käse, Marmelade, nichts war vor ihr sicher. Auch die anderen konnten nicht widerstehen, weder dem knusprigen Weißbrot noch der hausgemachten Salami oder dem Büffelmozzarella, noch all den anderen Köstlichkeiten, die Elli zusammen mit ihrem Bruder aufgetischt hatte. Von Kaffee in all seinen Variationen ganz zu schweigen. In dem großen Zauberschrank in der Küche hatte Elli eine azurblaue Tischdecke gefunden und kurzerhand beschlossen, das Frühstück nach draußen auf die breite Gartenterrasse zu verlegen. Der ovale Teakholztisch, von den vielen Sommern ganz grau, war ideal, so wie er da stand, von der weichen Vormittagssonne und dem blaugrünen Garten in Szene gesetzt.
    Zuvor, auf dem Rückweg, hätte Carlo auf dem bewaldeten Weg den Hang hinauf beinahe Sandra überfahren. Die war joggend und mit ihrem iPod bewaffnet wie aus dem Nichts aus dem Wald gekommen und hatte das Auto offensichtlich nicht gehört. Während Carlo und Elli den Beinahe-Crash erst verdauen mussten, hatte Sandra einfach nur gelacht, ihnen zugewunken und war wieder in den Wald gespurtet. Ganz schön unerschütterlich, die Kleine, dachte sich Elli.
    Jetzt saß Sandra frisch geduscht und fröhlich mit ihnen am Tisch, um sich ein Glas Orangensaft nach dem anderen zu genehmigen.
    Für einen Moment konnte man fast glauben, sie alle hätten ihren Urlaub genauso geplant und nicht anders. Eine Gruppe von Freunden, die sich zusammen ein Ferienhaus gemietet hatten und die kostbare Zeit zusammen genossen. Doch der Schein trog. Es herrschte lediglich ein allgemeiner Waffenstillstand. Der Schlaf, der sonnige Morgen und das herrliche Frühstück hatten sie alle kurz besänftigt. Doch eine Frage hing weiter drohend über ihnen. Wie sollte es jetzt weitergehen? Wer reiste freiwillig ab? Wer machte den ersten Schritt? Oder kam es unvermeidlich zum Eklat?
    »Na, gut geträumt?«, fragte Anna in die Runde. Selbst sie schien bester Dinge zu sein, obwohl sie etwas zu förmlich oder gar streng gekleidet war. Weiße Bluse mit großem Kragen und dunkelblaue Bundfaltenhose. Immerhin trug sie keine Socken in ihren blauen Slippern. Gestern Abend hatte Elli eine ganz andere Anna erlebt. Traurig, nachdenklich, deprimiert und ratlos. Heute war sie wieder ganz die Alte, tough und kampfbereit. Sie wollte sich bestimmt keine Blöße geben, schon gar nicht vor Fremden.
    »Wusstet ihr das? Was man in der ersten Nacht träumt, das geht in Erfüllung«, meldete sich Tina zu Wort.
    »Wovon träumen Versicherungsmenschen?« Lutz wollte wohl genau dort weitermachen, wo er gestern aufgehört hatte. »Können die überhaupt noch schlafen?«
    »Heiko träumt nicht«, erklärte Sandra freundlich. Sie meinte das nicht böse. »Das findet er doof. Nur ganz, ganz selten, und dann von Zahlen.«
    »Noch einen Tag halt ich das nicht aus.« Heiko stand auf.
    Anna ergriff das Wort. »Nehmt es nicht persönlich, aber das hier, das ist doch alles ein Witz. Wir können nicht die nächsten zwei Wochen so aufeinander hocken. Ihr müsst euch endlich bewegen.«
    Darauf war keiner der anderen so richtig vorbereitet. Sie waren ja alle irgendwie noch mitten im Frühstück. Carlo sah Anna an, Lutz sah zu Tina und Sandra zu Heiko.
    Jetzt wird es spannend, dachte Elli. Das war sogar besser, echter als jedes dieser gruppendynamischen Experimente an der Uni. Carlo brummte vor sich hin, sagte aber vorerst nichts. Ausgerechnet Lutz ergriff das Wort: »Bewegen? So, wie es aussieht, habt ihr da ganz klar mehr Spielraum. Wir müssen hierbleiben, ob wir wollen oder nicht.«
    Der Mann war Elli ein Rätsel. Allein wie er dasaß! Halb in sich verkrümmt, mit ausgeleiertem, schwarzem T-Shirt und schwarzer Jeans. Nicht gerade lebensfroh. Mit den kurzrasierten Haarstengeln gab er einen perfekten Nihilisten ab. War er eigentlich gestern genauso gekleidet? Elli konnte sich nicht erinnern. Lutz war unsichtbar.
    »Sorry, aber das ist sicher nicht mein Problem.« Anna sah keinen Grund, auf diese Mitleidsnummer einzugehen.
    »Nehmt euren Bus und geht irgendwo campen! Is doch auch was?«, schlug Heiko vor. »Muss ja

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