Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)
fragen, rechts von Carlo nieder.
Lutz links. »Verdammte Hitze! Unerträglich!«
Carlo war eingekeilt. Er musterte Heiko. »Fesch! Hast heut noch einen Auftritt?«
»Auftritt? Ach so! Ja, mein neuer Look. Super, oder?«
»Ja, super Look. Super dezent. Passt zu dir.«
»Immerhin trage ich hier exklusive italienische Designer. Frisch aus Mailand, sozusagen. Mein Dank geht an Kurzhaar Kreuzberg.«
»Was soll denn ständig das idiotische Kurzhaar Kreuzberg? Ich nenn deine Freundin ja auch nicht Leipziger Allerlei!«
Heiko fixierte Lutz böse, dann jauchzte er: »Hey Leute, Lutz hat einen Witz gemacht!«
»Du kannst mich mal!«
»Meine Herren! Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Gibt’s dich auch in einer gutgelaunten Version?«, beschwerte sich Heiko kopfschüttelnd. »Der Typ is doch echt nicht zu fassen.«
»Was soll denn das schon wieder heißen?«
»Was das heißen soll? Das will ich dir sagen! Seit zwei Tagen verbreitest du nix als schlechte Laune. Frag Carlo! Junge, du drückst ganz schön auf die Stimmung. Ich hab noch nie so einen Miesepeter erlebt wie dich. Ich weiß gar nicht, wie deine Freundin das aushält?«
»Du meinst Kurzhaar Kreuzberg?« Der Name gefiel Carlo.
»Ganz richtig. Kurzhaar, große Klappe Kreuzberg.«
»Ossi Aufschneider«, schimpfte Lutz.
»Burschen, ganz ehrlich, muss des sein? Bis vor zwei Minuten hab ich hier herrliche Ruhe gehabt«, mischte sich Carlo ein und deutete die Straße entlang. »Schaut’s da drüben is auch noch ein Café!«
In diesem Moment kam der Kellner. Ohne seine neuen Gäste anzusehen, fragte er sie nach ihrer Bestellung. Während Lutz sich mit einer Cola zufriedengab, sollten es für Heiko ein Prosecco mit Aperol, eine Latte macchiato und ein Pellegrino sein. Es sah also nicht danach aus, als würden die beiden Carlo seinen Frieden gönnen.
»Und Carlo, was hast du dir Schönes gekauft?«, fragte Heiko.
»Bis jetzt nur zwei Cappuccino und eine Bruschetta.«
Heiko war versöhnlicher: »Ich sag ja nur, es hätte uns alle auch schlimmer treffen können.«
»Noch schlimmer?« Carlo wusste nicht, warum er Grund zum Jubeln haben sollte.
»Also hör mal, wir sitzen hier in der Sonne, in Itaaaalien.« Heiko zog das Wort in die Länge. »Mit ordentlich Spesengeld in der Tasche und schönen Frauen an unserer Seite. Da hab ich schon tragischere Geschichten gehört.«
»Jaja. Bei dir dreht sich immer alles nur ums Geld.« Mit Verachtung und Kopfschütteln rückte Lutz seinen Stuhl noch weiter in den Schatten. »Du verstehst gar nichts.«
»Geld regiert nun mal die Welt«, sagte Heiko fröhlich. »Und das ist auch gut so.«
»Von wegen! Das ist ihr Untergang. Solche Typen wie du, ihr seid der Untergang.«
Heiko sah Lutz cool an. »Wie ein Messias schaust du auch nicht gerade aus.«
»Hältst dich wohl für den Höhepunkt der Schöpfung, was?«
»Du etwa nicht?«
Der Kellner brachte die Getränke und sah gleichgültig durch sie hindurch. Lutz leerte seine Cola in einem Zug.
»Hör mal, Freiheitskämpfer, dass Geld allein nicht glücklich macht, also das ist ja wohl eine Binsenweisheit«, echauffierte sich Heiko. »Das haben wir im Osten zehnmal am Tag eingetrichtert bekommen, mit Megaphon, direkt ins Ohr, schon beim Frühstück. Aber kein Geld zu haben, das macht die Sache auch nicht einfacher.« Heiko lehnte sich zufrieden zurück. »Da sind wir uns doch einig, Sportsfreunde, oder?«
Schon wieder dieses »Sportsfreunde«! Carlo stellte es die Haare auf.
»Unkontrollierbare Banken, kriminelle Hedgefonds, zügellose Spekulation, eine Blase nach der anderen. Ja, Geld regiert die Welt. Aber wer regiert das Geld?«
»Sag mal«, forderte Carlo Lutz heraus, »wer war denn da vorhin in der Küche der Herr Oberbankier?«
»Ich bin eben gewissenhaft.« Lutz bestellte sich per Handzeichen die zweite Cola.
»Gewissenhaft hast du ne Schraube locker!«, sagte Heiko.
»Denk, was du willst. Ich hab meinen Ethos, ein Gewissen. Ich weiß, was meine Aufgabe ist. Die reiten alles in den Abgrund. Absichtlich! Du Heiko, du bist nur Kanonenfutter.«
Für Carlo waren das alles typische Berliner Chaotensprüche. »Wenn ich dir jetzt und hier eine Million auf dein Konto überweise. Was passiert dann? So prinzipiell?«
Lutz leerte auch die zweite Cola in einem Zug. »Würde ich sofort spenden für …«
»Ha! Spenden!«, platze es aus Heiko heraus. Er lachte höhnisch. »Wie naiv!«
Doch Lutz überhörte den Einwurf. »… für den Kampf gegen das weltweite
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