Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)
Schulden.«
»Rothschild? Die machen einen hervorragenden Rotwein. Das wär’s jetzt«, sagte Carlo.
»Danke Carlo«, sagte Lutz zynisch und fuhr fort, »eins steht fest, bald gibt es Krieg, dann herrscht Ausnahmezustand. In Friedenszeiten macht man gute Geschäfte, aber es gibt kein besseres Geschäft als den Krieg oder eine ordentliche, globale Krise. Dann lässt sich das Umverteilungsspiel am besten spielen. Monopoly in seiner reinsten Form.«
Heiko schlackerten die Ohren. Als hätte ihn jemand im Vollwaschgang in die nächste Waschmaschine geschmissen, genauso fühlte er sich jetzt. Zum ersten Mal griff er nach seinem Glas Prosecco, stellte es aber gleich wieder ab, ohne davon zu trinken. Er war wie geteert. Information overload!
Carlo blieb süffisant. »Da schau her! Was du alles weißt.«
»Mach dich ruhig lustig über mich, aber das ist nur die Spitze des Eisberges, das könnt ihr mir glauben.« Lutz nahm einen Eiswürfel und lutschte daran. Plötzlich standen Sandra und Tina, mit Taschen beladen, vor ihm.
Sandra schnappte sich sofort Heikos Aperol-Prosecco, und Tina musterte fröhlich die Männerrunde. »Na Jungs, habt ihr nett gequatscht?«
»Wir haben ein bisserl Monopoly gespielt«, scherzte Carlo. »Übrigens, netter Regenmantel!«
Tina schien sich tatsächlich über das Kompliment zu freuen und präsentierte gleich auch das wenige, was sie darunter trug. Ein Bein leicht angewinkelt, auf den Zehenspitzen balancierend, klimperte sie keck mit den Wimpern. »Und wie findest du meinen Rock?«
Carlo schürzte die Lippen. »Welcher Rock?« Dann stand er auf und verabschiedete sich.
Immer noch recht kraftlos sah Heiko kurz zu Lutz, schüttelte den Kopf und stand ebenfalls auf. »Los, Mausilein, wir gehen jetzt ordentlich shoppen, vollpower.«
Leicht überfordert sah Sandra ihre Taschen an. »Aber nur, wenn du die Tüten trägst.«
Heiko legte einen Schein auf den Tisch.
»Schön die Tüten tragen, gell Rockstar!«, rief Tina ihm hinterher.
Auch Lutz meldete sich zu Wort: »Heiko! Kanonenfutter, vergiss das nicht.«
Heiko war am Ende.
Genug Architektur. Es wurde Zeit, sich anderen Dingen zu widmen. Zum Beispiel den achtzehntausend Euro, die sie als Trostpflaster mit sich führte. Trostpflaster wofür?, fragte sie sich. Bis jetzt hatte sie zwei herrliche abwechslungsreiche Tage verlebt. Was das Geld anbetraf, belogen sie sich alle selbst. Im Grunde genommen hatten sie alle das Geld gestohlen. Wie Diebe, nie um eine Ausrede verlegen, machten sie sich alle was vor. Sie hätten genauso gut alles nehmen können. Für Carlo war das alles nur Spielgeld, eine lächerliche Summe, er würde es nicht einmal anrühren. Für Anna und sie war es schon eher eine Summe, aber letztlich auch nicht wirklich von Bedeutung. Sie konnten beide nicht klagen. Elli verstand es eher als einen Wink des Schicksals, gerade jetzt in ihrer Situation, dem Neuanfang, ein wenig mit dem Geld um sich zu schmeißen. Ein wenig Unvernunft, das war das Mindeste, was sie sich leisten sollte. Also hielt sie Ausschau nach einer Boutique mit vielversprechendem Design und wenigen, dafür sehr exklusiven Kleiderstangen.
Die Sonne stand schon so tief, dass nur hier und da noch etwas Streiflicht auf die Hauswände fiel. Ansonsten war alles um sie herum in das magische Blau des Schattens gehüllt. Elli überlegte, ob sie sich nicht einen kleinen Aperitif gönnen sollte, sozusagen als Start, zum Aufwärmen? Zur Inspiration?
Genau in diesem Moment entdeckte sie einen ihrer Lieblingsdesigner: Fendi. Vor einer halben Ewigkeit hatte sie sich einmal mit einem Businesskostüm von Fendi belohnt und damit in den folgenden Jahren die Herren Bauträger beeindruckt. Es war eines dieser seltenen Kleidungsstücke, das, so schien es, nur für sie geschneidert worden war. Nur fünf Minuten später scharte sich eine halbe Dienerschaft um Elli herum. Zwei schnuckelige Verkäufer zeigten ihr abwechselnd Blusen, Kleider, Hosen, Handtaschen, eine junge Frau stellte ein Glas Prosecco für sie auf einem kleinen Ziertischchen ab, und ein anderes junges Ding war ins Lager entschwunden, um ein Paar Schuhe in der passenden Größe zu holen. Ja, Elli meinte es ernst. Das hatten die Damen und Herren Fendi schnell begriffen. Hier ging es nicht nur um eine Bluse. Nein, hier wollte jemand ein Komplett-Outfit, einmal von oben bis unten. Das ganze Menü. Verführt mich, signalisierte Elli mit ihrem mysteriösen Blick und ihren mondän belustigten Mundwinkeln.
Die
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