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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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allem daran liegen mochte, dass Feline, die Chefin, viel von Frauen hielt.
    Ob das allerdings mit diesem Prachtexemplar von Chef gut ging? Mich beschlich das Gefühl, dass Clemens zu der seltenen Sorte Männer gehörte, um die sich alle Frauen, und nicht nur Diane, im Ernstfall auch schlugen, selbst wenn es sich um den Chef handelte – oder gerade weil …
    Ich hatte meinen Laptop noch nicht angeschaltet, als Marion auch schon zur Konferenz zusammentrommelte.
    »Kommt ihr bitte.«
    Wir folgten Marion in den Konferenzraum, dessen moderne Möbel sich gut vom Altbauambiente und dem knorrigen Parkett abhoben. Sehr geschmackvoll, wie die gesamte Einrichtung im Haus.
    Marion hatte Getränke bereitgestellt und blieb, um Protokoll zu führen.
    Unauffällig schüttete ich in kürzester Zeit zwei Tassen Kaffee hinunter – schwarz. Gerade rechtzeitig, denn Clemens ließ nicht lange auf sich warten und begrüßte uns schon im nächsten Moment freudestrahlend mit einem warmen, wachen Lächeln, bei dem ich das Gefühl hatte, persönlich gemeint zu sein. Aufmerksam beobachtete ich ihn und versuchte herauszufinden, wie er sich Diane gegenüber verhielt. Mir fiel nichts Besonderes auf. Womöglich war das doch nur ein Gerücht gewesen, mit dem sich Diane hatte wichtig machen wollen.
    »Schön, jetzt sind wir vollzählig. Wie ihr wisst, habe ich markt:schau gegründet, war danach für einen öffentlich-rechtlichen Sender jahrelang in Paris und New York als Korrespondent und bin von Feline Wagenknecht mit der Aufgabe betraut worden, Phosphor mit eurer Hilfe zum führenden Kulturmagazin in der Altersgruppe achtzehn bis fünfundvierzig zu machen. Gretchen habt ihr bestimmt schon kennen gelernt. Sie wird für Kino und DVD s zuständig sein, war vorher bei der Cinema und Film ab . Diane, unsere Fachfrau für Musik, arbeitete bei verschiedenen Labels und Konzertagenturen, hat ein Volontariat beim Rolling Stone gemacht und bei Duett gearbeitet. Michi, promovierte Germanistin, ist für die Literatur zuständig und war jahrelang bei der Neuen Zürcher Zeitung . Wie ihr seht, sind wir eine hochkarätige Truppe, und dementsprechend viel wird auch von uns erwartet.«
    Ich staunte nicht schlecht. Das war wirklich eine gute Besetzung, zumindest den Namen der Medien nach zu urteilen, für die wir alle bisher gearbeitet hatten. Lediglich die Vorstellung, dass Michi promoviert hatte und eine »Frau Doktor« war, fand ich eher lustig. Das passte überhaupt nicht zu ihrem scheuen Wesen.
    Mich wunderte, dass Diane Vollzeit arbeitete und anscheinend auch gut war. Frauen wie sie studierten Kunstgeschichte höchstens zum Zeitvertreib und um sich bei Galadiners nicht zu blamieren. Wir hatten ganze Heerscharen blondierter, strassbesetzter Düsseldorfer Wohltätigkeitstöchter an der Uni gehabt, die meistens schon vor ihrem Abschluss verheiratet wurden und das Studium erst mal aussetzten, um eine einjährige Flitterwochenweltreise anzutreten.
    Clemens ging zum Fenster, hielt inne und sah minutenlang hinaus. Mein Auto konnte diesmal nicht der Grund sein, es war wohl eine Masche oder eben seine Art nachzudenken.
    »Habt ihr die letzten Phosphor -Ausgaben gelesen?«
    Alle nickten gleichzeitig.
    »Wie fandet ihr sie? Diane?«
    Diane machte ein angewidertes Gesicht, was gut zu ihrer gesamten Erscheinung passte. Ungefähr so musste sie dreinblicken, wenn ein Kellner wagte, ihr Lachskaviar anstatt Beluga unter die Nase zu halten.
    »Sterbenslangweiliges Geseiere und keine Ahnung von guter Musik!«
    »Michi? Wie war der Literaturteil?«
    Michi zuckte zusammen und antwortete mit dünner Stimme: »Also, ich möchte den Vorgänger nicht schlecht machen, jeder hat ja seine eigene Art, Bücher zu behandeln, aber ich fand es nicht sehr ansprechend.«
    »Selbstverliebtes Lamentieren war das«, warf Diane ein, die Frau für klare Worte, wie man schnell merkte. Den scharfen Ton lernte man sicher im jahrelangen Umgang mit den Bediensteten.
    »Gretchen, wie sah es im Filmbereich aus?«
    Clemens sah mich interessiert an. Dieser Blick!, fuhr es mir durch den Kopf. Dann fasste ich mich wieder.
    »Die Filme waren zu spezifisch ausgewählt und viel zu ausführlich beschrieben. Ich hatte nach den meisten Rezensionen keine Lust mehr, den Film zu sehen, weil ich das Gefühl hatte, jede Szene schon zu kennen. Außerdem fehlte mir die Begeisterung, die Artikel waren mit viel zu vielen Fachtermini gespickt, was vielleicht für Freaks spannend ist, aber nicht für den gebildeten

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