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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Persönliches von ihm hängt, so als ob es keine Privatperson Clemens Vogelmann geben würde?!«
    Sie hatte Recht, seine Fotos waren Fotos von beruflichen Veranstaltungen, der Zengarten auf seinem Schreibtisch ein Geschenk von Feline, die Pflanzen hatte Marion aufgestellt, und ansonsten standen da sein Laptop, DVD s, Bücher und CD s zur Bemusterung.
    Das einzige Persönliche im Raum war das De-Niro-Zitat aus Heat.
    »Nicht ganz, Michi, du hast was vergessen!«, rief ich und zeigte auf den Spruch.
    »Don’t let yourself get attached to anything you are not willing to walk out on in thirty seconds flat if you feel the heat around the corner.«
    Widerwillig mussten wir lachen. Es war zu absurd … und plötzlich kam mir die Vermutung, dass überall Kameras angebracht sein mussten und wir die unfreiwilligen Protagonisten einer neuen Realityshow waren, die da hieß Lass dich nie mit deinem Chef ein! «.
    »Das ist doch filmreif!«, rief Diane. Ich überlegte, ob es nicht doch Hinweise gegeben hatte, die ich nicht wahrhaben wollte, wie zum Beispiel dieses Filmzitat, das er groß und gut leserlich drapiert hatte, damit jeder, der mit ihm sprach, es lesen konnte. Eigentlich hätte er auch einfach ein großes Warndreieck anbringen können mit dem Schriftzug: »Achtung, bin weder bindungsbereit noch zu greifen. Lasst euch besser nicht auf mich ein, und wenn doch, macht euch nicht zu große Hoffnungen!«
    Ratlos wechselten Michi, Diane und ich zur Sitzecke. Ich war mir sicher, dass uns alle der gleiche Gedanke beschäftigte, nämlich, wie wir eigentlich reagieren wollten, wenn Clemens wieder zurück war.
    »Es kann ja wohl nicht sein, dass er einfach ungeschoren und ohne ein Wort der Erklärung davonkommt, ich meine, wir haben ein Recht darauf, zu erfahren, was eigentlich los ist«, ereiferte sich Michi.
    Was los war, konnten wir uns inzwischen denken.
    Diane ging pragmatisch an die Sache heran und überlegte laut, was ihm am meisten wehtun würde.
    »Wo können wir ihn richtig treffen?«, überlegte sie laut.
    Sehr witzig, dafür müssten wir Clemens erst mal kennen, um zu wissen, was ihn trifft.
    »Ich glaube, wenn seine Wirkung auf Frauen nachließe, würde ihn das sehr treffen, aber darauf haben wir wohl kaum Einfluss«, sagte ich, und Michi und Diane stimmten mir zu.
    Wahrscheinlich könnten wir Clemens jetzt, wo wir wussten, wie er funktionierte, in den Wahnsinn treiben, und zwar einfach indem wir uns seinen Avancen gegenüber standhaft gezeigt hätten. Dafür war es leider zu spät, nachdem er uns alle schon eingefangen hatte.
    »Wie wär’s, wenn wir ihn ignorieren und so tun, als ob wir niemals mit ihm liiert waren?«, schlug Diane vor.
    Michi und ich schüttelten unisono den Kopf.
    »Nee, damit tust du ihm eher einen Gefallen, dann muss er sich nämlich nicht rechtfertigen und kommt geschickterweise auch noch um eine Erklärung herum!«, antwortete ich stellvertretend für alle.
    Das sah sie ein.
    »Was, wenn wir sagen, wir hätten kein Interesse mehr, so toll sei er nun auch nicht, und es gebe ja auch weitaus bessere Liebhaber?«
    Im Ansatz nicht verkehrt, es würde zumindest an seiner Eitelkeit kratzen, aber nicht glaubhaft genug. Das würde er uns nie abnehmen.
    Aus Michi sprudelte es auf einmal heraus.
    »Ich hab’s! Marion verschafft sich die Daten für seine Bankkonten, die wir leer räumen, und dann schreiben wir allen Menschen, die er in seinem Mailverteiler hat, eine Warnmail, was er uns angetan hat!«
    »Michi, wir wollen uns rächen und nicht gleich kriminell werden!«, versuchte ich sie auf den Teppich zu bringen, wobei mir die E-Mail-Aktion gefiel. Wenn wir dabei nur nicht selbst schlecht weggekommen wären, denn wer will schon namentlich darauf hinweisen, dass er sich mit seinem Chef eingelassen und es nicht geschnallt hat, dass dieser die komplette Belegschaft samt Freundinnen beglückte. Warf auf einen selbst kein allzu gutes Bild!
    Nach langer Diskussion kamen wir zu dem Ergebnis, dass es für Clemens das Schlimmste sein musste, wenn wir ihn gemeinsam zur Rede stellten und ihn fragten, wie sich das so vereinbaren ließ, wer er denn eigentlich wirklich sei und in wen von uns er denn nun ernsthaft verliebt sei? Konfrontation war für den gemeinen Mann schon schlimm, für einen wie Clemens die Hölle!
    Wenn er etwas beherrschte, dann sich aus Situationen herauszuwinden und ihnen zu entkommen. Unseren berechtigten Fragen nicht entkommen zu können musste für ihn eine maximal unangenehme Situation

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