Flashback
einer anderen Akademie Militärgeschichte gelehrt hatte, bevor man ihn hierherbeordert hatte, um auf die tapsigen Wochenendkrieger aufzupassen, die die Grenze bewachten.
»Stammen die Aufnahmen von Satelliten oder von Drohnen?«, fragte Sato.
»Von Satelliten«, erwiderte der Major. »Wir mieten zivile Satelliten beispielsweise von den Indern. Die Streitkräfte von Nuevo Mexico schießen unsere Drohnen ab.«
»Die Reconquistas beherrschen also den Luftraum südlich von hier?«
Malcolm zuckte die Achseln. »Eigentlich sind es die Texaner, die seit ungefähr einem Jahr den Luftraum kontrollieren …, sie haben sogar bemannte Flugzeuge eingesetzt. Aber in den letzten drei Monaten haben die Nuevos Abfangraketen wie Iron Dome und Magic Wand eingesetzt. Damit besitzen die Reconquistas zahlreiche Verteidigungspunkte gegen texanische Mittelstreckenraketen, und seitdem fliegt praktisch nichts mehr durch die Luft – auch unsere Drohnen nicht.«
»Aber die Reconquistas haben nicht ihre eigenen Flugzeuge hochgeschickt?« Sato hatte die wuchtigen Unterarme ineinander verschränkt.
Malcolm schüttelte den Kopf. »Die Texaner haben luftgestützte Versionen des alten israelischen Nautilus Skyguard, die aus einer Entfernung von dreihundert Kilometern hinter der texanischen Grenze alles im östlichen Luftraum von Nuevo Mexico herunterholen können. Glauben Sie mir, Mr. Sato …, dort unten hat im Augenblick keiner die Lufthoheit.«
Sato warf Nick einen Blick zu, aber dieser hatte keine Ahnung, was ihm der Sicherheitschef damit signalisieren wollte. Dass es keine gute Idee gewesen wäre, nach Santa Fe zu fliegen? Nick taxierte die verwischten Rauchwolken auf den vielen Monitoren, die für
sich bewegende Panzerdivisionen oder brennende Fahrzeuge und Truppen standen. Auf jeden Fall ist es keine gute Idee, da mit einem Auto durchzufahren.
»Aber die Luftkorridore von L.A. nach Santa Fe sind doch noch offen«, bemerkte Nick.
Major Malcolm schielte ungeduldig zu Sato. »Ja, diese schmalen Korridore im Westen von Santa Fe sind immer noch offen. Die kann man nicht so einfach dichtmachen bei den vielen Millionären, Filmproduzenten und Schauspielern, die mit dem Privatjet zu ihrem Zweitwohnsitz in Santa Fe düsen müssen.«
Nick seufzte leise. Wenn Nakamura uns einen Flug nach L.A. spendiert hätte, damit wir von dort im Flugzeug von so einem Filmkrösus direkt nach Santa Fe fliegen, dann hätten wir uns diesen ganzen Müll sparen können.
Sato wandte sich an den Major. »Sir, würden Sie uns angesichts der heftigen Kämpfe entlang der I-25 raten, den Highway 64 nach Taos und dahinter zu nehmen?«
Den Highway 64 kannte Nick. Er kannte ihn von seiner letzten Fahrt nach Santa Fe im Polizeikonvoi vor über zehn Jahren. Der reinste Alptraum – Räuber in den Bergen, eingestürzte Brücken, herumziehende paramilitärische Verbände der fürchterlichsten Spielarten –, doch wenigstens schickte die Duchess of Taos, die Urenkelin eines sozialistischen Romanautors, der dort seit den sechziger Jahren gelebt hatte, ungefähr sechzig Kilometer weit – fast die halbe Strecke zwischen Taos und Raton – Patrouillen aus, um die Lage ein wenig zu beruhigen. Von Taos waren es nur zwei Stunden auf der Low Road nach Santa Fe.
»Eigentlich«, erwiderte Major Malcolm, »kann ich Ihnen und dem Berater im Moment keine der beiden Routen empfehlen.«
Als Sato stumm blieb, schob der Major erneut die Hand in einen der Monitore. »Der einzige Ziviltransport, der in den letzten zwei Wochen eine Fahrt nach Santa Fe versucht hat, war ein Konvoi aus
zwölf Lastwagen – eine gemeinsame Aktion von Coca Cola und Home Depot – mit drei Militärfahrzeugen als Begleitschutz. Schon kurz nach dem Passieren unserer Barrikaden haben wir jeden Kontakt zu ihnen verloren. Sie sind nie in Santa Fe angekommen, und wir vermuten, dass sie das sind … Hier.«
Nick beugte sich vor, um den orangeschwarzen Fleck unter Malcolms Zeigefinger besser zu erkennen. Auf halber Strecke zwischen den kleinen Ortschaften Springer und Wagon Mound, die ungefähr dreißig Kilometer entfernt auf einer Hochebene lagen.
»Wir müssen aufbrechen, Sir«, drängte Sato. »Raten Sie uns zur I-25 oder zum Canyon Highway nach Taos?«
Achselzuckend ließ Malcolm den Arm sinken. »Ehrlich gesagt, könnte die I-25 diese Woche etwas günstiger sein. Die Kannibalen von Gallagos aus dem alten Pfadfinderlager Philmont bedrohen mit ihren Überfällen inzwischen ein großes Stück der Canyonstrecke. Die
Weitere Kostenlose Bücher