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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hatte. Nach einer Pause ergriff er wieder das Wort. »Aber was für Gefühle lösen all diese Erinnerungen in Ihnen aus, Bottom-san?«
    Nick seufzte. Aus irgendeinem Grund – vielleicht war es Mr. Nakamuras Neugier – wollte Sato tatsächlich etwas über seine Stimmungslage erfahren. Unter normalen Umständen hätte Nick vielleicht das Zimmer verlassen, doch das Zimmer bewegte sich im Augenblick mit siebenundsiebzig Stundenkilometern, und er war auf seinem Platz festgezurrt. Auf dem GPS-Display las er, dass sie als Nächstes Las Vegas erreichten – das Las Vegas in New Mexico, nicht die Glücksspielstadt in Nevada.

    »Ich fühle mich, als wäre fast die ganze zweite Hälfte meines Lebens ein gottverdammter Alptraum gewesen. Irgendwie er warte ich, dass ich jederzeit aufwachen und feststellen werde, dass es nur ein Scheißtraum war … Dass Hawaii nicht abgefallen ist und nicht nach sechs läppischen Jahren Monarchie von euch Japanern übernommen wurde. Dass Dara und ich wieder dort hinfahren könnten wie in unseren Flitterwochen. Dass Santa Fe einfach eine nette Stadt mit gutem Essen und teilweise feiner Kunst ist statt ein von Räubern beherrschter Ort, wo mir jemand eine fünfzehn Zentimeter lange Klinge in den Bauch gerammt hat. Ich möchte aufwachen und sehen, dass ich in einem Land lebe, dessen Macht überall anerkannt wird – aber aus guten Gründen, nämlich weil es der Welt Gerechtigkeit bringt –, statt zu erleben, dass unsere Kinder – mein Sohn nächstes Jahr, Sato – auf Schlachtfelder mit unaussprechlichen Namen geschickt werden und sterben, weil sie für euch Japaner kämpfen … Aber nicht mal für euer gottverdammtes Land, sondern für diese Zaibatsu oder Keiretsu, die Japan inzwischen unter ihre Kontrolle gebracht haben. Ich möchte aufwachen und durch die Straßen meiner Stadt gehen können, ohne Angst haben zu müssen, dass ein verrückter junger Dschihadist in meiner Nähe seinen Sprengstoffgürtel zündet, ich möchte an einem Sommerabend ein Spiel der Rockies besuchen können, ohne mir Sorgen machen zu müssen um Heckenschützen und Attentäter. Ich möchte aufwachen und erleben, dass ich mir mit meinen Ersparnissen tatsächlich was kaufen kann – eine Reise mit dem Flugzeug oder mit dem Auto – und dass meine Frau noch bei mir ist und mich begleitet. Aber der Albtraum ist real. Der böse Traum ist Wirklichkeit, und alles Schöne, was wir uns erträumt haben – Dara und ich, alle Amerikaner –, ist vorbei. Geschichte, Schall und Rauch.«
    Schwer atmend verstummte Nick. Er konnte bloß hoffen, dass die Nässe auf seinen Wangen verdammt noch mal nur vom Schweiß stammte.

    »Ist das der Grund, warum Sie Flashback nehmen, Bottom-san? « Satos Stimme war leise.
    »Da können Sie Ihren Arsch darauf verwetten, dass das der Grund ist, Hideki-san. Und der Grund, warum sich die Hälfte meiner Bekannten bei den Cops die Knarre in den Hals gesteckt hat.«
    »Die Knarre in den …, äh, ja.«
    Nick schüttelte den Kopf, soweit es der Helm und die Panzermaske zuließen. Kaum stellt Sato ein paar blöde Fragen, fängt der frühere Detective Nick Bottom an zu flennen – oder zumindest zu schwitzen – wie eine kleine Göre. Jämmerlich. Wieder einmal musste Nick erkennen, dass er nur noch ein Wrack war. Im Moment wollte er bloß zurück in seine Wabe in dem alten Baby Gap, die Tür abschließen und sich mehrere Stunden Flash reinziehen.
    Schließlich wandte er sich erneut an Sato. »Aber Japan hat sich auch verändert, oder?«
    »O ja, Bottom-san. In den letzten Jahren des Umbruchs hat Nippon die Hülle von Kultur und Demokratie abgeworfen, die ihm MacArthur und die amerikanischen Besatzer nach dem verlorenen Krieg aufgezwungen hatten, und ist zu seiner natürlichen Form von Hierarchie und Regierung zurückgekehrt.«
    »Und zwar?«, fragte Nick. »Die Herrschaft der Familie und des Machthabers, die sich im ständigen Kampf der Zaibatsu und Keiretsu durchsetzen?«
    » Hai . So ist es, Bottom-san. Mehr oder weniger. In diesem Sinn hat Nippon die unbequeme Pseudodemokratie abgeschüttelt – eine Kulturform, die nie zu uns gepasst hat. Jetzt gelten wieder die traditionellen Formen früherer Generationen wie Bakufu, Shōgunat und Seii Taishōgun, das heißt eine strenge militärisch-industrielle Führung unter einem starken Herrscher.«
    »Formen aus dem japanischen Mittelalter.« Nick konnte sich seinen Spott nicht ganz verkneifen.
    »Ja, Bottom-san. Unser Mittelalter, das angedauert hat, bis

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