Flashback
drei Stufen der Sicherheitsprozedur im Rückwärtslauf über sich ergehen lassen: Mr. Nakamuras persönliche Ninjas reichten ihn an die Wachleute des Nippongeländes weiter, und diese übergaben ihn an die Polizei von Colorado und an die für den Schutz ausländischer Diplomaten abgestellten DS -Agenten des Außenministeriums. Von Letzteren erhielt Nick seine Glock im Gürtelhalfter zurück. Dann stieg er in den Gelding und war bereit zur Abfahrt, nur dass Sato sich offenbar nicht zurechtfand.
»Tut mir leid, der Sitz ist elektrisch und funktioniert schon länger nicht mehr«, murmelte Nick dem massigen Sicherheitschef zu, der zwischen Sitzlehne und Armaturenbrett eingekeilt war. »Auch den klemmenden Gurt wollte ich schon länger herrichten. « Der Gurt ließ sich ungefähr fünfzig Zentimeter weit herausziehen, reichte also kaum bis zu Satos Schulter, dann ging nichts mehr.
»Haben Sie einen Airbag?«, fragte der Sicherheitschef.
»Ahhh … « Nick fiel plötzlich ein, dass der Wagen bei der Ankunft hier CMRI-gescannt worden war. Sato wusste also, dass bei dem uralten Hybridauto alle Airbags fehlten. Nick hatte sie schon vor Jahren verkauft.
Sato fummelte eine Minute lang an dem reglosen elektrischen Sitz herum. Gerade als Nick aussteigen und sich selbst daran zu schaffen machen wollte, stemmte Sato die Füße auf den Boden, stieß das ächzende Knurren eines Sumoringers aus und drückte.
Kreischend fuhr der festgeklemmte Sitz zurück, bis die Lager beinahe aus den Schienen rissen und die Lehne fast die Rückbank berührte.
Dann gab Sato ein weiteres Gewichthebergrunzen von sich und zerrte mit aller Kraft an dem Schultergurt.
Irgendwas in dem Mechanismus riss, und drei Meter Gurt flogen heraus. Sechzig Zentimeter hinter dem Fahrer und halb liegend ließ Sato den Gurt einschnappen.
Nick setzte sich wieder ans Steuer und fuhr los. Er hätte gern die Fenster hochgerollt, um das Gelächter der DS-Agenten auszusperren, aber in dem kleinen Auto war es schon jetzt furchtbar heiß, und die Klimaanlage funktionierte nicht, wenn die Batterien so schwach waren.
Die schwachen Batterien waren ein Problem.
Nick hatte sein Telefon in den Armaturenschlitz gesteckt, und die Navifunktion teilte ihm mit, dass die kürzeste Strecke zur Cherry Creek Mall – sein Herweg über den Speer Boulevard zur 6, zur I-70 und dann von der Evergreenabfahrt zur Grünzone in umgekehrter Richtung – 47,97 Kilometer betrug. Die DS-Agenten hatten den Gelding mit dem superschnellen 240-Volt-Gerät aus ihrer Garage aufgeladen, aber die Anzeigen des Telefons und des Wagens waren sich darin einig, dass die alten Batterien nur für 39,17 Kilometer Saft hatten, selbst wenn man das abschüssige Stück der I-70 in den Hügeln berücksichtigte.
Nick Bottom hatte überhaupt keine Lust, an diesem Freitag mit Mr. Hideki Sato irgendwo acht Kilometer vor dem Ziel auf dem Speer Boulevard liegen zu bleiben – wahrscheinlich im Reconquistaterritorium südlich des Zentrums.
Scheiß drauf , dachte Nick nicht zum ersten Mal an diesem Vormittag. Frechheit siegt.
Wummernd, zischend und ratternd bahnte sich der Gelding seinen Weg aus der Grünzone zur I-70.
Sato lag fast flach auf dem umgeklappten Beifahrersitz und so weit hinten, dass man hätte glauben könnte, er würde von Nick chauffiert. Doch dem Sicherheitschef schien die lächerliche Position nichts auszumachen. Er faltete die schwieligen Hände über dem Bauch und beobachtete die vorüberziehenden Bäume.
Nick warf einen kurzen Blick zum Himmel. »Mr. Sato, wie haben Sie den Film von mir auf Flashback in der Sackgasse gemacht? Manche Aufnahmen sahen aus wie von einer handgeführten Kamera aus drei Metern Entfernung.«
»So war es auch«, antwortete der Sicherheitschef.
Nick wollte auf der Auffahrt zur Interstate beschleunigen, aber der Gelding war nicht in der Stimmung, obwohl es bergab ging. Wenigstens herrschte auf der I-70 in östlicher Richtung kein starker Verkehr, in den er sich hätte einfädeln müssen. Nick konnte sich noch gut erinnern, wie es früher gewesen war. Man konnte auf die I-70 fahren und brauchte den Highway 1663 Kilometer lang lediglich zum Tanken zu verlassen – ungefähr achthundert Kilometer hinter Denver im Wüsten- und Bergland von Utah ging er in die I-15 über –, bis man in Los Angeles am Santa Monica Pier zum Pazifik gelangte.
Jetzt kam ein unternehmungslustiger Fahrer in seinem Wagen auf der I-70 nur noch bis nach Vail, hundertachtundfünzig Kilometer westlich
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