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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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dem Mord an Keigo mit der Polizei von Denver zu tun hatten. Ich würde mich an Sie erinnern.«
    Sato schwieg.
    In der letzten Sekunde nahm Nick die Abfahrt zum Highway 6. Kürzer war besser. Hoffte er zumindest.
    Alle Ladeanzeigen leuchteten gelb oder rot, aber Nick wusste, dass in dem Gelding noch Kraft für ein paar Kilometer schlummerte. Genau wie in ihm.
    »Warum sind Sie nach dem Tod von Mr. Nakamuras Sohn nicht in die Staaten gekommen? Als Leiter von Nakamuras Sicherheitsdienst hätten Sie doch an vorderster Front sein müssen, um den Cops hier Fragen zu stellen. Aber Ihr Name taucht nicht mal in den Akten auf.«
    Wieder blieb Sato stumm. Seine Augenlider waren fast – wenn auch nicht ganz – geschlossen. Es sah aus, als würde er schlafen.
    Plötzlich hatte Nick begriffen. »Sie waren bei Keigos Sicherheitsdienst. «
    »Ich war Keigo Nakamuras Sicherheitsdienst«, antwortete Sato. »Sein Leben lag die ganze Zeit in meiner Hand, während er seinen Film über Amerikaner und Flashbacksucht gemacht hat.«

    Nick rieb sich über Kinn und Wangen und spürte die Stoppeln nach der hastigen Rasur am Morgen. »Meine Güte.«
    Eine Zeitlang waren nur das Wummern und Rattern des Gelding zu hören. Das belebende Bremsen hatte wohl geholfen, auch wenn den maroden Anzeigen nichts davon anzumerken war. Inzwischen hielt es Nick für möglich, dass sie es doch noch bis zur Garage der Cherry Creek Mall schaffen würden.
    »Ihr Name war nicht in den Akten«, stellte Nick schließlich fest. »Da bin ich mir ganz sicher, auch ohne Flashback. Das heißt, Sie haben sich nicht gemeldet. Auch Nakamura hat Sie im Lauf der Untersuchung nie erwähnt. Sie hatten wichtige Beweise zur Ermordung von Keigo Nakamura, aber Sie und Ihr Chef haben es der Polizei und uns allen verschwiegen.«
    »Ich weiß nicht, wer Keigo Nakamura ermordet hat«, erwiderte Sato leise. »Wir wurden … kurz getrennt. Als ich ihn fand, war er tot. Ich hatte der Polizei nichts zu erzählen. Es gab keinen Grund, in den Vereinigten Staaten zu bleiben.«
    Nick lachte bellend. »Der Mann, der die Leiche findet, flieht außer Landes …, hat der Polizei nichts zu erzählen. Nett. Ich schätze, die Hauptfrage ist, wieso Sie überhaupt noch für Hiroshi Nakamura arbeiten, nachdem sein Sohn unter Ihrem Schutz getötet wurde.«
    Es war eine brutale Bemerkung, und Nicks Schulterblätter juckten bei der Vorstellung, dass der wuchtige Sicherheitschef eine Kugel durch die Lehne des Fahrersitzes jagen könnte.
    Doch Sato sog nur leise zischend die Luft ein. »Ja, das ist eine wichtige Frage.«
    Wieder fiel es Nick wie Schuppen von den Augen. »Sie haben schon eine Untersuchung durchgeführt – Sie und Ihre Sicherheitskräfte. Habe ich recht, Sato? Vor fünfeinhalb Jahren.«
    »Ja.«
    »Und trotz Ihrer ganzen Technik mit MUAVs und Satelliten
und was weiß ich nicht noch haben Sie nicht rausgefunden, wer den Sohn Ihres Chefs umgebracht hat.«
    »Wir haben es nicht rausgefunden.«
    »Wie lang hat die Untersuchung gedauert, Sato?«
    »Achtzehn Monate.«
    »Wie viele Leute haben in dieser Zeit mitgewirkt?«
    »Siebenundzwanzig.«
    »Heilige Scheiße«, entfuhr es Nick. »Was für ein Aufwand an Geld und Personal. Sie haben Keigos Mörder nicht aufgespürt, haben uns – den Cops in Denver und dem FBI – aber nie erzählt, dass Sie eigene Ermittlungen durchgeführt haben?«
    »Nein.« Satos Stimme schien von weither zu kommen.
    »So viel Geld, Personal und Technologie«, sinnierte Nick, »und Sie konnten nicht rausfinden, wer dem Jungen die Kehle aufgeschlitzt hat. Aber von mir erwartet Ihr Chef, dass ich den Mord kläre, indem ich die Zeugen abklappere und ein bisschen Flashback nehme.«
    »Ja.«
    »Was passiert mit Ihnen, wenn dieser letzte Versuch scheitert?« Kaum hatte Nick die Frage gestellt, als ihm auch schon die Antwort einfiel – allerdings ohne den passenden Begriff.
    »Ich begehe Seppuku.« Satos Stimme und Gesicht blieben ausdruckslos. »So wie ich es schon – ohne die Erlaubnis zu erhalten – die ersten beiden Male angeboten habe, als ich meinen Herrn enttäuscht habe. Diesmal wurde mir die Erlaubnis im Voraus erteilt.«
    »Herrgott«, flüsterte Nick.
    Sein Handy im Diskeyschlitz stieß ein Terroralarmsummen aus, und im gleichen Augenblick drang aus der Ferne ein dumpfer Knall durchs offene Fenster. Im Nordosten hing eine schwarze Rauchfahne. Drei Kilometer nördlich kreisten deutlich sichtbar wie Aaskrähen schwarze Heimatschutzhubschrauber.
    Nick sprach sein

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