Flashback
abzustützen.
Der Don blieb ruhig sitzen. »Ihre Frau, Dara Fox Bottom, war wirklich sehr schön. Genau dort hat sie gesessen … in dem Stuhl, den Sie gerade frei gemacht haben … «
Unbeholfen fuhr Nick herum, um den leeren Stuhl anzustarren. Als er sich wieder zu Nuchajew umdrehte, musste er sich mit beiden Händen festhalten, um nicht zu stürzen. »Dara hier? Warum? Wann?«
»Am Tag nach Keigo Nakamuras Interview mit mir«, antwortete der Don. »Vier Tage, bevor derjunge Mr. Nakamura in Denver ermordet wurde. Er und sein Gefolge waren schon zurückgereist, als sich Ihre Frau mit mir getroffen hat.«
»Mit Ihnen getroffen …, aber warum?«
Alles drehte sich um Nick. Das Wasser. Nein, nicht das Wasser. Nuchajew hatte ja ebenfalls davon getrunken. Irgendwas im Glas, das sich mit dem Wasser verband. Etwas, das langsamer wirkte als der Scheißtaser, aber genauso sicher.
»Der Mann, der sie nach Santa Fe begleitet und zusammen mit ihr im Inn of the Anasazi gewohnt hat …« Nuchajews Stimme
klirrte und hallte wie aus weiter Ferne durch einen sich schließenden Schacht. »Dieser stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Harvey Cohen hatte nicht viel Fantasie. Aber Ihre wunderschöne Frau, Nick Bottom, Ihre Frau Dara hatte …«
Was es auch war, das seine Frau gehabt hatte, von Don Chosch-Achmed Nuchajew sollte es Nick nie erfahren.
Er schlitterte bereits durch den dunklen Schacht hinab ins Dunkel.
1.14
DENVER UND LAS VEGAS
FREITAG, 17. SEPTEMBER BIS SONNTAG, 19. SEPTEMBER
Denver stand noch, als Nick am Freitagabend zurückkam. Zumindest der größte Teil von Denver. Irgendeine Gruppe hatte die Zweigstelle der US-Münzanstalt an der West Colfax Avenue in der Nähe des Civic Center Park in die Luft gesprengt.
Wieso die USA überhaupt noch eine Münzanstalt hatten, war Nick schleierhaft. Münzgeld benutzte doch sowieso niemand mehr. Von Bedeutung war die Zerstörung dieses alten Wahrzeichens daher nur für die Terroristen, die die Bomben gebaut hatten, und für die fünf gelangweilten Wachleute, die bei dem Anschlag mitten in der Nacht in den Tod gerissen worden waren. Diese Art von Informationen hakten Nick und eine Million andere Bewohner von Denver schon längst unter ignorieren und vergessen ab.
Was im Gegensatz dazu sofort Nicks Aufmerksamkeit weckte, als er nackt aus der Dusche trat, war eine zehn Minuten alte SMS von Lieutenant K.T. Lincoln. Nick – alles in Ordnung, keine Sorge. Wir müssen uns nicht treffen. Tante.
Tante war ihr alter Code aus gemeinsamen Copzeiten für Treffen absolut notwendig, total eilig und bedeutete zudem, dass der sonstige Text der Nachricht genau als sein Gegenteil zu verstehen war. Eine Art Notsignal also.
Irgendetwas war schiefgelaufen.
Nick wählte ihre Handynummer und hörte ihre Automatenstimme,
die den Anrufer wissen ließ, dass sie im Dienst war, und ihn aufforderte, eine Nachricht zu hinterlassen.
»Bin gerade erst wieder in der Stadt angekommen.« Nick bemühte sich um einen gelangweilten Tonfall. »Freut mich, dass alles in Ordnung ist. Ruf mich an, sobald du Zeit hast. Ach ja, mein altes Telefon ist kaputt, ich hab eine neue Nummer.« Er gab ihr die Nummer des Prepaidhandys durch, das er aus einer hinter der Wandverschalung versteckten Tasche gegraben hatte. Nach ihrem Rückruf konnte er es wegwerfen.
Fünfzehn Minuten später meldete sich K. T. »Ich leite eine Über wachungsaktion an der East Colfax Avenue. Aber bis halb zwölf ist es bestimmt vorbei, weil die Jungs vom Notdienst ihren Wagen zurückhaben wollen. Wir treffen uns um Mitternacht. Da, wo der Typ damals diese Sache gemacht hat.« Sie unterbrach die Verbindung. Nick war sich sicher, dass sie ebenfalls ein Prepaidhandy benutzt hatte.
Beim Anziehen warf Nick einen Blick auf den Fernseher. Kurz nach neun. Fast drei Stunden noch. Die Zeit konnte er nutzen, um darüber zu spekulieren, warum K. T. sich so dringend mit ihm treffen wollte.
Nick war wieder bei Bewusstsein, als ihn Don Chosch-Achmed Nuchajews Leute vor der Kathedrale absetzten. Mit wackligen Beinen und einer Riesenwut im Bauch lief Nick das kurze Stück zum japanischen Konsulat.
Eigentlich hatte er erwartet, dass Sato und die anderen Japsen im Konsulat ganz scharf darauf wären zu hören, was ihm der Don erzählt hatte. Insgeheim hatte er mit einem Verhör gerechnet, das vom Nachmittag bis zum Abend dauern und bei dem Natriumpentothal – ebenso wie andere sogenannte Wahrheitsdrogen – zum Einsatz kommen würde, falls sie
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